Neue Exponate der Stadtgeschichte

Die Bilder-Sammeltüte

26. Februar 2016 | Gesellschaft Kultur

Der Klassiker in der präpubertären Sozialisation ist das Sammelbilderalbum. In Rudeln haben wir unsere Barschaft für die Klebebildchen ausgegeben. Auf dem Schulhof war man obenauf, hatte man endlich ein rares Fehlbild ergattert. Und selbst Nina, eine Klasse höher, guckte einen zum ersten Mal interessiert an.

Sammelbilder in Eickeler Verlag

Als die angesagten Helden noch Peter Kraus, Lassie und die Kinder von Bullerbü hießen, wurden Sammelbildchen auch in Wanne-Eickel hergestellt: vom WS-Verlag in Eickel. In der graphischen Druckanstalt von Wilhelm Schulze-Witteborg im Hugenpoth ging es mitunter rustikal zu. Hatte man für eine neue Fußballserie mal keinen aktuellen „Rahn" parat, wurde dessen Kopf aus einem alten Bild herausgeschnitten und in die neue Szene eingeklebt. Die Kolorierung verwischte alle Spuren

20.000 Prozent Wertsteigerung

Auch Wolfgang Prochoki, heute stolzer Besitzer von über 500 Alben, erinnert sich an die lokale Bilderflut: „Bei uns in der Flöze (Flöz-Hugo-Siedlung) haben viele Mütter für den WS-Verlag Heimarbeit gemacht. Die Bilder mussten mit einem Schneidegerät aus Druckbögen ausgeschnitten und dann in die Tüten verpackt werden. Die Kinder von denen brachten dann Unmengen von Fehldrucken und schlecht geschnittenen Bildern in den Umlauf, so dass sie für uns im Tausch- und Schnibbelgeschäft zu Persona non grata wurden."

Mitte der 1960er Jahre brach der WS-Verlag auseinander. Die unversehrte Bildertüte wurde übrigens bei ebay für zehn Euro ersteigert. Bei einem ursprünglichen Verkaufswert von 10 Pfennig immerhin eine satte Wertsteigerung von 20.000 Prozent.

(WS-Druck Wanne-Eickel, 14x10cm, verschlossen, um 1962)

Text: Ralf Piorr