Blaues Klassenzimmer eingeweiht
Frisch renaturiert fließt der Ostbach in Herne seit einigen Monaten durch sein neues Gewässerbett, das die Emschergenossenschaft im Rahmen des Generationenprojekts Emscher-Umbau angelegt hatte. Ab dem neuen Schuljahr kann an den Ufern des Ostbachs auch Schulunterricht stattfinden: Am Dienstag, 20. Juni 2023, weihten Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, ein Blaues Klassenzimmer ein: Mit dabei: Schüler*innen und Lehrkräfte des benachbarten Otto-Hahn-Gymnasiums und der Schillerschule – sie waren alle bei der Entwicklung des neuen Gewässer-Lernortes beteiligt.
Foto: Hier ist ein attraktiver Gewässer-Lernort entstanden. ©Frank Dieper, Stadt Herne
„Ich freue mich persönlich ganz besonders über die heutige Einweihung des Blauen Klassenzimmers – nicht nur, weil ich als Schüler ebenfalls auf das Otto-Hahn-Gymnasium gegangen bin, sondern weil die Emschergenossenschaft hier Basisdemokratie im Rahmen einer breit angelegten Partizipation der Kinder und Jugendlichen ermöglicht hat“, sagt Dr. Frank Dudda, der auch Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft ist.
Für die Emschergenossenschaft war der Emscher-Umbau schon immer mehr als nur ein wasserwirtschaftliches Projekt gewesen gewesen, er bedeutete von Beginn an auch: Mitmachen und Mitgestalten! „Bildungsarbeit spielt für uns eine große Rolle, denn wir wollen Kinder und Jugendliche bereits früh für Themen wie Umwelt- und Naturschutz gewinnen – wo geht das besser als an einem Gewässer-Lernort wie diesem Blauen Klassenzimmer“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel. Das Blaue Klassenzimmer am Ostbach ist ein Projekt im Rahmen der Initiative „Mach mit am Fluss!“, welches die Emschergenossenschaft vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufen hat – gefördert wurde der neue Lernort im Rahmen der Kooperation „Gemeinsam für das Neue Emschertal“ zwischen der Emschergenossenschaft und dem NRW-Städtebauministerium.
Ein ganz großer Dank gebührt allen Beteiligten, die an der Entstehung des Blauen Klassenzimmers mitgewirkt haben. Ähnlich wie die anderen Gewässer-Lernorte im Emscher-Gebiet (unter anderem in Recklinghausen, Dortmund, Gladbeck und Duisburg) besteht das Blaue Klassenzimmer aus einem mit Sitzsteinen ausgestatteten, Amphitheater-ähnlichen Ort direkt am Ufer des Ostbachs. Im Nahbereich des Blauen Klassenzimmers ist zudem im Rahmen des Mitmach-Projektes ein Planeten- und Evolutionsweg entstanden. Dieser verdeutlicht die Dimensionen der Planetenabstände zur Erde beziehungsweise die zeitlichen Dimensionen der Evolutionsschritte.
Im Blauen Klassenzimmer kann nicht nur der Unterricht abgehalten werden, die Schüler*innen können auch direkt Untersuchungen im Wasser vornehmen. Die Grundausstattung, die beispielsweise Mini-Becherlupen umfasst, erhielten die Kinder und Jugendlichen am Dienstag von der Stadt Herne und der Emschergenossenschaft als Geschenk in einer sogenannten „Wasserbox“ überreicht.
Der Ostbach
Der Ostbach ist ein Gewässer des Emscher-Systems, dessen Einzugsgebiet das Herner Stadtzentrum sowie einen Großteil des Bochumer Stadtteils Hiltrop umfasst. Jedoch verlief das Gewässer über Jahrzehnte über weite Strecken unterirdisch verrohrt durch dicht besiedeltes Herner Stadtgebiet, was eine Offenlegung an Ort und Stelle erschwerte. Ein Gewässer braucht aber Luft und Licht, damit sich das neue blaugrüne Leben im und am Fluss entwickeln kann. Die Emschergenossenschaft hatte mehrere Szenarien betrachtet – die Überleitung des Ostbaches zum Sodinger Bach wurde nach umfangreicher Diskussion von allen Beteiligten befürwortet. In einer Studie waren zuvor auch Varianten untersucht worden, die eine teilweise offene Führung des Ostbachs durch die Herner Innenstadt vorsahen. Diese wäre jedoch nur auf zirka 50 Prozent der Strecke und nur in Etappen über einen kaum absehbaren Zeitraum realisierbar gewesen.
Der Ostbach hatte zuvor eine Länge von 7,3 Kilometern. Die neue Überleitung zum Sodinger Bach, die im März 2023 geflutet wurde, ist 1,45 Kilometer lang. Seitdem hat der Ostbach eine Gesamtlänge von 4,75 Kilometern. Ein Vorteil der Überleitung zum Sodinger Bach ist die Bildung eines großen zusammenhängenden Nebengewässersystems mit einem gemeinsam sehr gutem Entwicklungspotenzial. Dem Ostbach wird mit dieser Verlegung neues Leben eingehaucht. In die ökologische Entwicklung des neuen Ostbachs hat die Emschergenossenschaft knapp 5,5 Millionen Euro investiert. Die Kosten für das Blaue Klassenzimmer und den Planeten- und Evolutionsweg belaufen sich auf zirka 155.000 Euro, davon werden 80 Prozent über die Kooperation „Gemeinsam für das Neue Emschertal“ vom NRW-Städtebauministerium gefördert.