40 Jahre Städte-Ehe

„Die Bochumer wollten Kanal und Kirmes“

1. November 2014 | Gesellschaft

Josef Kohlenbach gehörte von 1969 bis 2004 für die CDU dem Rat der Stadt Herne an, zuletzt als Fraktionsvorsitzender. Der heute 75-jährige Bankkaufmann aus Sodingen hat auf Herner Seite als jüngstes Ausschussmitglied das Zusammenwachsen der beiden Kommunen begleitet und blickt für inherne zurück.

„Ich glaube, die Herner waren ein wenig eher dazu bereit, einen gemeinsamen Weg zu gehen als die Wanne-Eickeler“, sagt Kohlenbach und liefert auch gleich eine Begründung. „Das liegt vielleicht daran, dass es in Alt-Herne mit den vorherigen Zusammenschlüssen mit den Ämtern Baukau, Horsthausen und Sodingen mehr positive Erfahrungen gegeben hat.“ Wie der SPDStadtverordnete Peter Worbs widerspricht auch Kohlenbach der Legende vom wohlhabenden Wanne-Eickel, von dessen Finanzkraft Herne profitiert habe. „Beides waren keine reichen Städte“, stellt der Sodinger klar, und sind es auch heute nicht!

Josef Kohlenbach heute im Ratssaal des Herner Rathauses.© Thomas Schmidt, Stadt Herne Josef Kohlenbach heute im Ratssaal des Herner Rathauses.© Thomas Schmidt, Stadt Herne

Bochumer Begehrlichkeiten

In Wanne habe es in Form der Bürgergemeinschaft mehr Widerstände gegeben. „Die Mehrheit der Politik war sich jedoch über Parteigrenzen hinweg darin einig, dass der Zusammenschluss von Herne und Wanne-Eickel der richtige Weg sei.“ Denn eines einte die große Mehrheit: die Ablehnung einer möglichen Eingemeindung nach Bochum. „Nach meiner Erinnerung hat der Wanne-Eickeler Oberstadtdirektor Alfred Hufeld den Bochumern dann die Absage übermittelt. Die Bochumer wollten beide Städte vor allem wegen des Kanals samt Wanner Hafen und der Cranger Kirmes zu sich holen“, schätzt der Christdemokrat das Ansinnen der Nachbarstadt ein.

Anderer Stil in Wanne-Eickel

Der Umgang zwischen den Wanne-Eickelern und Herner Politikern sei über Parteigrenzen hinweg anständig gewesen. „Bösartigkeiten oder ein Gegeneinander hat es in dieser Sache nicht gegeben“, erinnert er sich. Nur der manchmal etwas andere Politikstil der Wanne-Eickeler erschien den Hernern bisweilen ein wenig gewöhnungsbedürftig, sagt er schmunzelnd. „Bei ihnen ging es etwas kumpelhafter zu und manche Dinge wurden auch mal nach der Sitzung über Parteigrenzen hinweg bei einem gemeinsamen Bier geregelt. Das war bei uns Alt-Hernern eher unüblich“. Das Fazit Kohlenbachs über 40 Jahre Städteehe fällt dementsprechend positiv aus: „Das Zusammenwachsen ist gelungen.“

Text: Christoph Hüsken