Ausstellung zu britischen Truppen in Westfalen in Schloss Strünkede

Die Briten gehen…

11. Januar 2019 | Gesellschaft Kultur

  • Die "Exponatskisten" im Rittersaal, den militärischen Umzugskisten der britischen Soldaten nachempfunden. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Erinnerungen von 200 Menschen

Rund 200 Briten und Deutsche steuerten ihre Erfahrungen und Erinnerungen bei. Seit die Briten 1945 als Sieger, Befreier und Besatzer kamen, hat sich das Verhältnis zu den Deutschen verändert. Aus Feinden wurden Verbündete, manchmal sogar Freunde. Nun ziehen die britischen Truppen ab – Anlass für eine Forschergruppe, mehr über das Leben der britischen Militärs und ihrer Familien in der Region herauszufinden. Die Wanderausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist in Zusammenarbeit mit der Stadt Paderborn, der Universität Paderborn, dem Arbeitskreis ostwestfälisch-lippischer Archivare und dem Altertumsverein Westfalen, mit Unterstützung der Britischen Streitkräfte in Deutschland entstanden. Das Emschertal-Museum in Schloss Strünkede ist die fünfte von acht Stationen.

Britischer Alltag in der Umzugskiste

Die  Macher der Ausstellung haben die Ausstellungsstücke größtenteils in Kisten verpackt und auf Paletten gestellt, nachempfunden den britischen Umzugskisten, mit denen die Soldaten häufig umzogen. Denn oft waren sie nur kurze Zeit an einem Ort. Zu kurz, um in Westfalen heimisch zu werden und enge Kontakte aufzubauen. Außerdem hatten die Truppen oft eine komplette eigene Infrastruktur aufgebaut, von britischen Läden über eigene Wohnviertel bis hin zu einer eigenen Fluglinie.

Trotzdem haben die Briten das Land auf verschiedene Weise geprägt: „Die Kommunalverfassung, die Hochschullandschaft und auch die Führung einiger großer Unternehmen wurde stark von den Briten beeinflusst“, weiß Dr. Oliver Doetzer-Berweger, Leiter des Emschertal-Museums. „Sie haben viel Kulturarbeit geleistet, in Museen, Vereinen und im Sport“, ergänzt Dr. Hauke Kutscher, Referent des LWL-Museumsamtes. Vor allem der britische Radiosender BFBS prägte den Musikgeschmack einer Generation. „Die Ausstellung kommt zur richtigen Zeit. Der Brexit sollte uns darüber nachdenken lassen, was uns mit den Briten verloren geht“, so Doetzer-Berweger. Dennoch sei das Verhältnis zwischen den Besatzern und den Kommunen mitunter schwierig gewesen. Anfangs seien Kontakte von Militärangehörigen und Zivilisten verboten worden, später wurden sie geduldet, schließlich heirateten sogar die ersten britisch-deutschen Paare.

Auch das Schloss war von Truppen besetzt

Auch Schloss Strünkede war 1945 von den Briten beschlagnahmt und genutzt worden. Ein Anwohner erzählt, dass an manchen Tagen die Offiziere Schießübungen am Schloss veranstaltet haben und deswegen die Wand eines Nebengebäudes noch immer Einschusslöcher hat. Die Löcher sind tatsächlich zu sehen, aber wer warum geschossen hat, lässt sich nicht erkennen. Auch die städtische Galerie im Schlosspark wurde genutzt, als Kinderkurheim, wo unterernährte Kinder Essen und Zuwendung bekamen.

Obwohl die britischen Truppen Herne schon 1946 wieder verließen, geht die Ausstellung auch auf die besondere Geschichte Hernes ein, nicht zuletzt auf die Städtepartnerschaft mit Wakenfield. Andere Kisten sind allgemeiner gehalten, zeigen Uniformen, Orden, aber auch die Geschichte von Sportvereinen, Schulen und Kneipen. Eine Kiste, beschriftet mit „love is in the air“, widmet sich der Liebe, eine andere der Angst: Mit einem Handbuch zur persönlichen Sicherheit und Spiegeln, mit denen Autos durchsucht wurden. Neben typischen Militär-Artefakten steht auch ein britisches Wohnzimmer dort – natürlich mit Teekanne.

Die Ausstellung ist zu sehen in Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, 44629 Herne. Geöffnet ist sie Ausstellung dienstags bis freitags von 10 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 17 und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

Nina-Maria Haupt