Auf die Message kommt es an

18. November 2021 | Ausgabe 2021/4

Timur Bambil setzt als Singer-Songwriter auf tiefgründige Texte

„Melancholisch, ehrlich, authentisch“ – so beschreibt Timur Bambil seine Musik. Für seine gerade einmal 21 Jahre hat er klare Vorstellungen: Er weiß, was er kann und wo er hinwill. Dass er bereits im Kindesalter begonnen hat, sich mit Musik zu beschäftigen, kommt ihm heute zugute.

Früh übt sich
Gitarre spielt Timur Bambil, seit er sieben Jahre alt war. 2020 entschied er sich dazu, auch Klavierspielen zu lernen. Im Chor war er nie, auch Gesangsunterricht hat er nie genommen. Aber der Wunsch, sich in Texten auszudrücken, kam bereits mit elf Jahren auf – „die klangen nur noch nicht gut“, berichtet der Musiker schmunzelnd. Mit 14 Jahren nahm er zusammen mit einer Freundin das erste Mal beim „Herbert!“, dem Herner Jugendkulturpreis, teil. Den Anstoß dafür hatte ihnen ihr Kunstlehrer vom Pestalozzi-Gymnasium gegeben und damit den musikalischen Weg des Singer-Songwriters entscheidend mitgeprägt: „Das war der Moment, wo ich das Ganze etwas ernster genommen habe. Ich bin total froh, dass ich da so Unterstützung bekommen habe.“ Beim „Herbert!“ gefiel es ihm so gut, dass er fünf weitere Male mitmachte. Auch beim Kunstcamp Ruhr war er 2021 dabei und konnte sich dort mit vielen jungen Talenten austauschen. „Das war genial. Man ist aufgewacht und hat direkt angefangen, Musik zu machen“, erinnert sich Bambil.

„Man ist aufgewacht und hat direkt angefangen, Musik zu machen.“

„Ein Song ist erst richtig gut, wenn er auch eine gute Message hat“, findet der Herner.

Authentisch muss es sein
Besonders stolz ist er auf seinen Song „I don’t mind“. Damit hat er beim „Herbert!“ 2020 den dritten Platz belegt. „Das ist mein kleines Baby. Es geht darum, den Glauben zu verlieren, nicht mehr weiter zu wissen und in Gott keinen Halt zu finden.“ Neben gescheiterten Beziehungen setzt er sich in seinen Texten auch immer öfter mit sich selbst und dem Erwachsenwerden auseinander. „Ein Song ist erst richtig gut, wenn er auch eine gute Message hat“, findet der Herner. Teilweise schreibe er ganze Songs in nur einer Nacht – „wenn etwas Krasses passiert ist und man das unbedingt verarbeiten muss.“ Für andere brauche er Wochen oder gar Monate. Mit anderen zusammen textet er noch nicht lange. Dass er sich damit noch schwertut, zeigt, wie wichtig ihm glaubwürdige Texte sind: „Ich könnte nichts singen, was irgendwer anderes geschrieben hat und das ich dann an den Mann oder die Frau bringen muss.“

Eine alternative Karriere
Seit Oktober 2020 studiert Bambil Soziale Arbeit in Siegen. Eine Musikkarriere ist sein Traum, aber falls es nicht klappen sollte, kann er sich vorstellen, Jugendtherapeut zu werden. Nebenbei arbeitet er beim CVJM Herne. Dadurch verbringt er noch viel Zeit in seiner Heimat. Auch nach dem Studium möchte er im Ruhrpott bleiben. „Ich will wirklich nicht weit weg. Ich kenne mich hier aus und fühle mich zuhause“, erklärt der Singer-Songwriter.

Ein paar Akkorde über den Dächern von Herne…

…um die Stufen…

…der Musikerkarriere noch etwas höher zu steigen.

Auf dem Weg zum Debütalbum
Das „Herbert!“-Preisgeld hat der 21-Jährige in seine Musikausrüstung investiert: „Ich nehme alle Songs zuhause auf und mittlerweile kann ich auch mit Stolz sagen: Das hört sich gut an. Das war anfangs nicht so. Es ist einfach cool zu sehen, dass man sich das alles selbst erarbeiten kann, wenn man will.“ Nachdem er im Juli 2021 seine EP „Sightseeing“ veröffentlicht hat, arbeitet Timur Bambil jetzt an seinem ersten Album, das im Frühjahr 2022 erscheinen soll.

Von kleinen und großen Auftritten
Neben seinen öffentlichen Auftritten spielt der Herner Künstler auch auf Hochzeiten oder in Wohnzimmern. Dort präsentiert er neben Covern immer mehr seine eigenen Stücke. Wohnzimmerkonzerte gefallen ihm besonders gut: „Wenn das Publikum anfängt, von der Couch aus mitzusingen – das ist ein geiles Gefühl.“ Aber auch in die großen Hallen träumt er sich: „Ich will unbedingt, egal was kommt, in der Westfalenhalle spielen.“ Dort hat er bei seinem ersten Konzertbesuch den Rapper Casper live gesehen. Für Timur Bambils nächsten Auftritt geht es aber erstmal nach Köln. Bei dem deutschlandweiten Musikwettbewerb „SPH Music Masters“ steht er im Halbfinale und singt am Freitag, 17. Dezember 2021, um den Einzug ins Finale.

„Ich will unbedingt, egal was kommt, in der Westfalenhalle spielen.“

Text: Katharina Weitkämper     Fotos: Thomas Schmidt