Städtische Galerie

Aus Erinnerung wird Kunst

20. Mai 2020 | Kultur

„Mein Großvater und mein Vater liebten es, Ereignisse zu dokumentieren, so habe ich einen großen Fundus an Erinnerungen aus dem ich meine Bilder und Skulpturen schaffe“, sagt Susanne Schmidt bei der Vorstellung ihrer Ausstellung am Dienstag, 19. Mai 2020, in der Städtischen Galerie. Schmidt zeigt 30 ihrer Werke, die auf allen Etagen der Galerie zu sehen sind. „Wir haben der Künstlerin hier ein kleines Atelier eingerichtet, so dass sie hier auch arbeiten kann. Somit ist sie tatsächlich ein Artist in Residence (englisch: Am Ort arbeitender Künstler)“, sagt Andrea Prislan, Kuratorin der Ausstellung.

  • Bei der Pressekonferenz zur Ausstellung.© Frank Dieper, Stadt Herne

Urlaub auf Sylt

Eine Arbeit aus dem Jahr 2004 zeigt vier Figuren aus Draht und Gips. „Hier habe ich die Erinnerung an einen unserer Familienurlaube auf Sylt verarbeitet. An der Haltung der Figur meiner Schwester sieht man, dass es ihr nicht gut ging“, so Schmidt. An den Wänden der Städtischen Galerie hängen Bilder, auch sie zeigen oft Urlaubsimpressionen, allerdings fehlt hier erfreulicherweise der Kitsch, den man vermuten könnte, wenn es um das Thema Urlaub geht. Die Künstlerin arbeitet in ihren Bildern fast skizzenhaft, trifft aber den Moment und die Stimmung genau.

Esel und Affen

Ihre Skulpturen aus Draht und weiteren Materialien zeigen oft Tiere, wie zum Beispiel zwei Eselsköpfe oder vier Affenmädchen im Kleid. Was die Künstlerin damit zeigen will, bleibt der Interpretation des Betrachters überlassen. Die Skulptur „Hannelore“ zeigt ihre Mutter in Lebensgröße. „Hier habe ich mich ganz klar an ihr abgearbeitet“, sagt Schmidt mit einem Lächeln. Mit Hilfe der Tonbandaufnahmen und Tagebücher des Familienarchivs hat Susanne Schmidt mehrere Novellen geschrieben, „veröffentlicht sind sie allerdings noch nicht.“ Eilig hat sie es damit nicht. Die Künstlerin ist erfrischend entspannt, dem Internet-Stress hat sie sich nicht hingegeben. „Ich habe keine Webseite, die Infos über mich zu verbreiten überlasse ich den Galerien und Verlagen.“

Bis Pfingsten freier Eintritt

„Wir wollten die Ausstellung schon im April mit einer Vernissage starten. Die Corona-Pandemie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt der Leiter des Emschertal-Museums Dr. Oliver Doetzer-Berweger. „Deshalb freue ich mich umso mehr, dass die Ausstellung jetzt zu sehen ist, dazu bis Pfingsten sogar mit freiem Eintritt.“ Die Ausstellung „material memories – Skulptur und Malerei“ ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr  und 14 bis 17 Uhr, Samstag von 14 bis 17 Uhr und Sonntag von 11 bis 17 Uhr in der Städtischen Galerie zu sehen.

Patrick Mammen