Sie haben den coolsten Job in Herne! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn Ibrahim, nur „Ibo“ genannt, und Walter sind von Beruf Eismeister. Nein, mit leckerem Speiseeis oder Eiswürfeln in gekühlten Cocktails haben sie nichts am Hut. Ihr Arbeitsplatz ist zumeist die zirka 60 mal 28 Meter große spiegelglatte Eisfläche in der Eissporthalle am Gysenberg, bei Temperaturen zwischen drei und zehn Grad.
Die Anhängerschaft des Eishockey-Oberligisten Herner EV sehen sie bei den Heimspielen im Eistempel „am Berg“ über das Eis kurven, nach der Aufwärmphase und in den beiden Drittelpausen, wenn die Eishockey-Cracks durchschnaufen. Ihre Fahrstrecke auf dem Eis-Oval ist immer gleich: Zwei Außenringe, dann eine lange Gerade in der Mitte, gefolgt von mehreren Schleifen. Eine gute Viertelstunde Zeit haben die Eismeister für die Aufbereitung – zumeist geht es etwas schneller.
Wechselschichten dauern von 7 bis zirka 23 Uhr
Ibo und Walter gehören zu den wenigen festangestellten Mitarbeitenden der Gysenberghallen GmbH, Vermieter des HEV. Die „Miners“ sind Hauptnutzer der in den 1970er Jahren erbauten Halle, nach ihrem Spiel- und Trainingsplan richtet sich die Arbeitszeit der Eismeister. Aber nicht nur: Auch für die öffentlichen Eislaufzeiten an Wochenenden und Feiertagen, für die beliebte Eisdisco an jedem Samstagabend von 19 bis 21.30 Uhr oder für den Schulsport bereiten sie das Eis. Dafür arbeiten die Vollzeitkräfte in Wechselschicht – „der eine von 7 bis 15, der andere von 15 bis zirka 23Uhr “, so Ibo Bagbasi.
Eismeister schleifen auch die Schlittschuhe
Der 50-jährige gelernter Maler und Lackierer kam über ein Förderprogramm des Arbeitsamtes an seinen Job. Das war 2017, seitdem kümmert er sich um – „alles“, wie er schmunzelnd seinen Aufgabenbereich beschreibt. Beispiele gefällig: „Reparieren, Instandsetzen, Schlittschuhe schleifen, die Pistenbar mit Getränken auffüllen, Fegen und vieles mehr.“ Die Eis- werden dann zu Hausmeistern. Als „sehr, sehr gute Handwerker“, so die HEV-Führung, kümmern sie sich um Reparaturen in den Kabinen, im Verkaufsbereich oder auf den Sitz- und Stehtribünen. Auch als Malermeister sind sie gefragt, ebenso als Gärtner im Außenbereich, wenn in der Sommerpause das Eis geschmolzen ist. Dann wird die Eismaschine gegen den Rasenmäher oder die Harke getauscht.
„Reparieren, Instandsetzen, Schlittschuhe schleifen, die Pistenbar mit Getränken auffüllen, Fegen und vieles mehr.“

„Hobel“ sorgt für die spiegelglatte Eisfläche
Etwa 80 Prozent ihrer Arbeitszeit widmen sich Ibo und Walter der Eisaufbereitung und der Pflege der Eisfläche. Dafür sitzen sie auf einem Gefährt, das aussieht wie ein überdimensionierter Hobel: die Eismaschine „Zamboni“, benannt nach ihrem Erfinder Frank J. Zamboni. Sie sieht aber nicht nur aus wie ein großer Hobel, sondern funktioniert auch so: Erst schneidet sie eine ganz dünne Schicht ab, die als Schnee in einen Tank befördert wird. Am hinteren Ende wird ein dünner Film warmes Wasser aufs Eis gegeben, das von einem großen Lappen verteilt wird. Dieses Wasser gefriert sofort und verschließt Rillen und Unebenheiten in der Eisschicht. Ergebnis: eine spiegelglatte Fläche.
„Mittlerweile bin ich zum Fan geworden“
Für das Lenken des etwa drei Tonnen schweren „Zamboni“ – der HEV hat seinen Fuhrpark kürzlich um einen weiteren, gekauft beim Ligarivalen Hannover Scorpions, erweitert -, muss man schon Talent mitbringen, um den Koloss sicher über die Eisfläche zu manövrieren. „Einen Führerschein braucht man aber nicht“, fügt Bagbasi lachend an. Unterstützt wird er bei seinen Eistouren von freiwilligen Helfern, die wie er anfügt, auch mal „Schnee schippen“. Dieses Team ist ebenso zur Stelle, wenn mal ein Tor aus der Verankerung geschoben wird („Dann bohren wir die Löcher neu“) oder wenn die Plexiglasscheiben der Bande defekt sind. Wenn der Puck dann wieder über das Eis flitzt und der berühmte Gysenberg-Sound für eine unvergleichliche Atmosphäre sorgt, drückt Ibo an der Bande die Daumen: „Als ich hier vor sieben Jahren begann, war ich noch kein Fan. Jetzt aber umso mehr. “