„Wir wollen eine Plattform bieten, damit alle Stimmen Gehör finden.“
Bündnis Herne setzt auf ein starkes Miteinander
Es war im Jahr 2019, als die sogenannten „besorgten Bürger“ durch die Herner Innenstadt zogen und Hetze gegen Flüchtlinge betrieben. Als Reaktion darauf gründete sich das „Bündnis Herne“, das die Menschen erfolgreich gegen die rechte Gruppierung mobilisierte. Einer der Mitorganisatoren war Jacob Liedtke, der noch heute für das Bündnis aktiv ist. Er versteht Integration als wechselseitige Angelegenheit.
Das „Bündnis Herne“ ist ein offener Zusammenschluss von Gewerkschaften, Parteien, Glaubensgemeinschaften, einzelnen Vereinen und vielen weiteren Institutionen. „Der gemeinsame Konsens ist die Arbeit gegen rechte und autoritäre Umformungsversuche auf einer gewaltfreien Ebene“, erläutert Jacob Liedtke, der bei der Bundestagswahl 2021 für Bündnis 90/Die Grünen antrat. Dabei gelte es, aktuelle Entwicklungen stets im Blick zu behalten. Etwa 20 Personen bilden den festen Organisationkreis des Bündnisses. Sie sind ihrerseits gut vernetzt und können bei Bedarf die verschiedenen Ansprechpersonen schnell mobilisieren.
Debatten anstoßen
Das Thema Vielfalt wird im „Bündnis Herne“ großgeschrieben. Bei den Aktionen geht es auch um das Kennenlernen fremder Kulturen oder Traditionen. „Wir verstehen Integration als wechselseitig, insofern, dass sich auch die aufnehmende Gesellschaft ein Stück weit bewegen und eine gewisse Offenheit bewahren muss. Immer wenn diese Offenheit in Rede steht, ist es die Aufgabe des Bündnisses in gesellschaftlichen Debatten zu intervenieren“, so beschreibt es der engagierte 34-Jährige. Ihm fällt hier das Beispiel einer Praktikantin ein, die wegen ihres Kopftuchs die Stelle in einem Krankenhaus verlor. „Wir versuchen uns nicht in Debatten einzumischen, aber wir wollen eine Plattform bieten, damit alle Stimmen Gehör finden.“
Menschen erreichen
Für die Zukunft wünscht sich der Wahlherner Liedtke, dass das Bündnis noch weiter in die inhaltliche Arbeit einsteigt, Vorträge organisiert und Aufklärungsarbeit leistet. „Wir versuchen die Köpfe und Herzen der Menschen zu erreichen, dass man es sich zur Haltung macht nicht wegzugucken, wenn etwas passiert.“ Wie gut das klappen kann, haben die Herner Bürger*innen mit ihrem Protest gegen die rechten Aufmärsche 2019 bereits eindrucksvoll bewiesen.