Wirtschaft

Die unbekannte Größe am Herner Meer

25. November 2016 | Wirtschaft

Blech ist nicht gleich Blech

Wer braucht schon tonnenschwere Stahlbleche in epischen Ausmaßen? Wobei der Begriff Bleche für das, was bei der Scheibe Stahl Service GmbH & Co. KG verarbeitet wird, für Laien ohnehin nur bedingt passend erscheint. Maximal 25 Meter lange Stahlkolosse mit Gewichten von bis zu 50 Tonnen und einer Dicke von bis zu 55 Zentimetern sind nicht eben das, was man sich unter einem Blech vorstellt.

Gleichwohl sind es beeindruckende Zahlen und Tonnagen, die im Gewerbegebiet Friedrich der Große, direkt am Rhein-Herne-Kanal, mit dem Schwerlastkran bewegt werden. Für Arnold Scheibe und seinen Sohn Arnd, die Inhaber der Scheibe Stahl Service GmbH & Co. KG, gehört das indes zum Tagesgeschäft. Regelmäßig wird Stahl, zu 95 Prozent aus dem Saarland stammend, angeliefert, der in den insgesamt 8.000 Quadratmeter großen Hallen gebrannt und geschnitten, gerichtet und angefast wird.

  • © Philipp Stark, Stadt Herne

40.000 Tonnen für eine Brücke

Die so bearbeiteten Bleche gehen dann, zumeist per LKW, zur Weiterverarbeitung in den Maschinen- und Pressenbau und seit einigen Jahren verstärkt in die Offshore-Industrie, wo sie riesigen Windrädern als Fundament dienen. Manchmal bilden die Bleche auch die Grundlage für beeindruckende Bauwerke, wie im Fall der großen Tejo- Brücke in Lissabon, für deren Fundament über 40.000 Tonnen Stahl geliefert wurden.

Trotz dieser internationalen Ausrichtung ist die Familie Scheibe fest verwurzelt in unserer Stadt. Arnold Scheibe, sein Sohn und dessen Geschwister leben seit jeher in Herne, und auch ein berufliches Gastspiel in Köln währte nur ein gutes Jahrzehnt. Die Grundlagen für das heutige  Unternehmen wurden bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gelegt. Nach seiner Lehre bei der Bergrohr GmbH an der Bochumer Straße, in der Nähe der Bochumer Stadtgrenze, machte Arnold Scheibe in dem Unternehmen Karriere als Industriekaufmann und hatte bereits mit 32 Jahren Prokura.

Zeichen der Zeit erkannt

Als die Branche Anfang der 90er Jahre in eine Krise schlitterte und die Bergrohr GmbH unter anderem mit den Mannesmann Röhrenwerken fusionierte, erkannte Arnold Scheibe im Alter von 51 Jahren die Zeichen der Zeit und entschied sich für die Selbstständigkeit. Zusammen mit seinem Sohn Arnd, der kurz zuvor sein Studium beendet hatte, übernahm er 1994 ein Unternehmen in Köln-Niehl. Da die Familie aber stets ihren Wohnsitz in Herne behielt und sich in unserer Stadt zuhause fühlt, zog es die Scheibes irgendwann auch beruflich wieder in ihre Heimat.

Seit 2005 am Kanal

Anfang der 2000er gab es erste Gespräche, 2004 wurde dann am Rhein-Herne-Kanal im Gewerbegebiet Friedrich der Große gebaut. Nur ein Jahr später ging die  Scheibe Stahl Service GmbH & Co. KG an den Start. Seit dieser Zeit genießt Arnold Scheibe wohl einen der schönsten Ausblicke, den man aus einem  Herner Büro überhaupt haben kann, blickt direkt auf den Kanal und den gegenüber liegenden Yachthafen in Castrop-Rauxel.

Auch die geschäftlichen Ausblicke bleiben verheißungsvoll. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren weiter expandiert, bietet aktuell 32 sichere Arbeitsplätze. Der inzwischen 76-jährige Arnold Scheibe denkt aktuell noch nicht ans Aufhören. Kein Wunder, ist der 192 Zentimeter große Herner doch seit jeher ein äußerst robuster Typ, der sich bereits in jungen Jahren einen Namen als ambitionierter Feldhandballer gemacht hat. In seiner Freizeit engagiert sich Arnold Scheibe bis heute ehrenamtlich im Lions Club Herne, für den er auch in diesem Jahr wieder regelmäßig an so genannten Activities teilnimmt und so Geld für den guten Zweck erarbeitet.

 

Philipp Stark