Serie Unternehmerfamilien

Dem Standort etwas zurückgeben

6. Mai 2016 | Gesellschaft Wirtschaft

Unternehmerfamilien mit sozialer Verantwortung

Auf Henrich Kleyboldt trifft die Beschreibung in jedem Fall zu. Der 47-jährige Diplom-Ingenieur ist Geschäftsführer von IFÜREL mit aktuell etwa 700 Mitarbeitern, davon 50 am Standort Herne. Im Oktober 2001 trat er in das Familienunternehmen seines Großonkels Albert Schlenkhoff ein. Heute leitet er es, mit einem kompetenten Führungsteam an seiner Seite, mittlerweile in der dritten Generation.

Verantwortungsvoller Umgang mit Mitarbeitern

Technisch gewandelt hat sich in der 84-jährigen Firmengeschichte eine ganze Menge – in der Rolle, in der Henrich Kleyboldt sich sieht, dagegen nichts: „Seit jeher kennzeichnet der verantwortungsvolle Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unsere Arbeit als Industriedienstleister." Schon sein Großonkel beschäftigte sich intensiv mit der sozialen Verantwortung unternehmerischen Handelns. Er führte zum Beispiel 1942 die damals noch nicht gesetzlich verankerte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie die betriebliche Altersversorgung ein. Diesen Weg setzt Henrich Kleyboldt nun seit 15 Jahren fort, systematisch, mit Herz und einer gehörigen Portion Pflichtbewusstsein.

  • Beispiel aus der Produktion des Industriedienstleister Ifürel-EMSR Technik GmbH &Co. KG © IFÜREL GmbH
Im Mittelpunkt seines Handelns stehe immer der Mensch, „unser wichtigstes Arbeitsmaterial". Fairer Umgang mit den Anspruchsberechtigten, ethisch korrekte Geschäftspraktiken, Vorrang für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, gute Arbeitsbedingungen, der Einhalt wichtiger Normen, aber auch bürgerschaftliches Engagement sind einige der Kernthemen, mit denen IFÜREL die Fragen nach der unternehmerischen Verantwortung beantwortet.

Corporate Governance - Führung im Dialog

Und dies geschieht nicht nur auf dem Papier. Externe Überprüfungen sind keine leidige Pflicht, sondern sehr willkommen, denn: „Nur so können wir uns im Sinne unserer Mitarbeiter verbessern und unsere Handlungen kontinuierlich weiterentwickeln." Corporate Governance – so heißt der Fachbegriff für unternehmerische Grundsätze – sei keine Gefühlsduselei, sondern zwingende Voraussetzung für den zukunftssicheren Bestand und den wirtschaftlichen Erfolg eines modernen Unternehmens, so Kleyboldt: „Gute Führung geschieht im Dialog, sie ist ein ständiges Geben und Nehmen. Geht es den Mitarbeitern gut, geht`s auch dem Unternehmen gut. Ein stabiles Unternehmen sichert Arbeitsplätze."

Ein Zukunftsbaustein ist die Ausbildung von zurzeit 21 jungen Menschen. Wie gut bei IFÜREL auf das Berufsleben vorbereitet wird, zeigte sich im letzten Jahr, als ein Mitarbeiter, der zum Elektroniker für Automatisierungstechnik ausgebildet wurde, im Bundeswettbewerb den dritten Rang belegte.

Bürgerschaftliches Engagement

Verantwortung trägt Kleyboldt aber nicht nur dem Unternehmen und den Mitarbeitern gegenüber, sondern auch der Stadt Herne. Daher fördert und unterstützt IFÜREL vehement bürgerschaftliches Engagement. Im Unternehmen, zum Beispiel durch Kooperationen mit dem Otto-Hahn-Gymnasium und der Realschule Strünkede in Ausbildungsfragen, und das der Mitarbeiter durch eine Freistellung vom Arbeitsplatz.

Verantwortung und gesellschaftliches Engagement für den Standort sind in einem Familienunternehmen leichter umzusetzen als zum Beispiel in einer Aktiengesellschaft mit angestellten Geschäftsführern. Henrich Kleyboldt ist sich dessen bewusst: „Wir sind ein Familienunternehmen. Mein Handeln in der Firma ist in weiten Teilen der Erziehung durch meine Eltern geschuldet. Ich stelle mich hier der Verantwortung, die Substanz mindestens so zu erhalten, wie ich sie vorgefunden habe. Ich möchte nicht auf Kosten anderer leben. Das schaffe ich zwar nicht immer, versuche es immer wieder von neuem." Ein Satz, den Dr. Joachim Grollmann nur unterschreiben kann: „Familienunternehmen haben eine andere Bindung zum Standort als große Gesellschaften. Das zeigt sich vor allem dann, wenn die Lage kritisch wird. Familienunternehmen wollen dem Standort auch immer etwas zurückgeben", weiß der Geschäftsführer der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft.

Der sozialen Verantwortung stellt sich Henrich Kleyboldt auch im privaten Umfeld. Als Vater von fünf Kindern im Alter zwischen zwei und zehn Jahren engagiert er sich als Pflegschaftsvorsitzender der Schillerschule und führt dort zum Beispiel regelmäßigen Verkehrsunterricht durch. „Dann fährt auch mal ein Lkw unserer Firma auf den Schulhof und zeigt, was ein toter Winkel ist. Auch mit zehn Spiegeln kann der Fahrer nicht immer den Fußgänger erkennen." So zeigt der Unternehmer, worauf es ankommt – in der Firma, aber auch in der Schule: „Schon im Grundschulalter möchten wir den Kindern erklären, dass es auch ihre Verantwortung ist, nicht im toten Winkel zu stehen. Wir wollen Kinder selbstständig machen – und stark."

Wenn der Baum Früchte trägt

Apropos Kinder: Noch ist der eigene Nachwuchs zu jung, um ins Berufsleben einzusteigen. Henrich Kleyboldt: „Natürlich denke ich schon an die vierte Generation und richte mein Handeln danach aus. Genau das zeichnet ein Familienunternehmen doch aus: Wir sind fest verwurzelt und wollen uns gleichzeitig in die Zukunft weiterentwickeln." Der Baum, er wird wohl Früchte tragen, denn der älteste der vier Kleyboldt-Söhne sei jetzt schon „technisch sehr interessiert …"

Text: Jochen Schübel
Fotos: Thomas Schmidt

Henrich Kleyboldt ist Geschäftsführender Gesellschafter der IFÜREL EMSR-Technik GmbH & Co. KG. Dazu gehören zudem die Unternehmen IFÜREL EMSR-Service (Technische Personaldienstleistungen), Bonikom (IT-Dienstleistungen und Kommunikationstechnik) und der Elektrogroßhandel Albert Schlenkhoff. Schwerpunktmäßig ist die Unternehmensgruppe neben Herne im Rhein-Ruhr-Gebiet sowie im Frankfurter Raum vertreten. Die etwa 700 Mitarbeiter sind Experten in der Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (MSR) sowie in der Elektro- und Automatisierungstechnik. Mehr Informationen: www.ifuerel.de