App bietet erste Orientierung in Herne
Menschen, die neu sind in Deutschland, haben viele Fragen: Wo finde ich was? Worauf muss ich achten? Wer sind meine Ansprechpartner? Und was ist in Deutschland überhaupt üblich? Damit Neuzugewanderte sich besser orientieren können, hat die Stadt Herne die Integreat-App für Herne eingerichtet. Diese wurde am Montag, 9. Juli 2018, vorgestellt.
Kostenlose App bietet Infos aus Herne
Die kostenlose App bietet Informationen rund um das Leben in Deutschland und in Herne. Sie soll eine Art Wegweiser sein, um Neuzugewanderten die Orientierung zu erleichtern. Auch für Menschen, die mit Neuzugewanderten arbeiten, sind die Hinweise und Kontaktdaten der Ansprechpartner hilfreich.
Günstige, schnelle Lösung
„Die erste Frage ist immer: Wie können sich Neuzugewanderte hier zurechtfinden? Angefangen vom formalen Rechtsstatus über den Spracherwerb, einen Arbeitsplatz bis hin zur Freizeit“, erklärt Dezernentin Gudrun Thierhoff. „Eine Zeit lang haben wir die Erfahrung gemacht, dass Menschen an der falschen Stelle vorgesprochen haben, dass sie nicht die notwendigen Unterlagen dabei hatten und deswegen hin und her geschickt wurden. Vieles hat deswegen länger gedauert als nötig.“ Das wollte die Stadtverwaltung ändern und hat deswegen nach einer günstigen, schnellen und niederschwelligen Lösung gesucht.
Fündig geworden ist sie unter anderem in der Nachbarstadt Bochum, die die Integreat-App bereits nutzt. Entwickelt wurde die App vom gemeinnützigen Unternehmen Tür an Tür gGmbH aus Augsburg. Rund fünfzig Kommunen in Deutschland nutzen die App bereits, mit jeweils eigenen und gemeinsamen Inhalten. Das macht die App auch günstig, denn alle Inhalte der App dürfen von allen teilnehmenden Kommunen genutzt werden. Es muss also nicht jeder Text neu geschrieben und übersetzt werden.
App in sechs Sprachen
Für Herne haben Mitarbeiter aller Fachbereiche, die mit Neuzugewanderten arbeiten, aktuelle Informationen, Kontaktdaten und Ansprechpartner zusammen getragen. Die Informationen können vom Redaktionsteam aktualisiert und ergänzt werden. Damit auch Menschen, die gerade erst angefangen haben, Deutsch zu lernen, damit arbeiten können, werden die Texte ins Englische, Arabische, Farsi, Rumänische und Bulgarische übersetzt.
Zugewanderte sollen selbstständig werden
„Die Menschen sollen schnell selbstständig werden und nicht immer auf einen Beratungstermin oder einen Übersetzer warten müssen“, sagt Corina Dähne vom städtischen Projektbüro Integration. Viele der Informationen helfen, den eigenen Alltag zu regeln. Die Texte sollen auch Verständnis dafür schaffen, warum bestimmte Regelungen notwendig sind und warum es wichtig ist, schnell einen Integrationskurs zu besuchen.
„Die App ist ein Wegweiser, sie soll die persönliche Beratung nicht ersetzen“, erklärt Safaa Bouchara vom Kommunalen Integrationszentrum (KI). Die Sozialpädagogin ist selbst in Marokko aufgewachsen und zum Studium nach Deutschland gekommen. Heute arbeitet sie als Integrationsscout für die Stadt Herne. „Eine solche App hätte ich mir damals auch gewünscht. Obwohl ich die deutsche Sprache schon konnte, hatte ich Orientierungsprobleme. Es ist wichtig, zu wissen, was man zuerst machen muss. Das nimmt einem die Unsicherheit“, erzählt Bouchara aus eigener Erfahrung.
Herne hat schnell gearbeitet
Wer die App herunter geladen hat, kann die Inhalte auch offline lesen, falls er gerade kein mobiles Internet hat. Wer die App nicht auf seinem Smartphone hat, kann die Inhalte online nutzen. Denn Integreat ist unter web.integreat-app.de auch über das Internet abrufbar. Dadurch sind die Texte in allen verfügbaren Sprachen auch über eine Internetsuche zu finden, erklärt der Integreat-Geschäftsführer Daniel Kehne. Er und sein Team übernehmen für die ersten zwei Jahre die Wartung und Pflege der App und beraten die Stadt Herne. Mit 250 Euro im Monat ist das sehr günstig, weil viele Entwickler und Mitarbeiter von Integreat ehrenamtlich arbeiten. Herne sei übrigens eine der schnellsten Kommunen gewesen, so Kehne. Innerhalb von acht Monaten hatte die Stadtverwaltung die App kennen gelernt, sich dafür entschieden und die Inhalte samt Übersetzung fertig gehabt. Seit Montag, 9. Juli 2018, ist die App für Herne online.
Nina-Maria Haupt