Blaulichtgewitter erhellt die Nacht
Hilferufe gellen über den Bahnsteig der U-Bahn-Station „Schloss Strünkede“. Dichter Rauch macht sich breit, sodass nur schemenhaft zu erkennen ist, was sich ereignet hat. An einem Gleis steht ein Zug der U35-Campuslinie der Bogestra. An ihm lehnen verletzte Personen, andere kauern auf den Bänken des Bahnsteigs und eine Verletzte hat sich unter Schock weiter in den U-Bahn-Tunnel geflüchtet. Ausgerüstet mit Atemschutzgeräten, Tragetüchern und Fluchthauben, bahnen sich die Kräfte der Herner Feuerwehr den Weg zu den Verletzten und transportieren sie so schnell es geht zum Treppenaufgang. Von dort bringen andere Helfer sie an die Oberfläche. Hier übernehmen das DRK und der Rettungsdienst der Feuerwehr die Erstversorgung, ehe die Verletzten in einem Zelt des THW auf den Transport in die Hospitäler warten.
Was sich liest wie ein dramatischer Einsatzbericht war zum Glück nur das Übungsszenario, dem sich in der Nacht von Freitag, 29. November, auf Samstag, 30. November, 130 Retter gegenüber sahen. Neben der Feuerwehr Herne, mit Kräften von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr, der Feuerwehr Bochum, der Bogestra, dem DRK und dem THW war auch die Grubenwehr als Experten für Aktionen unter der Erde im Übungseinsatz im Herner Norden. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge erhellten ab kurz nach 23 Uhr die Nacht mit Scheinwerfern und Blaulicht. Ein Anblick, der auch einige Anwohner neugierig gemacht hat. Sie schauen den Übenden anerkennend zu, denn die haben gut zu tun.
Die Atemschutzausrüstung der Feuerwehr- und Grubenwehrleute, die direkt auf dem Bahnsteig im Einsatz sind, bringt rund 20 Kilogramm auf die Waage. Das macht die Simulation des Notfalls für sie auch bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Die Fachbeobachter richten ihr Augenmerk auf die Abläufe und die Taktik, mit der die Retter die Lage angehen. So ist neben dem Leiter der Herner Feuerwehr, Andreas Spahlinger, auch sein Amtskollege Simon Heußen auch Bochum vor Ort und registriert mit fachlichem Blick, was sich tut. Mit Interesse verfolgen Vertreter der Feuerwehr aus Recklinghausen und der Bezirksregierung Arnsberg die Übung.
Gegen 0:30 Uhr ist das Szenario bewältigt. 13 Personen, lebensecht als Verletzte geschminkte Schauspieler, sind an die Oberfläche gebracht und versorgt worden, das durch spezielle Lichttechnik simulierte Feuer gelöscht und die Ausrüstung wieder auf den Fahrzeugen verstaut. Zufrieden machen sich die Beteiligten auf den Weg in Richtung Feuerwache 1 an der Sodinger Straße. Dort steht neben der Manöverkritik noch ein wohlverdienter Imbiss an. Ihn können die an der Übung Beteiligten in dem Wissen einnehmen, für Einsätze in einer der sechs Herner U-Bahnhöfe gerüstet zu sein.
Christoph Hüsken