„Das war eine Ehre für mich“
Fritz, das Maskottchen der Cranger Kirmes, ist (fast) allen bekannt. Im Mai 1996 erweckte der Wanne-Eickeler Dietmar Kremer im Auftrag der Stadt Herne das schnuckelige Grubenpferd zum Leben, seitdem entwirft der heute 55-Jährige jedes Jahr einen Fritz-Pin in einem anderen Design. Im Gespräch verrät Dietmar Kremer Details über die Entstehung und Bedeutung des kleinen Ansteckers und überaus begehrten Sammlerobjektes.
Wie haben Sie auf die Frage reagiert, ob Sie das Maskottchen für die Cranger Kirmes entwerfen möchten?
Dietmar Kremer: Erfreut und begeistert, besonders weil die Stadt sich direkt auf mich festgelegt hatte. Die Anfrage kam früh in meiner „Karriere“. Und wer ist nicht stolz darauf, das Maskottchen für eines der größten Volksfeste, das zudem auch noch in der eigenen Heimat stattfindet, zu entwerfen? Als alter Wanne-Eickeler war das eine Ehre für mich.
Hatten sie auch zuvor schon eine Verbindung zur Cranger Kirmes?
Dietmar Kremer: Seit meinem zehnten Lebensjahr lebte ich in Wanne-Eickel. Mein Vater und Großvater sind hier geboren - da ist die Kirmes etwas Besonderes. Auch wenn ich heute aus beruflichen Gründen in Köln, Hamburg oder München lebe, freue ich mich auf die Cranger Kirmes und komme dafür immer wieder nach Wanne-Eickel.
Wie wurde Fritz zu Beginn von den Kirmesfans aufgenommen?
Dietmar Kremer: Ich glaube, er wurde direkt geliebt. Ein Schausteller hat ja aus der ursprünglichen Pose sogar eine Bronzestatur gießen lassen, die am Cranger Tor steht. Der Wettbewerb um die Namensgebung wurde von den Bürgern auch sehr gut aufgenommen. Und auch da hat alles gepasst – Fritz war der Name meines Großvaters.
Hatten Sie damals auch Angst, dass das Projekt scheitern könnte?
Dietmar Kremer: Nein. Höchstens, dass der Stadt meine Designs nicht gefallen könnten.
Warum ist für das Maskottchen ein Grubenpferd gewählt worden?
Dietmar Kremer: In der Tradition, die Wanne-Eickel mit der Zechenkultur hat und der Entstehung der Cranger Kirmes aus einem Pferdemarkt, lag das recht nahe. Außer dem Grubenpferd gab es auch Entwürfe von Maulwürfen und Mäusen in entsprechenden Outfits. Aber irgendwie war es direkt klar, es kann nur einen geben: das Grubenpferd. Es verbindet Zeche und Kirmes.
Wo finden Sie jedes Jahr immer wieder Inspiration für den Fritz?
Dietmar Kremer: Das ist eigentlich leicht. Die vielen Buden und Fahrgeschäfte auf der Kirmes, Anregungen von Freunden, Vorschläge der Stadt. Manchmal gibt es auch ein Thema, dass gerade in das Jahr passt. Zum Beispiel versuche ich alle vier Jahre, einen Fußball-Fritz zur WM zu gestalten. Das wäre 2014 der Knaller gewesen – aber dieses Jahr gut in die Hose gegangen.
Wie lange brauchen Sie für den Entwurf eines neuen Fritz?
Dietmar Kremer: Entwürfe und Reinzeichnung nehmen insgesamt nicht länger als einen Arbeitstag in Anspruch.
Wo findet Fritz bei Ihnen seinen Platz?
Dietmar Kremer: Meine Sammlung ist lückenlos. Aber da die ersten Fritz-Pins im Sonnenlicht auszubleichen drohten, liegen sie nun wohlverwahrt in einer Schublade.
Welcher Fritz gefällt Ihnen am besten?
Dietmar Kremer: Eine ziemlich unfaire Frage! Das ist so wie „Welches Ihrer Kinder ist Ihnen das Liebste?“ Aber die Pins für die Jahre 2001, 2002 und 2005 sind schon sehr cool geworden. 2014 gefällt mir auch sehr gut, vielleicht weil ich die Idee seit über zehn Jahren immer mal wieder angeboten habe und vom ersten Moment an davon überzeugt war.
Fritz ist auch nach über 20 Jahren sehr beliebt bei den Kirmesfans. Wieso, glauben Sie, ist der Zauber von Fritz nie verflogen?
Dietmar Kremer: Tatsächlich glaube ich, wir haben das Potential noch nicht ausgeschöpft. Zum Beispiel wurden vor mehr als zehn Jahren auch Comic-Strips vom Fritz in der WAZ veröffentlicht, aber leider nie fortgeführt. Irgendwie ist es auch ein bisschen wie Weihnachten, weil keiner weiß, was er nächstes Jahr als Motiv bekommt und sich dann darüber hoffentlich umso mehr freut.
Was machen Sie hauptberuflich, wenn Sie nicht gerade am neuen Fritz-Motiv arbeiten?
Dietmar Kremer: Ich arbeite als Regisseur, aber auch als Supervisor für Storyboards, Layout und Animation im Zeichentrickfilm. Während meines Kommunikationsdesign-Studiums habe ich in London gearbeitet und danach mit einer Regiearbeit für „Die Sendung mit der Maus“ mein Diplom gemacht. Seitdem arbeite ich für Studios, die Zeichentrickfilme für ARD, ZDF und KiKa produzieren. Projekte aus den letzten Jahren waren zum Beispiel Serien wie „Die Wilden Kerle“ oder „Der kleine Ritter Trenk“. Im Moment arbeite ich an einer schönen neuen Serie auf der Basis eines bekannten Kinderbuchs.