Ausstellung

Archäologie-Irrtümer: Ausstellung 2017

9. Januar 2015 | Freizeit Gesellschaft Kultur

Unter den Exponaten: ein Skelett des sagenhaften Einhorns, das tatsächlich aus Bären- und Mammutknochen zusammengesetzt wurde oder eine fränkische Krone, bei der es sich in Wahrheit um die Beschläge eines Eimers handelt. Dreiste Betrüger hatten angebliche Sensationsfunde manipuliert, denn Irrtümer und Fälschungen machen auch vor der Archäologie nicht Halt. Die Ausstellungs-Vorbereitungen rollen auch einen Fall neu auf, der in Westfalen für kurze Zeit die Fachwelt in eine trügerische Begeisterung versetzte.

Hinter Sensation steckte pfiffige Marketingidee

Die Episode, die 2017 in den Herner Ausstellungsvitrinen präsentiert wird, hat sich unweit des heutigen Museums ereignet. In Herten (Kreis Recklinghausen) vermuteten die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vor über 30 Jahren an einer Gartenmauer eine Sensation, hinter der eine ganz banale Wahrheit steckte - beziehungsweise eine pfiffige Marketingidee.

Auch die Archäologen tappten in die Falle

Paul Blasynski entdeckte im April 1980 eine kleine Schutthalde hinter seiner Gartenmauer in Herten. Bei genauer Untersuchung zeigte sich: Es handelte sich um Feuersteine, darunter offenbar auch bearbeitete Werkzeuge und Waffen. Der hinzugezogene Stadtarchivar Friedhelm Glinka war sich sicher: Hier wurden Flintwerkzeuge und -waffen aus der Mittelsteinzeit entsorgt. Sicherheitshalber präsentierten die Finder den Experten vom LWL in Münster den vermeintlich spektakulären Fund. Die örtliche Presse berichtete über die "Sensation". Denn auch die Archäologen waren überzeugt, dass hier Zeugnisse aus der späten Alt- bzw. Mittelsteinzeit auf einem Haufen lagen. Mehr noch: Die Objekte stammten ihrer Einschätzung nach sogar aus Belgien oder Nordfrankreich.

Kurze Zeit später die enttäuschende Wahrheit: Die in Herten ansässige Fleischwarenfirma Herta war inzwischen ebenfalls auf die Sensationsmeldung aufmerksam geworden und klärte auf: Das Unternehmen hatte die Feuersteine in einem belgischen Steinbruch geordert, um sie als historisch anmutende Steinzeitmesser Präsentkoffern mit Fleischerutensilien beizulegen. Die übrig gebliebenen "Abfälle" wurden auf dem Firmengelände unweit der Gartenmauer entsorgt.

Zumindest bei der Herkunftsbestimmung lagen die Archäologen aus Münster also richtig - nur die Datierung lag ein paar tausend Jahre daneben. Ob sich womöglich tatsächlich einige "echte" Flintwerkzeuge aus der Steinzeit in der Lieferung an die Firma Herta verbargen, bleibt vorläufig ein Rätsel.

Ziel: Revidieren überholter Vorstellungen

Die geplante Ausstellung bietet die Gelegenheit, populäre aber überholte Vorstellungen zu vergangenen Epochen und ihren Artefakten zu revidieren, spektakuläre Betrugsfälle aufzurollen sowie Arbeitsmethoden in den Blick zu rücken. Es geht um Erkenntnisfortschritt - und die Frage, warum Irrtümer und Fälschungen dennoch immer wieder möglich sind.

www.lwl-landesmuseum-herne.de

LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, Herne