Der Gorilla vonne Kirmes ist bürgerlich geworden

18. November 2021 | Ausgabe 2021/4

Harter Metal und ganz viel Kirmes gehören zum Markenzeichen der Band

Sie stehen mit einem aufblasbaren Schneemann auf der Bühne, werfen Bonbons wie beim Kirmesumzug und schmeißen aufblasbare Knüppel ins Publikum, mit denen die Fans einander leidenschaftlich hauen. Die schnellen Rhythmen und harten Riffs sind typisch für Metalcore, also harten Metal. Da der Gorilla vonne Kirmes aber – natürlich – vonne Kirmes kommt, nennen die sechs ihre Musik Kirmescore. inherne hat Daniel, Mario, Max, Cornelius, Christian und Samuel zum Interview getroffen.

inherne: Im August konntet ihr beim Spektakulum auf dem Stennert euer erstes Konzert seit der Pandemie spielen. Was ist das für ein Gefühl, wieder auf der Bühne zu stehen?
Daniel: Es ist ein etwas komisches Gefühl, weil wir von null auf 100 starten dürfen. Man geht auf die Wiese und es sind Leute ohne Mundschutz da.
Mario: Wir haben auf jeden Fall Bock, auch wenn es komisch war, lange nicht zu wissen, ob wir spielen dürfen.
Daniel: Wir feiern in diesem Jahr unser zehnjähriges Bestehen. Wir legen das Spektakulum als Geburtstag der Band fest und feiern hier. Christian und ich kannten uns von einer anderen Band. Wir hatten Bock, eine Band zu gründen und haben spontan Samuel gefragt, ob er Schlagzeug spielen kann. Zuerst haben wir zu dritt vor uns hin gewurschtelt, dann haben wir Max von einer anderen Band abgeworben, dann kam Cornelius dazu und dann Mario.

inherne: Wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Christian: Als Kind hatten wir immer Angst vor dem riesigen Kirmesgorilla gehabt. Jedes Kind hat Angst vor ihm.

inherne: Dann seid ihr alle Crange-Fans?
Max: Wir haben immer eine Tour über die Kirmes gemacht, mit vielen Leuten.
Daniel: Wir treffen uns zuerst zum Vorglühen und wollen dann eine ganze Runde über die Kirmes machen. Es endet dann immer am Stand mit den Pferdeklopsen. Unsere Familien sind jedes Mal mit dabei.

inherne: Wie beschreibt ihr Kirmescore?
Cormelius: Party, Party, Party.
Christian: Laut, heftig, mit Luftschlangen.
Samuel: Der Spaß steht für uns und unser Publikum an erster Stelle.
Max: Beim Feiern legen wir einen Schalter um, dann nehmen wir keinen mehr ernst und uns selbst auch nicht.
Daniel: Ich will betonen: Wir haben auch eine sehr seriöse Seite.

inherne: Was macht ihr, wenn ihr gerade keine Musik macht?
Daniel: Wir sind Familienpapas.
Max: Wir sind ruhiger geworden, sanieren Häuser… Wir sind erschreckend bürgerlich geworden, fast spießig.
Mario: Bei uns in der Firma sind die Meisten eher konservativ. Die Band ist unser Ausgleich.
Daniel: Wir sind berufstätig, sind alle gut ausgebildet und eigentlich erschreckend bürgerlich.
Cornelius: Wir können das Private und das Berufliche gut differenzieren.
Mario: Ich wohne inzwischen in Hamburg und komme für die Proben ins Ruhrgebiet. Obwohl wir nicht so oft proben können, haben wir einen Anspruch an uns selbst. Wir wollen sauber spielen und etwas Eigenes machen.

inherne: Wie seid ihr zur Musik gekommen?
Max: Ich habe früher Akkordeon gelernt.
Mario: Ich habe Akustik-Gitarre gelernt, dann E-Gitarre. Dann war mir die ganze Theorie zu viel und ich wollte einfach nur spielen.
Daniel: Mein Vater ist musikalisch. Er hat mir geraten, Bass zu spielen. Im Studium habe ich auch ein paar Semester Musik begleitend studiert. Es war schon nicht schlecht, musiktheoretische Inhalte zu lernen.
Christian: Ich habe vor der Bühne gestanden und wollte das auch machen. Also habe ich mir ein Mikro gekauft. Wir schreiben unsere Songs selbst, haben aber auch Projekte mit Cover-Songs gemacht.

inherne: Eure Fans feiern euch sehr.
Daniel: Wir sehen viele Leute auf Konzerten, die von Anfang an dabei waren: Die Fans schätzen es, dass wir schätzen, dass sie da sind.
Max: Bei Gigs zahlen wir immer drauf, für das ganze Drumherum. Das sind unter anderem die aufblasbaren Gummiknüppel.
Daniel: Damit wollen wir die Leute in Bewegung bringen. Es ist sehr lustig, wenn die Leute die Gummiknüppel einsetzen und unserer Musik damit eine zusätzliche Dynamik verleihen.

inherne: Sind eure Familien auch begeistert dabei?
Daniel: Unsere Frauen haben alle Spaß an unseren Auftritten. Meine Tochter hört schon eine Kinder-Metal-Band.

inherne: Die nächste Generation.
Daniel: Hier am Stennert gründen sich viele Bands, hier entstehen richtige Größen wie Rage. Internationale Top Acts sitzen hier mit lokalen Bands zusammen und quatschen, unterstützen sie. Das wird so sein, solange es den Stennert gibt.

Interview: Nina-Maria Haupt     Alle Fotos: ©Thomas Schmidt