Auszeichnung

Ausbildung in der Kältetechnik

14. April 2025 | Wirtschaft
(v,l.) Christopher Meier, Laura und Marcel Thomas sowie OB Dr. Frank Dudda. Foto: Thomas Schmidt, Stadt Herne

„Ich verstehe mich als Branchenbotschafter“, sagte Marcel Thomas, Inhaber der Firma Thomas Klimatechnik GmbH. Obwohl die Branche boomt und unverzichtbar für die Zukunft ist, sei sie zu Wenigen bekannt. Der 44-Jährige selber wuchs mit und in der Branche auf, und zwar im väterlichen Betrieb. „Die Hälfte meines Lebens beschäftige ich mich mit Kälte- und Klimatechnik. Unser gesamtes gesellschaftliches Leben fußt auf dieser Technologie: Angefangen von den großen Kühltruhen in den Märkten über Kühlungsanlagen in Rechenzentren bis hin zu einzelnen Wärmepumpen im Eigenheim. Aber das wird viel zu oft vergessen, und auch bei der Ausbildungssuche zu selten berücksichtigt. Leider. Denn die Branche ist zukunftssicher.“

Seinen Auszubildenden erteilt er, wenn es sein muss, selbst bei schulischen Belangen Nachhilfe. So wie es ihm ein Anliegen ist, seinen Beruf stärker bekannt zu machen und dafür zu werben, so ist es ihm auch wichtig, Nachwuchskräfte zu fördern. „Wir brauchen mehr Fachkräfte in dieser Branche. Daher bilde ich aus und engagiere mich. Die Klimatechnik hat sich ständig weiterentwickelt und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht. Gut ausgebildetes Personal wird dringend benötigt.“

Marcel Thomas und seine Frau beschäftigen in ihrem Herner Betrieb 20 Mitarbeitende. Laura Thomas, ursprünglich aus der Immobilienbranche kommend, kümmert sich um Personal und Buchhaltung. Sie ergänzen sich und arbeiten Hand in Hand.

Aktuell bildet der Betrieb drei junge Menschen aus. Das Miteinander im Betrieb und die Kollegialität sind dem Ehepaar wichtig. „Das Betriebsklima muss stimmen. Das gilt auch bei der Auswahl unserer Auszubildenden. Dabei sind die Noten nicht ausschlaggebend, auch ein Abitur ist nicht nötig. Selbst mit Hauptschulabschluss kann man den Beruf des Mechatronikers beziehungsweise der Mechatronikerin für Kältetechnik erlernen. Mathe, Physik und Chemie spielen sicher eine Rolle in dem Beruf.  Aber was man wirklich braucht, ist echtes Interesse. Wenn wir im Bewerbungsgespräch merken, dass jemand den Beruf wirklich erlernen will, dann machen wir alles andere auch möglich“, betont Chef und Ausbilder Thomas. Er selbst hat das Abitur gemacht und anschließend eine Ausbildung im elterlichen Betrieb absolviert. Aufgrund seiner schulischen Vorbildung konnte er die Ausbildung verkürzen. Gleich darauf folgte die Meisterschule.

Seit 2020 betreibt er den Betrieb allein. Er sieht sich in der Pflicht sein Wissen weiterzugeben. Jeder wird ernst genommen und berücksichtigt, sei es ein langjähriger Angestellter oder ein neuer Auszubildender. „Häufig haben unsere Angestellten bereits die Ausbildung bei uns absolviert. Wir kennen uns alle gut und kümmern uns“, so Laura Thomas.

  • Einblicke in den Arbeitsalltag eines Klimatechnikers. Foto: Thomas Schmidt, Stadt Herne

Christopher Meier, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, betont, wie wichtig eine erfolgreiche Nachwuchsförderung ist: „Ausbildung ist eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Dafür brauchen wir engagierte Unternehmen wie Klimatechnik Thomas. Nur mit gut ausgebildetem Personal bleiben die Firmen wettbewerbsfähig und erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt. Der Bedarf an Fachkräften ist heute schon sehr groß und eine Entspannung nicht in Sicht. Unternehmen, die jetzt in Ausbildung investieren, verschaffen sich einen klaren Vorsprung bei der Fachkräftesicherung von morgen. Das ist nötig, denn der Wettbewerb wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen.“

Der Ausbildungsmarkt in Zahlen, März 2025:

Erstmals im langjährigen Vergleich hat sich die Schere zwischen Bewerber*innen und Ausbildungsstellen auf dem Ausbildungsmarkt in Herne geschlossen. Da es mehr gemeldete Ausbildungsstellen gibt und weniger Bewerber*innen, hat sich die Auswahlmöglichkeit für die Jugendlichen deutlich vergrößert. Der Rückgang an Bewerber*innen führt jedoch auch dazu, dass aktuell weniger Stellen besetzt wurden.

„Die Halbjahresbilanz zum Ausbildungsmarkt zeigt, dass sich Herne als Stadt der Ausbildung weiter etabliert hat. Mit einem Plus von 28,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg an betrieblichen Ausbildungsstellen. Diese übersteigen die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. Erstmals hat sich die Schere auf dem Ausbildungsmarkt also geschlossen. Das zeigt, dass wir uns auf unsere Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verlassen können und das Bewusstsein für Zukunftsfähigkeit gegeben ist. In Herne haben Jugendliche gute Chancen auf dem Ausbildungsmarkt, weil sich die Auswahlmöglichkeiten erhöht haben. Was wir aber auch feststellen: Die Berufswünsche passen oft nicht zu den angebotenen Ausbildungsstellen. Hier müssen wir Maßnahmen entwickeln, um diese Passungsprobleme zu reduzieren“, erklärte Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.

Christopher Meier, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, gibt zu bedenken: „Im kommenden Jahr wird sich das Angebot für die jungen Menschen noch einmal verbessern. Durch den fehlenden Abiturjahrgang an den Gymnasien werden die Bewerberzahlen sinken. Unternehmen sollten dies bereits in diesem Jahr berücksichtigen. Im kommenden Jahr wird für sie das Angebot an Nachwuchskräften deutlich geringer ausfallen. Wir unterstützen die Arbeitgeber gerne bei der Nach-wuchssuche.“

Insgesamt meldeten sich seit Oktober 2024 zur Halbjahresbilanz Ende März dieses Jahres 910 Jugendliche bei der Berufsberatung, um sich bei der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle von der Agentur für Arbeit unterstützen zu lassen. Das sind 127 Personen oder 12,2 Prozent weniger als im selben Zeitraum vor 12 Monaten. Gleichzeitig meldeten die lokalen Unternehmen 964 Ausbildungsstellen. Das ist ein Anstieg um 213 Ausbildungsstellen oder 28,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rechnerisch kommen damit aktuell auf einhundert angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 94 Bewerberinnen und Bewerber. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 138.

Von den 910 Jugendlichen, die sich im ersten Halbjahr gemeldet haben, sind aktuell noch 593 unversorgt. Von den gemeldeten 964 Berufsausbildungsstellen waren bis Ende März noch 584 unbesetzt.