„komm auf Tour“

Das Stärken-Navi für Jugendliche

9. Oktober 2019 | Gesellschaft

„Das ist ein tolles Angebot. Ich hatte als Jugendlicher keine Chance, meine Fähigkeiten kennen zu lernen. Nach acht Jahren Volksschule habe ich mit 13 meine Ausbildung begonnen. Ich war aber kein guter Kaufmann, sondern zu sozial. Deswegen habe ich noch ein Studium in dem Bereich absolviert“, erklärt Bürgermeister Erich Leichner. Schüler der siebten Klassen von sechs Herner Schulen und eine Gruppe von Inklusionskindern mit Schwerpunkt geistiger Entwicklung absolvieren den Erlebnisparcours „komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“.

Spielend Berufsfelder kennen lernen

Zwei Stunden lang sind die Jugendlichen eingeladen, an vier Spielstationen die für sie spannendsten Aufgaben auszuwählen. Cassadra kommt gerade aus dem Zeittunnel. „Ich habe gelernt, dass man nicht unbedingt ein Haus und Familie haben muss, sondern auch alleine zurecht kommen kann“, erklärt die Realschülerin. „Erst dachte ich: Was soll ich hier machen? Jetzt merke ich, dass das wichtig für mich ist. Meine Stärken sind die Arbeit im Altenheim oder im Krankenhaus. Und ich möchte später eine Familie haben.“

Valon und Umut sind gerade an der Station „Sturmfreie Bude“. Sie machen das Bett, räumen auf, dekorieren das Zimmer und reparieren den Küchenabfluss. Schnell sind sie, das Bett sieht schon ordentlich aus, auch wenn das zuhause nicht zu ihren Aufgaben gehört. Beim Lösen der Aufgaben sammeln die Jugendlichen bis zu sieben verschiedene Stärken. Zum Abschluss entscheiden sie an spannenden sogenannten „Stärkeschränken“, welche ihrer Stärken sie am meisten interessiert. Sie erfahren hier auch, welche Tätigkeiten und Berufsfelder zu ihren Stärken passen. „Ich habe bisher die Stärken Pflanzen, Zahlen und drei Mal Reden“, erklärt Nico. „Reden habe ich erwartet, dass ich gut mit Pflanzen umgehen kann, habe ich nicht erwartet. Für die Zukunft habe ich schon einen Plan – aber der ist noch geheim“, sagt der Schüler der Realschule Crange.

Hilfe bei der Orientierung

„Das Erkennen und Fördern von eigenen Stärken ist besonders wichtig für die Wahl des Berufsweges. Das Format „komm auf tour“ hat sich in den letzten Jahren bewährt. Es weckt Neugierde und zeigt den Jugendlichen spielerisch auf, was ihnen besonders leicht fällt und was ihnen vielleicht nicht so liegt. Das hilft bei der Orientierung, die bei der großen Zahl an beruflichen Perspektiven nicht immer leicht fällt“, erklärt Dr. Frank Dudda.

„Frühzeitige Berufsorientierung an den Schulen ist enorm wichtig. Die Schulform spielt dabei keine Rolle. Wir stellen immer wieder fest, dass Jugendliche sich viel zu spät Gedanken über ihre mögliche berufliche Zukunft machen. Wir weiten daher unsere Arbeit an den Schulen aus, informieren und beraten bereits ab der 8. Klasse und erhöhen unsere Präsenz an den Schulen. Das Projekt „Komm auf Tour“ bietet dabei eine gute Unterstützung und zeigt spielerisch auf, über welche Stärken und Interessen junge Menschen verfügen. Frühe und kontinuierliche Aufklärungsarbeit bringt weiter und hilft den jungen Menschen, ihre Weichen für die spätere berufliche Laufbahn zu stellen“, betont Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum und Herne.

  • Frank Neukirchen-Füsers entdeckt seine Stärken am Stärkenschrank. ©Nina-Maria Haupt, Stadt Herne

Neben den ersten Schritten zum passenden Beruf geht es bei „komm auf Tour“ auch um das Finden des eigenen Lebenswegs. „Wie will ich später einmal leben - was ist wie möglich?“ ist die Frage, die sich die Jugendlichen im „Zeittunnel“ stellen. „Jeder Mensch hat unterschiedliche Stärken und eigene Lebensträume. Finde heraus, was zu Dir passt und geh deinen Weg.“, lautet die Botschaft, die die Jugendlichen für sich mitnehmen. Für den Fall, dass sie im Leben einmal nicht mehr weiter wissen, entdecken die Jugendlichen am „Hot Spot“, wo sie Hilfe und Unterstützung in ihrer Stadt bekommen.

Gefördert wird „komm auf Tour“ durch die RAG-Stiftung. „Wir müssen berufliche Perspektiven für alle Kinder und Jugendlichen im Revier eröffnen“, unterstreicht Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung und Bildungsbeauftragte des Initiativkreis Ruhr. „Ich freue mich für die Herner Schülerinnen und Schüler, dass „komm auf Tour“ auch bei ihnen wieder Station macht. So können sie sich mit dem Erlebnisparcours über ein breites Spektrum an Berufsfeldern informieren, sich in verschiedenen Tätigkeiten ausprobieren und dabei ihre eigenen Stärken entdecken. Talentförderung kann nicht früh genug beginnen. Deshalb unterstützen wir „komm auf Tour“ mit großer Überzeugung.“

Auch die Ansprechpersonen der Jugendlichen sind bei „komm auf Tour“ eingebunden: Die Eltern in einem Informationsabend, die Lehrkräfte in einer Fortbildung, Mitarbeitende von Beratungsstellen als Parcoursbegleitungen für die Jugendlichen und die regionalen Akteurinnen und Akteure in die Planung der nächsten Schritte zur Berufsorientierung und Lebensplanung.

Weitere Informationen gibt es um Internet unter www.komm-auf-tour.de.