Ausstellung

Das Archäologiemuseum bringt Stonehenge nach Herne

21. September 2021 | Gesellschaft

Was das Ruhrgebiet mit der Steinzeit gemeinsam hat

„Stonehenge – Von Menschen und Landschaften“ heißt die neue Ausstellung, die am Donnerstag, 23. September 2021, öffnet. Sie zeigt nicht nur das imposante Monument aus England, sondern auch ähnliche Funde aus Westfalen. Tatsächlich wurden auch in NRW Steinkreise entdeckt und Spuren von Steinzeitlichen Monumenten. Und das ist längst nicht die einzige Parallele zwischen England und Westfalen. Denn rund um Stonehenge haben die Menschen seit der Jungsteinzeit die Landschaft geformt, haben Gräben und Wälle angelegt, Löcher gegraben und Hügelgräber errichtet. Auch die Steinzeitmenschen in Westfalen haben ihre Umgebung auf ähnliche Weise modelliert.

Damit nicht genug, seit der Industrialisierung formten Menschen im Ruhrgebiet Gruben und Halden und veränderten die Landschaft auf ganz ähnliche Weise. So spannt die Ausstellung einen Bogen von den riesigen Sandsteinen, die von Steinzeitlern mit einfachsten Mitteln bewegt wurden bis zur Technologie unserer Tage.

  • Viel Platz bei der Pressekonferenz zur Ausstellung. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Eine Reise durch Raum und Zeit

„Wir wollen Sie mitnehmen auf eine Reise durch Raum und Zeit. Raum ist klar, wir sind in der Ebene von Salisbury. Und wir bereisen einen Zeitraum von etwa 4000 Jahren“, erläuterte Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). „Die Ausstellung zeigt die Perspektive des gestaltenden Menschen, der seinen Stempel in der Landschaft hinterlässt.“ Um das zu bewerkstelligen, haben die Wissenschaftlerteams die Megalithen, also riesige Steinmonumente, in Stonehenge mit einem 3-D-Scanner vermessen und originalgetreu nachgebaut, allerdings aus Styropor, Beton und Sand.

Außerdem haben sie Funde aus der Ebene von Salisbury und aus Westfalen zusammengetragen. Dazu gehören Woodhenge, ein Kreis von hölzernen Monumenten in der Nähe von Stonehenge, aber auch Steingräber, Wälle und Gräben entlang des späteren Hellwegs. Zu den spektakulärsten Fundstücken, die das Museum in der Ausstellung präsentiert, gehört ein Stück Flint aus der Quelle von Blick Need. Auf dem Stein haben sich besondere Algen angesiedelt, die, wenn sie trocknen, eine pinke Farbe bekommen. Dazu gehören auch Knochenstücke und Gräber, die zeigen, wo Sesshafte Menschen auf Jäger und Sammler trafen. Und neueste Erkenntnisse, die gerade erst analysiert werden: Superhenge, ein kilometerlanger Wall nahe Stonehenge, der ein riesiges Areal umfasst.

  • Stonehenge - Von Menschen und Landschaften: Eindrücke aus der Ausstellung. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Hightech für die Steinzeit

Die Methoden, mit denen Archäologen der Steinzeit auf die Spur kommen, sind Hightech. Statt zu graben, wird der Boden vermessen, Prospektionen zeigen, wo Erhebungen und Löcher waren, wo das Material des Bodens ein anderes ist und wo der Mensch vor Jahrtausenden gebuddelt haben muss. Zusammengearbeitet hat der LWL dabei mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Wien, wie Kuratorin Kerstin Schierhold erklärt.

Auch die Darstellung bedient sich modernster Technologien. Auf den nachgebauten Monumenten sollen Mappinig Art, also künstlerisch gestaltete Landkarten projiziert werden. Digitale Veranstaltungen und Online-Führungen in Zusammenarbeit mit dem British Museum in London sind geplant. Und eine Projektion im Ausstellungsraum zeigt, wie ein umgestürzter Megalith wieder aufgerichtet wird. Lichtinszenierungen und die Anlage der Ausstellung als Ebene von Salisbury – inklusive grasgrünem Fußboden – lassen die Besucher abtauchen in Raum und Zeit.

Das Rätsel bleibt

Wozu Stonehenge angelegt wurde und wie genau die Steinzeitmenschen die tonnenschweren Felsen bis zu 240 Kilometer über Hügel, durch Täler und Gewässer transportiert haben, kann auch diese Ausstellung nicht erklären. „Es gibt nach wie vor viele archäologische Rätsel um Stonehenge und wir wünschen uns, dass die Rätsel nie ganz gelöst werden, denn sie machen einen Teil des Charmes aus“, findet Löb.

Geöffnet ist die Ausstellung Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 17 Uhr, Donnerstag von 9 bis 19 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Erwachsene zahlen 7 Euro, Ermäßigungsberechtigte 3,50 Euro und für alle unter 18 ist der Eintritt frei.

Nina-Maria Haupt