Kfz-Meister erfindet Autogasanlage der Zukunft
Holger Becker ist kein Ingenieur. Er forscht auch nicht an einer Hochschule. Und dennoch weiß der Kfz-Meister eine ganze Menge über Autos und die Technik dahinter. Kein Wunder, ist er doch in seinem jahrzehntelangen Berufsleben stets wissbegierig geblieben und hat seine Werkstatt an der Mont-Cenis-Straße immer auf dem neuesten Stand gehalten. Das spiegelt sich aktuell in einer Erfindung wider, die den Sodinger Unternehmer sogar weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt gemacht hat.
Und das kam so: Holger Becker hat lange Jahre gute Geschäfte mit dem Einbau und der Wartung von Gasanlagen für Kraftfahrzeuge gemacht, schwebte beim Boom rund um das Jahr 2010 mit auf der Welle des Erfolgs. Dann setzten sich beim Motorenbau aber zusehends sogenannte Direkteinspritzer durch, für die es anfangs keine vernünftige Anpassung auf den Autogasbetrieb gab. Der Hersteller der von Holger Becker verbauten Anlagen löste das Problem zwar, konnte den qualitativen Ansprüchen des Herners und dessen Kunden aber nicht genügen.
Holger Becker über dem Motor des Seat Leon mit dem von ihm erdachten Medienwandler.
Viel Tüftelei
„Die Herausforderung bestand darin, ein zuverlässiges System zu entwickeln, das die Vorzüge des Gasantriebes auch für moderne Benzinmotoren mit Direkteinspritzung möglich macht“, erklärt Holger Becker, der neben den günstigen Treibstoffkosten vor allem auch die niedrigen Emissionen hervorhebt. Nach einiger Tüftelei sei es ihm schließlich gelungen, ein hydraulisches System zu erdenken, das mit Hilfe von Thomas Heinze, dem Leiter der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft, sowie einem Merziger Hydraulikkomponenten-Hersteller in die Realität umgesetzt werden konnte.
Das Ergebnis ist ein sogenannter Medienwandler, der hinter der Pumpe des Direkteinspritzers angebracht ist und eigenständig arbeitet. „So werden die technischen Probleme, die wir mit Direkteinspritzungs-Motoren haben, weitestgehend gelöst“, erklärt der Erfinder. Erfolgreiche Probeläufe und eine Genehmigung zum Einbau nach der europäischen Zulassungsnorm gaben der Innovation weiteren Auftrieb. Inzwischen ist das System in mehr als 40 Ländern patentrechtlich geschützt und die Anlage wird über die Direct GasTec GmbH vertrieben.
Optimierung
Eine starke Leistung des Herner Erfinders, der seine Anlage gerne und mit ein bisschen Stolz präsentiert, auch wenn es bei aktuell 58 umgerüsteten Fahrzeugen hier und da noch hakt. Becker erklärt dazu: „Ich bin noch nicht ganz zufrieden. Deshalb versuchen wir derzeit, das System weiter zu optimieren, denn der Aufwand lohnt sich. Auf Autogas umgerüstete Fahrzeuge stoßen rund 15 Prozent weniger CO₂ aus und es gibt so gut wie keine Partikelemissionen mehr. Sie können demnach durchaus ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende sein und vor allem ältere Fahrzeuge für die Zukunft ertüchtigen. Vor allem, wenn die lange angekündigte Blaue Plakette irgendwann doch noch kommt.“
„So werden die technischen Probleme, die wir mit Direkteinspritzungs-Motoren haben, weitestgehend gelöst.“