Das we steht für Gemeinschaft

15. Februar 2022 | Ausgabe 2022/1

we-house in Sodingen: Ehemaliger Luftschutzbunker füllt sich mit Leben

Schon lange haben sie drauf gewartet: Bald sind die 25 Wohnungen für die rund 50 Menschen, die im we-house leben werden, fertig. Petra und Khaschayar Faryar, Sabine Schmidt, Franziska Adams und Roland von Thienen sind einige von denen, die aktuell in den ehemaligen Luftschutzbunker einziehen. Für sie ist klar: Das Wichtige an diesem Wohnkonzept ist die Gemeinschaft. Denn alle wichtigen Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.

25 Wohnungen
Roland von Thienen, der eine Wohnung im ersten Obergeschoss bezieht, hat sich vor anderthalb Jahren für das Projekt entschieden. „Ich habe Wohnen in Gemeinschaft gesucht“, sagt von Thienen. Die bekommt er jetzt. In die 25 Wohnungen ziehen Familien, Paare und Singles ein – auch eine Wohngemeinschaft der Lebenshilfe ist dabei. Gemeinschaft heißt im Fall des we-house „lebendige Nachbarschaft“, wie Petra Faryar sagt. Im Erdgeschoss gibt es einen Gemeinschaftsraum für die rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner, dort kann gemeinsam gekocht, gequatscht und gelacht werden. Aber: Alles kann und nichts muss. „Mich würde es nicht wundern, wenn bei uns die Türen immer offenstehen – solange die Haustür unten zu ist“, sagt Khaschayar Faryar. Wer allerdings lieber für sich sein wolle, könne natürlich auch die Tür geschlossen halten. Gemeinschaft sei in diesem Fall vor allem ein Angebot.

„Mich würde es nicht wundern, wenn bei uns die Türen immer offenstehen – solange die Haustür unten zu ist“, sagt Khaschayar Faryar.

„Wir wollen Raum für Ideen bieten“, erklärt Franziska Adams.

Nachbarschaft einbeziehen
Und dieses Angebot soll es auch für die Nachbarschaft geben. Das Bistro, das im Erdgeschoss entsteht, soll beispielsweise für alle geöffnet sein. „Wir wollen in den Dialog kommen. Das ist das Besondere, was hier entsteht. Wir nutzen die Chance, das Projekt wachsen zu lassen und leben den Traum, das ausprobieren zu dürfen“, erklärt Petra Faryar, die mit ihrem Mann auch in die erste Etage einziehen wird. „Wir wollen Raum für Ideen bieten“, erklärt Franziska Adams, der auch das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen liegt. Deswegen ist jetzt schon geplant, sich bei der Initiative „Foodsharing“ zu engagieren. Aber auch sonst ist Nachhaltigkeit ein großes Thema: Im we-house selbst werden auf einer Indoor-Farm Gemüse und Kräuter angebaut. Außerdem kommt der Strom über eine Photovoltaikanlage. Durch die teilweise mehr als zwei Meter dicken Wände müssen die Wohnungen im Winter nicht so stark beheizt werden und bleiben im Sommer angenehm temperiert. „Wir brauchen eigentlich nur Trinkwasser und sind sonst autark“, betont Roland von Thienen.

Zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner mit Bezirksbürgermeister Mathias Grunert.

Begehung: Der Bunker wandelt sich zu Wohnraum.

Gewinn für Sodingen
Mathias Grunert, Bezirksbürgermeister für Sodingen, freut sich sehr über das we-house: „Es ist ein großer Impuls für Sodingen, dass das Gebäude wieder mit Leben gefüllt wird. Bei den Baustellenbesichtigungen war die Nachfrage riesig. Ich erlebe einen großen Zusammenhalt in der Nachbarschaft. Das we-house ist ein architektonisches Highlight und ein echter Hauptgewinn für uns.“ In den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern wollen die Bewohner auch über die Geschichte des Bunkers kommen. Bereits bei den Baustellenbesichtigungen seien Menschen dort gewesen, die als Kinder in diesem Bunker Schutz gesucht hätten. Mittlerweile hat sich eine Gruppe in der Gemeinschaft gebildet, die sich mit der Geschichte des Gebäudes auseinandersetzt.
Aber nun wird erstmal eine neue Geschichte des Bunkers geschrieben: Jetzt ziehen nach und nach alle der rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner ein und leben ihren Traum von Gemeinschaft in Sodingen.

„Das we-house ist ein architektonisches Highlight und ein echter Hauptgewinn für uns“, findet Mathias Grunert.

Text: Anja Gladisch    Titel: Visualisierung © we-house    Foto: Frank Dieper