Serie: Alte Amtshäuser

Das Alte Amt von Wanne

26. Februar 2016 | Gesellschaft

Viel geblieben ist nicht von dem Verwaltungsgebäude, aus dem bis zur Einweihung des Wanner Rathauses 1903 die Geschicke der Gemeinde Wanne gelenkt wurden. Nur ein Straßenname erinnert heute noch an das alte Wanner Amtshaus. „Am Alten Amt" heißt die kleine Straße, die nahe den mächtigen Bahnunterführungen in Wanne Süd nach Osten von der Hauptstraße abzweigt. Es ist bereits der vierte Name, den die Straße trägt. Vor 1898 erhielt sie (als eine von unzähligen im Kaiserreich) den Namen Kaiser-Wilhelm-Straße, den sie bis nach dem zweiten Weltkrieg trug. Der politisch in die entgegengesetzte Richtung weisende Name Ernst-Thälmann- Straße blieb eine Episode von März 1946 bis November 1947. 27 Jahre, nämlich nach dem Abschied von Ernst Thälmann, bis 1974 währte die Bezeichnung Strünkeder Straße, ehe der bis heute bestehende Name „Am Alten Amt" vom Rat der Stadt Wanne-Eickel festgelegt wurde.

Einzug 1877

Namensgebend war das an der nördlichen Straßenseite gelegene alte Amtshaus. Blicke in historische Karten zeigen, dass dort einst das Zentrum der aufstrebenden Zechengemeinde Wanne verortet war. Nahe dem Amt gab es ein Postamt und auch der alte Wanner Bahnhof, an dem der Vater von Heinz Rühmann im frühen 20. Jahrhundert eine Zeit lang eine gutgehende Gastronomie betrieb, lagen in der Nähe. Der Bau des Hauses war 1875 beschlossen worden, nachdem Wanne aus dem Gemeindeverband Herne ausgeschieden war, 1876 erfolgte der Bauauftrag und schon am 10. September 1877 der Bezug. Überschaubar muss die Verwaltung gewesen sein. Amtsräume im Erdgeschoss und eine Dienstwohnung im Obergeschoss für den Amtmann befanden sich im Hauptgebäude. Für Meldeangelegenheiten gab es einen Anbau, in dem auch eine Dienstwohnung für den Amtspolizeidiener und ein paar Zellen lagen.

Stolze 12 Büros

1893 erfolgte der Bau einer eigenen Dienstwohnung für den Amtmann, so dass sage und schreibe 12 Diensträume von da an im Amtshaus zur Verfügung standen. Da das Wanner Wachstum durch die boomende Steinkohleförderung anhielt und mehr und mehr Menschen zu verwalten waren, fiel 1901, also gerade einmal 25 Jahre nach Baubeginn des Amtshauses, der Beschluss, ein neues zu errichten. 1905 war der Neubau im Stil der Neorenaissance fertig, heute kennen wir es als Rathaus Wanne. Sein Vorgänger diente jedoch weiter als Verwaltungsstandort. In der Folge waren hier unter anderem das Katasteramt, das Schulamt und das Sozialamt untergebracht. 1976, 99 Jahre nach dem Bezug, hatte seine letzte Stunde geschlagen. Das Gebäude wich einer neuen Bebauung. Viel  geblieben ist nicht vom Haus – ein Straßenname und die hier abgebildete Aufnahme.

Text: Christoph Hüsken