Der OB-Deal
Vier Dekaden sind bald vergangen, seitdem sich die nicht unähnlichen Nachbarstädte Herne und Wanne-Eickel zu einer Stadt vereinten. Mindestens ebenso lange glauben viele Menschen, beide Städte seien sich vollkommen unähnlich gewesen und sie verbinde nichts außer der A42 und dem Kanal.
Zu den diversen Verschwörungstheorien zur Städteehe von 1975 sei nun noch eine hinzugefügt. Damit Wanner und Eickeler den Hernern 1975 bündelweise Kohle - nein, nicht das Grubengold, das hatte Herne damals noch selbst - sondern Zaster, Moneten, D-Mark hinterwarfen, um das marode Herne aufzuhübschen, gingen sie mit den bösen Brüdern und Schwestern jenseits der A43 einen Deal ein. Der sah folgendermaßen aus: „Ihr Herner bekommt von uns Wanne-Eickelern das Territorium und unsere sagenhaften Reichtümer, aber wir stellen dafür fürderhin und auf immerdar den Stadt-Häuptling." Dass die Reichtümer sagenhaft waren, weil sie der Welt der Sagen entstammten, verschwiegen die gewitzten Wanne-Eickeler, den neuen Stadtgefährten. Aber die Alt- Herner und Alt-Wanne-Eickeler lassen Gesamt-Herne seitdem von Oberhäuptern aus den westlichen Stadtteilen repräsentieren und steuern. Pacta sunt servanda, wie der Lateiner sagt. Urbanski, Becker, Schiereck: Alle stammen aus Alt-Wanne-Eickel. „Und was ist mit Pohlmann?", mag der aufmerksame Leser an dieser Stelle mit Recht fragen. Nun, der populäre, nicht minder gewitzte OB kaschierte seine Herkunft von der „falschen" Seite der A43 mit einem so riesigen Crange-Enthusiasmus, dass die Wanne-Eickeler ihn daher als einen der ihren anerkannten. Nach dem Grundsatz: Wer unsere Kirmes liebt, muss ein guter Mensch sein. Und wer ein guter Mensch ist, ist auch irgendwie Wanne-Eickeler. Und wie wird es in der Zukunft aussehen? Wer im Herbst nächsten Jahres auf Horst Schiereck als OB folgen wird, steht noch nicht fest. Inherne wird das Thema natürlich weiter behandeln.
Text: Christoph Hüsken