Von Herne nach Ungarn

Bernd Storck – Unser Mann bei der EM

6. Mai 2016 | Freizeit Gesellschaft

Teilnahme ist schon ein Erfolg

Sollte Ungarn also tatsächlich das Finale am 10. Juli im Stade de France gewinnen, dürfen sich auch die Herner ein bisschen als Europameister fühlen. In Budapest würde man Storck nach so einem Triumph sicherlich ein Denkmal setzen. Das Wunder von Paris wäre geboren und würde das Wunder von Bern, an dem die Ungarn nach einem Schuss aus dem Hintergrund von Rahn bekanntlich keine guten Erinnerungen haben, ablösen. Storck, der 1963 in Herne geboren wurde, will von solchen Gedankenspielen nichts wissen. Für ihn ist es schon ein großer Erfolg, mit seinem Team überhaupt in Frankreich dabei zu sein. „Wir haben eine tolle Qualifikation gespielt und uns in den Playoff-Spielen um die letzten EM-Tickets zweimal gegen die hochfavorisierten Norweger durchgesetzt", blickt der Coach noch gerne auf das 1:0 und 2:1 zurück.

Mit Schafstall zu den Profis

Das gilt übrigens auch für seine Zeit in Herne. Seine erste Fußballstation hieß allerdings SpVgg Boele-Kabel. In Hagen verbrachte der heute 53-Jährige bedingt durch einen Arbeitsplatzwechsel des Vaters einen Teil seiner Kindheit. Ende der 70er Jahre ging es aber zurück nach Herne, wo er im Anschluss an die Realschule im Ostbachtal das Otto-Hahn- Gymnasium besuchte. In der B-Jugend stürmte er für die Westfalia, bevor sein Talent auch beim VfL Bochum nicht unentdeckt blieb. „Rolf Schafstall hat mich damals beim VfL als Jugendlicher an den Profikader herangeführt", sagt der Ex-Profi, der als Verteidiger keinem Zweikampf aus dem Weg ging, aber auch mit dem Ball umzugehen wusste. Nicht ohne Grund ließ ihn Trainer Berti Vogts mehrfach in der U21 für Deutschland  auflaufen.

Pokalsieger mit dem BVB

Seine größten Erfolge gab es aber nach seinem Wechsel zum Reviernachbarn Borussia Dortmund. Unvergessen ist für Storck das DFB-Pokal-Finale 1989. Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff wurde er für Matchwinner Norbert Dickel, der beim 4:1 über Werder Bremen zwei Treffer erzielte, eingewechselt. Als Fußballer war es sein größter Moment, den Pokal in den Berliner Himmel zu recken. Gleichzeitig war es auch ein Abschied. Es war sein letztes Profispiel. „Nach einer Knöchelverletzung musste ich meine Karriere mit 27 Jahren beenden", sagt Storck, der es in dieser Zeit auf stolze 171 Bundesligaspiele brachte und achtmal den Rasen als Torschütze verließ. Für den Herner, der in Berlin und Budapest lebt, stand früh fest, dass er auch nach seiner Profizeit dem Fußball treu bleibt. Er arbeitete als Co-Trainer beim VfB Stuttgart (1993-1995), Hertha BSC Berlin (1996-2002), dem VfL Wolfsburg (2003-2004), Partizan Belgrad (2005-2006) und Borussia Dortmund (2006-2007) bevor er endgültig Cheftrainer wurde. Vor allem im Ausland hat sich Storck einen Namen gemacht. Unter anderem trainierte er die Nationalmannschaft Kasachstans und Olympiakos Piräus. In Griechenland war er gleichzeitig als Sportdirektor tätig. Dann folgte das Angebot aus Ungarn. Dort war er Anfangs Sportdirektor bevor er im vergangenen Jahr zusätzlich auf die Trainerbank wechselte.

Heimspiel in Gelsenkirchen

Als Co-Trainer fungiert ein weiterer Bekannter aus der Bundesliga. „Andy Möller kenne ich noch aus meiner Zeit in Dortmund." Beide freuen sich schon jetzt auf den 4. Juni, dem letzten Testspiel vor der EM. Ausgerechnet in Gelsenkirchen trifft Ungarn auf Deutschland. „Das ist natürlich schon etwas Besonderes. Es ist ja quasi ein Spiel vor der Haustür", sagt Storck mit Blick auf seine Herner Vergangenheit. Wenn es die Zeit zulässt, ist er ein- bis zweimal im Jahr noch zu Gast in seiner Heimstadt, wo übrigens immer noch seine Mutter und Geschwister wohnen. Storck: „Ich komme immer gerne nach Herne zurück."

Text: Michael Paternoga, Fotos: firo sportphoto, Archiv Reviersport