Die Herner Firma ISAP verbindet IT und Maschinenbau

Die Produktion digital denken

26. Juli 2019 | Wirtschaft

Vom Papier zur Datei

ISAP unterstützt diese Firmen dabei, ihre Produkte digital zu gestalten, zum Beispiel, indem ein neues Bauteil als Modell am Computer entworfen wird und nicht mehr als technische Zeichnung auf Papier. Aber auch die Fertigung selbst versucht ISAP mit seinen Kunden zu verändern. Manche Teile können beispielsweise am 3-D-Drucker hergestellt werden – und damit kann sich der gesamte Ablauf verändern, wie ISAP-Vorstand Norbert Assen und Daniel Drissler, Bereichsleiter Business Development, erklären.

Als Beispiel dient eine Halterung. Das Bauteil ist schwer, klobig, hat vier Löcher und eine Öse und besteht aus schwarzem Kunststoff. „Bisher mussten Ingenieure, die ein Produkt entworfen haben, immer überlegen, wie es gefertigt werden kann“, erklärt Drissler. Wie kann eine Maschine die gewünschte Form aus einem Plastikklotz herausarbeiten? Wo kann gefräst, gebohrt und umgeformt werden? Ist es günstiger, das Teil mit mehr Materialaufwand zu fräsen oder kleiner und leichter zu gießen? Als Kontrast präsentiert Drissler ein Teil, das mit einem 3-D-Drucker produziert wurde. Es ist schmaler und leichter, hat ebenfalls vier Löcher und eine Öse, die aber durch schmale Streben verbunden sind.

Geschäftsmodelle verändern sich

„Der Drucker hat andere Möglichkeiten, deswegen kann das Produkt anders aussehen. Auch die Entwicklung und die Arbeitsschritte in der Fertigung verändern sich dadurch“, so Assen. Selbst Geschäftsmodelle werden dadurch umgekrempelt. Zum Beispiel können vernetzte Maschinen rechtzeitig melden, wenn ein Verschleißteil kaputt geht und Ersatz ordern, bevor die Maschine stillsteht. Oder eine Firma schickt statt einem Ersatzteil die Daten als 3-D-Modell und der Kunde druckt es aus.

Auch für die Mitarbeiter kann sich mit der Digitalisierung von Abläufen vieles Verändern. So präsentieren Assen und Drissler eine Virtual-Reality-Brille. Mit ihr hat man den Eindruck, in einer anderen Umgebung zu sein, kann sich in ihr bewegen und mit Hilfe von zwei Controllern virtuelle Gegenstände bewegen. Sie dient zum Beispiel dazu, Abläufe zu trainieren, Maschinen virtuell auseinander und zusammen zu bauen. In der Augmented Reality, also der angereicherten Realität, können Mitarbeiter Informationen zu einem Produkt eingeblendet bekommen, zum Beispiel, welcher Arbeitsschritt als nächstes kommt oder welche Schraube zu lösen ist.

Ur-Herner aus Baukau

Gegründet hat Assen die Firma vor 26 Jahren gemeinsam mit einem Geschäftspartner. Beide hatten Maschinenbau an der Ruhr-Universität Bochum studiert, dann hatte Assen zwei Jahre lang in einer Bochumer Firma gearbeitet, die dann schloss. „Wir dachten, Maschinenbau und IT, da geht noch was“, so der Diplom- Ingenieur. Deswegen gründeten sie 1993 in Bochum ISAP, 1997 zog die Firma nach Herne in ihr eigenes Firmengebäude im Innovationspark Baukau um. Inzwischen hat das Unternehmen 120 Mitarbeiter an fünf Standorten in Deutschland. 75 Personen arbeiten in der Herner Zentrale. Ging es anfangs noch vorwiegend um Soft- und Hardware, steht inzwischen die Beratung rund um die Digitalisierung von Prozessen im Vordergrund.

Assen bezeichnet sich selbst als „Ur-Herner. Ich bin in Baukau geboren, einen Kilometer entfernt von meinem jetzigen Büro. Ich habe es also nicht weit gebracht“, scherzt er. Seine Kunden sind weltweit arbeitende Unternehmen. Rund 1100 Kunden betreut er, die rund 10.000 Software-Lizenzen von ISAP haben. Seit 2017 gibt es die ISAP-Group, zu der die Tochterunternehmen INTALOGY (Websolutuions) , Diprotec (IT-Solutions) und ISAP Procim (digitale Fertigung) gehören.

Nina-Maria Haupt