
Im Gespräch mit der Herner Schaustellerfamilie Morck
Die Familie Morck ist eine bekannte Größe unter den Herner Schaustellerfamilien. Vom Eiswagen des Urgroßvaters über die Mandelbrennerei bis zum Ausschankbetrieb: Das Familienerbe hat sich über vier Generationen stets weiterentwickelt. Auf Crange sind Marius und Vanessa Morck gleich mehrfach aktiv – unterstützt vom Seniorchef Uwe Morck. Inherne traf die Familie auf der Sterkrader Kirmes in Oberhausen, um über ihr Leben als Schausteller und aktuelle Herausforderungen zu plaudern.
inherne: Was bedeutet die Cranger Kirmes für Sie als Familie?
Marius Morck: Crange ist zunächst einmal Heimat für uns. Wir sind alle Herner, wurden hier geboren, und auch unser Unternehmenssitz ist in Crange bedeutet Heimat Im Gespräch mit der Herner Schaustellerfamilie Morck Interview und Foto: Philipp Stark Herne. Unser Schaustellerunternehmen hat eine lange Tradition, die eng mit dieser Stadt verbunden ist. Deshalb ist es für uns auch eine Ehre, dass wir so ein tolles Volksfest direkt vor der eigenen Tür haben. Das spornt uns an und hilft uns dabei, seit Jahrzehnten mit den ganzen Kollegen dafür zu sorgen, dass die Veranstaltung Jahr für Jahr so schön wird. Dabei hilft auch, dass wir gefühlt jede zehnte Person kennen, die auf die Cranger Kirmes geht – das ist schon ein schönes Gefühl. Was die Arbeit angeht, ist die Kirmes in unserer Stadt sicher die anstrengendste Veranstaltung für uns, auf der anderen Seite aber auch die schönste. Das liegt an der tollen Atmosphäre, dem Miteinander zwischen den Schaustellern und den Besucherinnen und Besuchern.
inherne: Worauf ist das zurückzuführen?
Marius Morck: Die Akzeptanz für die Cranger Kirmes ist ja einfach enorm. Wir haben rund 160.000 Einwohner, von denen sehr viele Wiederholungstäter sind und sicher zigmal auf die Kirmes gehen. Zudem ist die Zusammenarbeit mit den Kollegen sehr gut. Die Schausteller auf Crange lieben ihren Beruf und sorgen so dafür, dass die Geschäfte dementsprechend aussehen. Alles zusammengenommen macht die Cranger Kirmes zu dem, was sie ist: etwas ganz Besonderes.
inherne: Wie steht es um die wirtschaftliche Bedeutung?
Marius Morck: Crange ist unheimlich wichtig für uns, denn es ist unsere größte Veranstaltung. Hier haben wir die meisten Betriebe draußen, beschäftigen die meisten Mitarbeitenden. Hier muss alles perfekt laufen. Für uns ist das definitiv die wichtigste Veranstaltung im Jahr.
inherne: Wie oft sind Sie denn unterwegs im Jahr, und wo findet man Sie?
Marius Morck: Wir sind hauptsächlich – ich würde sagen zu 80 Prozent – in NRW unterwegs. Man findet uns häufig auch auf Stadtfesten in Herne und Umgebung. Dann sind wir natürlich auf vielen kleinen und großen Kirmessen unterwegs, von Rhede über Oberhausen bis nach Düsseldorf. Wir sind auch im Norden Deutschlands aktiv, zum Beispiel auf der „Sail in Bremerhaven“, und dann natürlich auch auf den Weihnachtsmärkten in der Region.
„Dabei hilft auch, dass wir gefühlt jede zehnte Person kennen, die auf die Cranger Kirmes geht – das ist schon ein schönes Gefühl.“
inherne: Inwieweit hat sich die Kirmes in den letzten Jahren verändert? Sind Trends erkennbar, was macht Sorgen?
Uwe Morck: Eine große Sorge ist der zunehmende Personalmangel, aber auch die überbordende Bürokratie verlangt uns einiges ab.
Marius Morck: Wir betreiben ganz klar ein Saisongeschäft, das auch noch stark wetterabhängig ist. Das beschäftigt uns natürlich immer, denn es ist immer ein sehr großes Risiko, in dieser Berufssparte unterwegs zu sein. Ein verregnetes Jahr ist demnach immer schlecht für uns. Mit den anderen Problemen müssen wir halt lernen umzugehen und nach Lösungen suchen – auch wenn das bei neuen Gesetzen und Regeln nicht immer leicht ist.
Ein Beispiel: In zwei Jahren soll es neue DIN-Normen für Lebensmittelwasserschläuche geben. Die Konsequenz daraus: Wir müssen alle Wasserschläuche, die wir im Bestand haben, wegwerfen und neu kaufen. Da fragen wir uns schon, ob das sein muss. Ich glaube, wir sind in Deutschland schon die Nation, in der man sich am wenigsten Sorgen machen muss, dass irgendwas passiert auf den Plätzen. Hinzu kommen steigende Löhne und Lohnnebenkosten, höhere Einkaufspreise und Platzgelder, die jedes Jahr gefühlt um zehn Prozent steigen – und auch der Strom wurde zuletzt immer teurer. All das sind Dinge, die sich dann natürlich in unseren Preisen widerspiegeln. Das führt manchmal auch zu Unmut bei den Kunden. Aber wir werden deshalb nicht an der Qualität sparen.
inherne: Wie ist die Saison denn bis jetzt angelaufen?
Marius Morck: Also, das Frühjahr war voll in Ordnung – recht solide, würde ich sagen. Später gab es aber sehr viele verregnete Tage. Aber wenn es ums Wetter geht, meckern wir wahrscheinlich immer. Für einen Schausteller kann es einfach nicht perfekt genug sein.
Danke für das Gespräch.