Die Sicherheit am Kanal im Blick

29. Juli 2021 | Ausgabe 2021/3

Feuerwehr und DLRG sorgen am Rhein-Herne-Kanal für Wasserrettung

Auf rund zehn Kilometern Länge verläuft der Rhein-Herne-Kanal im Norden der Stadt durch Herne. Die Bundeswasserstraße ist ein wichtiger Wirtschaftsweg. Ebenso hat sie aber seit Jahrzehnten einen hohen Freizeit- und Erholungswert für die Menschen in der Stadt. Doch die Nutzung des rund vier Meter tiefen Gewässers birgt auch Risiken. Die Wasserrettung übernehmen dabei die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und die Herner Feuerwehr.

Unfälle verdeutlichen die Gefahr
Wie tückisch die vermeintlich ruhigen Kanäle des Ruhrgebiets sind, zeigte erstvor wenigen Wochen ein tragischer Unfall in Lünen: Beim Versuch den dortigen Datteln-Hamm-Kanal zu durchschwimmen ertrank ein junger Mann. Auch in Herne gab es in den vergangenen Jahren zwei tödliche Vorfälle am Kanal. Im August 2020 sprang in Horsthausen ein Spaziergänger hinter seinem Hund her ins Wasser und ertrank. Vor zwölf Jahren im August 2009 war ein Mann nach einem Besuch der Cranger Kirmes von der Brücke an der Recklinghauser Straße in den Kanal gesprungen, nachdem der Wind ihm seinen Hut vom Kopf geweht hatte. Drei Tage nach dem Sprung konnte der Mann nur noch tot geborgen werden.

Fahrlässigkeit nimmt zu
An den Wochenenden besetzt die DLRG ihre Wache an der Belgorodstraße in Unser Fritz. „Von Mai bis September versehen wir hier ehrenamtlich den Wachdienst“, erklärt Dirk Bielefeld, Vorsitzender des DLRG-Bezirks Herne/Wanne-Eickel beim Termin mit inherne. Drei Boote stehen der DLRG vor Ort hierfür zur Verfügung. „Das Einsatzgebiet umfasst den gesamten Rhein-Herne-Kanal auf Herner Gebiet, also von der Stadtgrenze Gelsenkirchen im Westen bis zur Grenze mit Castrop-Rauxel im Osten. 25 der rund 900 Mitglieder im Bezirk engagieren sich aktuell im Wachdienst vor der Haustür. Immer fünf bilden eine Wachteam. „Voraussetzung dafür ist das DLRG-Rettungsschwimmabzeichen in Silber“, sagt Bielefeld. Damit im Ernstfall alle Handgriffe sitzen, üben die Rettungsschwimmer regelmäßig. „Zum Glück hatten wir schon lange keinen Ernstfall“, so der ehemalige Polizeibeamte weiter. Doch auszuschließen sind diese nie. „Wir beobachten mit Sorge, dass immer mehr Menschen die Gefahren des Kanals leichtfertig unterschätzen. So lassen manche ihre Kleinkinder hier planschen.“ Verboten ist das Baden im Kanal übrigens nicht. Es wird geduldet. Ausdrücklich untersagt ist hingegen das Baden im Bereich von Häfen und Schleusen sowie das Springen von den vielen Brücken und das Anschwimmen von Schiffen.

„Wir beobachten mit Sorge, dass immer mehr Menschen die Gefahren des Kanals leichtfertig unterschätzen.“

Sondereinheit bei der Feuerwehr
Eindrucksvoll ist der Boots- und Fuhrpark, den die Feuerwehr Herne für die Wasserrettung aufzubieten hat. Rund 45 Mitglieder aus Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr bilden die Sondereinheit Wasserrettung. Sowohl auf der Wache 2 an der Stöckstraße als auch am Gerätehaus Ost der Freiwilligen Feuerwehr am Bogenweg sind Boote auf Anhängern stationiert, die im Einsatzfall schnell zu den Stellen gebracht werden, an denen ein Zuwasserlassen am Kanal möglich ist. Neben der DLRG-Wache ist dies eine Stelle im Bereich des Steag-Kraftwerks sowie am Wasser- und Maschinenamt und im Hafen Friedrich der Große.
„Grundsätzliche haben alle Kräfte der Berufsfeuerwehr eine Qualifikation als Rettungsschwimmer“, erklärt Benjamin Heinemann von der Feuerwehr Herne. „Für den Dienst in der Sondereinheit ist das Rettungsschwimmabzeichen in Silber Voraussetzung. Einige haben dazu eine Ausbildung als Strömungsretter absolviert, andere sind ausgebildete Bootsführer“, so der zuständige Sachbearbeiter für die Freiwillige Feuerwehr. Für die erste Alarmierung bei einem Unfall am Wasser ist der Rüstwagen der Berufsfeuerwehr – ein mit vielen Geräten zur Technischen Hilfeleistung ausgestattetes Feuerwehrfahrzeug – mit einem stets aufgeblasenen Schlauchboot ausgerüstet. Flaggschiff ist jedoch das mit einem 90 PS-starken Motor ausgerüstete Boot, das am Gerätehaus Ost stationiert ist. Versehen mit einer tragbaren Feuerlöschpumpe dient es nicht nur der Rettung von Personen aus dem Wasser, sondern kann zugleich für die Brandbekämpfung eingesetzt werden.

Der Boots- und Fuhrpark der Sondereinheit der Feuerwehr Herne.

Text: Christoph Hüsken     Fotos: Frank Dieper