Dr. Otto Ruer-Preis

Auszeichnung für Gymnasium Eickel

24. November 2020 | Gesellschaft
Foto: Neue Synagoge an der Castroper Straße in Bochum ©Frank Vincentz

Der Freundeskreis Bochumer Synagoge veranstaltet alle zwei Jahre einen Wettbewerb, um Schülerinnen und Schülern aus Herne, Bochum und Hattingen Gelegenheit zu geben, sich mit dem Judentum zu befassen. Die besten Arbeiten werden mit dem Dr. Otto Ruer-Preis ausgezeichnet. In diesem Jahr ging der erste Preis an das Gymnasium Eickel. Weitere Informationen über die diesjährige Preisverleihung, die coronabedingt nicht im gewohnten Rahmen stattfinden konnte, gibt es auch unter https://freundeskreisbochumersynagoge.de.

„Jüdisches Leben in Eickel"

In der Laudatio zeigte sich Mirjam Drüeke-Bockelmann beeindruckt von den außerordentlich engagierten Schülerinnen und Schüler: „Im Mittelpunkt der Recherchen der Schülerinnen und Schüler des katholischen Religionskurses, angeregt und (ich zitiere) „nur ein wenig“ angeleitet von ihrer Religionslehrerin, Maja Ruth Greling, stand „Jüdisches Leben in Eickel“ allerdings nicht, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, im historischen Rückblick oder in der Beschreibung und Dokumentation heutigen jüdischen Lebens. Um nun näher auf die besondere Herangehensweise der Gruppe einzugehen, werde ich etwas weiter ausholen und stütze mich dabei auf die von der Gruppe in vorbildlicher Weise gestaltete schriftliche Dokumentation ihrer Arbeit. Nach der Eingrenzung des Themas, der Ideenentwicklung, der Wiederverwerfung und der Neusammlung hat die Gruppe für ihre geplanten Projekte unterschiedliche Medien, soziale Netzwerke und vor allem die unmittelbare Kommunikation mit ihrem Schulumfeld vorgesehen, vor allem aber Instagram präferiert für eine weniger historische als jetztzeitige Betrachtung jüdischen Lebens. Das mündete in die Idee, selbiges in die Schule zu holen bzw. verschiedene Aspekte jüdischen Lebens in ihrer Schule ganz konkret erlebbar zu machen. Und so griffen mehrere Arbeitsgruppen dieses Religionskurses ganz unterschiedliche Bereiche jüdischen Lebens auf zum Beispiel die Küche, die Religion und die Traditionen. Einzelne Projekte wurden geplant, in der Schule unter Einbeziehung der Schulgemeinde durchgeführt und im Anschluss schriftlich reflektiert. Ein wahrhaft lebendiges Projekt! Insgesamt entstanden fünf Arbeitsgruppen, in denen die gewählten Themen er- und bearbeitet wurden. Die entstandenen Projekte wurden schließlich der Schulöffentlichkeit vorgestellt.“

Gesamtschüler drehen Video in Restaurant

Viel Lob für ihre Arbeit bekamen auch die 25 Schülerinnen und Schüler der Profikurse Musik und Catering des 9. Jahrgangs der Mont-Cenis-Gesamtschule. In der Laudatio von Roman Domnin heißt es: „Mit großer Freude habe ich die Ehre den dritten Preisträger bekannt zu geben beim diesjährigen Dr. Ruer-Preis 2020. Der dritte Platz wird dieses Jahr von der Mont-Cenis-Gesamtschule belegt. Das Hauptthema des Beitrages waren die Kashrut – jüdischen Speisegesetze. Im Rahmen von diesem Projekt, haben sich die Schülerinnen und Schüler mit dem jüdischen Speisegesetz und dessen Vielfältigkeit auseinander gesetzt. So ist ein facettenreiches Rezept-/Kochbuch entwickelt worden, in dem zahlreiche Speisen nachgeschlagen werden können. Das Besondere hierbei ist, dass weit außerhalb des schulischen Rahmens recherchiert worden ist. Man hat unter anderem das jüdische Restaurant, der Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen aufgesucht und dort sich über das Praktizieren der Kashrut wie auch Zubereitung von Speisen informiert. Des Weiteren hat man Vertreter zum gemeinsamen Essen in den Räumlichkeiten der Schule eingeladen, welche selbstverständlich auf Grundlagen der vorher erworbenen Kenntnisse basierten. All diese Schritt von der Idee bis hin zum Projektergebnis, über den Besuch im Matzen Restaurant wurden auf Video festgehalten und zu einem Film entwickelt. Kashrut ist ein sehr besonderer Aspekt der jüdischen Kultur und Tradition, denn dieser ist heute genauso wie in der Vergangenheit ein starkes Bindeglied der Gesellschaft. Die NS-Zeit ist ein prägendes Beispiel für das Verbot der Ausübung der Religion. Dies führte dazu, dass man gewisse Bräuche/Traditionen nicht mehr ausüben konnte und dies in Verlorenheit geriet. Nach der NS-Zeit kam es daher immer wieder zu Unklarheiten, wie zum Beispiel gewissen Gesetze ausgelegt werden sollen – jedoch gab es diese Probleme nicht bei den Speisegesetzen. In der modernen Zeit ist es möglich, sich weltweit kosher und somit nach jüdischem Ritus zu ernähren und zu pflegen. Somit fungieren die Kashrut stets als Bindeglied der Gesellschaft weltweit. Deutschland, Russland, USA, Israel - jedes dieser Länder hat inzwischen seine eigene Küche und ebenfalls seine eigene jüdische Küche. Es freut mich sehr, dass durch das Projekt ein aktiver Aspekt der jüdischen Kultur zum Vorschein getragen wurde und dieser so realitätsnah dargestellt wurde.“

Dr. Otto Ruer: Von 1925 bis 1933 bestimmte er als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt Bochum. Er war, zum Ende der Weimarer Republik, das letzte demokratisch gewählte Bochumer Stadtoberhaupt und wurde von den Nationalsozialisten durch falsche Anschuldigungen und Haft aus dem Amt gedrängt und in den Tod getrieben.