Besuch aus Linfen

Chinesische Delegation wünscht Freundschaft mit Herne

11. August 2017 | Gesellschaft Wirtschaft

  • Der Vizebürgermeister von Linfen, Yan Jiangou, und seine Delegation kommen ins Herner Rathaus. © Frank Dieper, Stadt Herne

Herne erfindet sich neu

„Der Grund des Besuches ist, dass die Stadt Herne sich gerade neu erfindet“, sagte Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, als er die Delegation aus Linfen im Ratssaal begrüßte. Ähnlich wie Herne ist die 4,3-Millionen-Einwohner-Stadt vom Steinkohlebergbau geprägt. „Herne blickt auf eine 150-jährige Bergbautradition zurück. 2018 läuft der Bergbau aus und auch viele Büroflächen im RAG-Gebäude werden frei. Unser Ziel ist es, gerade diesem Gelände zu einem neuen Aufbruch zu verhelfen“, gab Dr. Dudda ein Beispiel für die Entwicklungsaufgaben Hernes. Damit sich etwas verändere, müsse der Wandel zuerst in den Köpfen stattfinden. Das sichtbare Zeichen dafür ist das neue Stadtlogo: Das Pferd aus dem Herner Wappen ist nicht mehr schwarz vom Kohlestaub, sondern weiß. „Weiß steht für Erneuerung und Innovation“, so Dr. Dudda.

"Wie schafft es Herne so grün zu sein und trotzdem wirtschaftlich zu wachsen?"
So waren auch die zentralen Themen, die der Oberbürgermeister und sein chinesischer Amtskollege besprachen, wie der Strukturwandel zu bewältigen sei und wie eine Bergbau-Stadt sich klimafreundlich ausrichten kann. Gemeinsam mit Zhang Jie, Vizepräsident der Shanxi Huanxiang Group Co. Ltd., besprachen sie außerdem wirtschaftliche Fragen. Da Linfen aufgrund seiner Steinkohle-Kraftwerke zu den am stärksten belasteten Städten der Welt zählt, erkundigten sich die Gäste auch: „Wie schafft es eine Stadt, so grün zu sein und trotzdem wirtschaftlich zu wachsen?“

Elektro-Mobilität und Wissenschaft
Sie zeigten sich interessiert an Hernes Konzepten zur Elektro-Mobilität und am Hochschulverbund Ruhr Valley. Dessen Zentrum befindet sich in der Akademie Mont Cenis unter dem Solardach. Und natürlich legten Yin und Dr. Dudda die Fahrt dorthin im neuen Hybrid-Dienstwagen des Oberbürgermeisters zurück. Weiter ging die Stadtrundfahrt zur Firma Schwing am Rhein-Herne-Kanal. Sie ist ein gelungenes Beispiel für eine deutsch-chinesische Zusammenarbeit – schließlich sind Investoren aus dem Reich der Mitte dort beteiligt. Den Kontakt zwischen Herne und Linfen hatte Anja Weckwert hergestellt, Programmdirektorin NRW-China-Cooperation bei der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GIZ GmbH. Sie vermittelt Kontakte zwischen Städten in Nordrhein-Westfalen und China.

Frachtzüge verbinden China mit Herne
Auch der Handel zwischen beiden Ländern war ein großes Thema, über das Yan, Zhang und Dr. Dudda diskutierten. Immerhin fahren Frachtzüge aus China bis nach Wanne-Eickel. Hernes Qualitäten als Logistik-Standort mit Anbindung an Wasserwege, Bahnstrecken und Autobahnen konnten dabei punkten. Auch Linfen ist eine Stadt am Wasser: am Mittellauf des Gelben Flusses, des bedeutendsten Wasserlaufes Chinas. Und sie ist ebenfalls verkehrsgünstig gelegen, mit einer Anbindung an Autobahnen, Hochgeschwindigkeits-Züge und einen Flughafen.

Herne als Vorbild für den Strukturwandel
„Es ist für unsere Delegation eine große Ehre, hier zu sein. Wir bedanken uns ganz herzlich für den wunderbaren Empfang“, sagte Yan. „Wir wissen, dass die Stadt Herne als Vorbild für den Strukturwandel gilt. Wir hoffen, dass wir von Herne lernen können.“ Ganz aus der Steinkohle auszusteigen war für die Abgesandten aus Linfen zwar noch nicht denkbar. Aber die chinesische Stadt plant, weniger zu fördern und dafür mehr in Umweltschutz zu investieren. Außerdem wolle sie den Wirtschaftsgürtel am Gelben Fluss sanieren und umweltfreundlich machen.

Drei Wünsche für die Zukunft
Yan betonte seinen Wunsch nach einer engen Zusammenarbeit und nach einem intensiven Erfahrungsaustausch der beiden Bergbau-Städte. „Unser erster Wunsch ist es, sich gegenseitig besser kennen zu lernen“, so Yan. „Wie beseitigt man Umweltverschmutzungen? Wie kann man die wissensgeprägte Wirtschaft weiter voran treiben? Wie schafft man umweltfreundliches Wachstum?“ Um diese Fragen zu erörtern, so der zweite Wunsch, wollte die Stadt Linfen gerne einen Austausch von Experten anregen – und lud Dr. Dudda direkt zu einem Gegenbesuch ein. Der dritte Wunsch war dann eine Freundschaft zwischen den beiden Städten. „Wir würden gerne unsere Freundschaft vertiefen und die Grundlage legen für eine Partnerschaft und eine vertiefende Kooperation“, so Yan. „Ich wünsche der Stadt Herne, dass sie sich gut entwickelt und dass die Freundschaft zwischen den Städten ewig halten wird.“

Nina-Maria Haupt