Inklusionsplan Herne

„Barrieren zuerst im Kopf abbauen“

26. Februar 2016 | Gesellschaft

Menschen die Inklusion nahebringen

Viele Stunden ihrer Freizeit verbrachte die 56-Jährige in den verschiedenen Gruppentreffen. Eine Zeit, die aus Sicht der gebürtigen Sodingerin gut investiert war. „Die Gruppen waren sehr produktiv. Auch dieser Artikel ist ja ein Produkt dieser Arbeit und hilft hoffentlich dabei, die Menschen ein stückweit für das Thema zu sensibilisieren."

Sensibilisierung besonders wichtig

Und Sensibilisierung ist das zentrale Anliegen von Petra Faryar, die aufgrund einer Querschnittslähmung seit ihrem zweiten Lebensjahr im Rollstuhl sitzt. Als Betroffene weiß sie nur zu gut, was es heißt, in einem Konzert am Rand sitzen zu müssen, einen netten Abend mit Freunden zu verpassen, weil das Restaurant über keinen barrierefreien Zugang verfügt oder der Behindertenparkplatz wieder von unberechtigten Personen „missbraucht" wird Nicht nur bauliche Barrieren Dabei ist der Kampf gegen bauliche Barrieren für die zweifache Mutter längst nicht die Hauptmotivation, sich am Inklusionsplan zu beteiligen. „Noch schlimmer sind die Barrieren im Kopf, die müssen wir zuerst abbauen", ist sich die gelernte Ergotherapeutin sicher. Die Erarbeitung und spätere Umsetzung des Inklusionsplans könne hierbei langfristig einen wichtigen Beitrag leisten. Umso mehr freut sich Petra Faryar darüber, dass die Stadtverwaltung die Bürgerinnen und Bürger bei der Planung mit ins Boot holt.

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Mit dem Rollstuhl in die Grundschule

Dabei gibt die 56-Jährige zu: „Anfangs war ich skeptisch. Ich dachte, hier entsteht wieder etwas für die Schublade. Doch dieses Gefühl habe ich jetzt nicht mehr. Ich bin positiv überrascht." Eine Aussage, die durchaus bemerkenswert ist, denn die Hernerin hat in der Vergangenheit den einen oder anderen Konflikt mit der Stadtverwaltung und anderen Behörden ausgetragen. „Ich habe 1965 als erste Schülerin in Herne eine Grundschule mit einem Rollstuhl besucht. Das durchzusetzen war für mich und meine Eltern nicht so einfach." Ihre Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt, das gilt hoffentlich auch bei ihrem Wunsch nach einer inklusiven Gesellschaft …"

„Inklusionsplan Herne": inherne wird regelmäßig berichten

Mit der Auftaktveranstaltung im vergangenen September fiel der Startschuss für den Inklusionsplan Herne: Ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die eine ganze Stadtgesellschaft betrifft. Daher hat die Herner Stadtverwaltung von Beginn an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in diesen Prozess eingebunden, um für das Thema zu sensibilisieren. In sieben verschiedenen Teilprojektgruppen sind in den vergangenen Monaten bereits viele Ideen und Visionen für eine inklusive Stadt Herne entstanden. Die Ergebnisse der Projektgruppen bilden den Ausgangspunkt für die weitere Planung. Die entsprechenden Handlungsempfehlungen werden den politischen Gremien im dritten Quartal zur Beratung präsentiert. inherne wird den Inklusionsprozess in den nächsten Ausgaben begleiten und aus verschiedenen Blickwinkeln berichten.

 

Text: Michael Paternoga