Freimaurer-Loge „Eiche auf roter Erde" versteht sich als Teil der Herner Kulturlandschaft

Die diskrete Gemeinschaft

26. Februar 2016 | Gesellschaft

Das Logenhaus im Herner Süden ist eine repräsentative Immobilie mit ca. 300 Quadratmetern. Direkte Nachbarn sind das DRK-Haus am Flottmannpark und elf schnuckelige Eigenheime. Ein einladender Logenplatz, mitten im Leben.

Eine Loge ist kein Geheimbund. Gegen dieses Vorurteil muss die Gemeinschaft geduldig argumentieren. Jeder der 42 Logenbrüder – ausschließlich Männer – weist dies von sich. „Der Begriff Diskretion passt besser zu uns", sagt Jörg Hundertmark. Der 57-jährige Herner, von Beruf Vermögensberater, ist nicht nur Mitglied, sondern zugleich auch Vorsitzender der gemeinnützigen Stiftung der Loge. Diskretion bedeutet hier: „Alles, was in der Loge besprochen wird, bleibt auch in der Loge. Dies ist einer unserer elementarsten Grundsätze, weil er einen freien Ideen- und Meinungsaustausch ermöglicht."

  • Im Inneren der Freimaurerloge "Eiche auf roter Erde" © Frank Dieper, Stadt Herne

Maßvoll sein
Es gibt viele Themen, die an den regelmäßigen Clubabenden diskutiert werden. „Wir sprechen über gesellschaftliche oder ethische Themen, beschäftigen uns aber auch mit spezifischen Fragen der Freimaurerei.", sagt Jörg Hundertmark. Der Herner Mikro-Biologe Dr. Elmar Grabert (56) kam über einen Freund zur Loge. Er ergänzt: „Die Loge fördert das Nachdenken über sich selbst. Sie vermittelt zentrale moralische Werte, mit denen ich mich identifizieren kann: Humanität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit."

Ethischer Bund freier Menschen
Im Gegensatz zu den Rotariern oder Lions seien die Freimaurer kein Serviceclub. Die Loge verstehe sich als ethischer Bund der die Überzeugung teilt, dass eine beständige Arbeit an sich selbst zu einem insgesamt menschlicheren Verhalten führt. Jörg Hundertmark: „Freimaurer arbeiten in erster Linie an ihrem eigenen Verhalten und ihren Wertvorstellungen." Dass die Logenbrüder in den Ruf gerieten, lieber unter sich zu sein, hatte vor allem räumliche Gründe. Vor ihrem Umzug in den Herner Süden trafen sie sich in einer Wohnung im Haus des Handwerks an der Hermann-Löns-Straße. Dort war alles recht klein und beengt. Öffentliche Veranstaltungen gab es nur selten. Trotzdem wuchs die Mitgliederzahl und die Loge suchte und fand ein neues Zuhause an der Flottmannstraße.

Rituelle „Tempelarbeit"
Das neue Domizil ist Eigentum der Stiftung und wird jeden Donnerstag von den Logen-Brüdern genutzt. Zum Beispiel für die rituelle „Tempelarbeit" im Versammlungsraum, dem „Tempel". Mit Blick auf die Freimaurer-Symbole – Zirkel, Winkelmaß, rauer Stein, Hammer oder Maurerkelle – treffen sich die Brüder, gekleidet im schwarzen Anzug mit weißem Schlips, unter Vorsitz des Meisters vom Stuhl", der die Loge leitet. Das Ritual, so Jörg Hundertmark, ist der Kern der Freimaurerei, das, was sie von anderen Vereinigungen am meisten unterscheidet. Es gehe um die Arbeit an sich selbst, dem symbolischen „rauen Stein", der in den „Tempel der Humanität" eingefügt werden soll.

Zitat

„Etwas, was bei der Freimaurerei so anziehend erschien, dass ich die Chance, Freimaurer zu werden, gerne ergriff, ist die Tatsache, dass hier das verwirklicht wird, was eine Regierung oft nur gelobt, nämlich jeden Menschen nach seinen Verdiensten als Mensch zu behandeln." Theodore Roosevelt, von 1901 bis 1909 Präsident der USA.

Einen Einblick in das Miteinander der Herner Freimaurer geben offene Club- oder Vortragsabende, die bis zu acht Mal pro Jahr stattfinden. Die Referentenriege ist eindrucksvoll: RTL-Ikone Helmut Thoma war da, Ex-Vizekanzler Franz Müntefering, CDU-MdB Ingrid Fischbach und Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann. Die Loge stehe durchaus als Teil der Herner Kulturlandschaft, so Jörg Hundertmark.

Die Loge „Eiche auf roter Erde" ist offen für neue Mitglieder, unabhängig von Alter oder Beruf. Aufgenommen werden ausschließlich Männer. Wer mitmachen möchte, braucht einen Bürgen. Interessenten durchlaufen eine Kennenlernphase von etwa zwölf Monaten. Anschließend entscheiden alle Mitglieder der Loge über die Aufnahme. Die Aufnahmegebühr in die Loge beträgt 125 €, der Jahresbeitrag 400 €. Standesdünkel, so versichern Hundertmark und Grabert, gebe es nicht: „Der wird an der Garderobe abgegeben".

Bruno Unkhoff nutzte die Symbole

Der Begriff „Freimaurer" geht zurück auf das englische „freemason". So hießen im 15. Jahrhundert die in Bauhütten organisierten Steinbildhauer oder Baumeister. Den Eingang zum Logenhaus an der Flottmannstraße schmückt eine Skulptur von Bruno Unkhoff. Der Wanne-Eickeler Künstler, Ende 2002 verstorben und Mitglied der Loge, rückt darin die Freimauer-Symbole Hammer, Zirkel, Winkel und Lot in den Mittelpunkt. Die Symbolik setzt sich vor dem Clubhaus fort, dort wächst eine Eiche auf roter Erde neben einem Pflasterstein-Mosaik. In Deutschland gibt es nach eigenen Angaben 485 Freimaurer-Logen mit ca. 15.300 Mitgliedern, die sich in fünf Großlogen organisieren. Weltweit bekannte Mitglieder der Freimaurerwaren u. a.: Louis Armstrong, Karlheinz Böhm, Winston Churchill, Johann Wolfgang von Goethe, Wolfgang Amadeus Mozart, Franklin D. Roosevelt, Kurt Tucholsky, Mark Twain.

Text: Jochen Schübel

Fotos: Frank Dieper / Loge

Weitere Informationen: www.freimaurer-herne.de, www.freimaurer.org