Projekt von Teach First und der Stadt Herne

Drei Fellows – ein großer Gewinn für Herner Schulen

22. September 2017 | Gesellschaft

Fellow ist ein englisches Wort und hat viele unterschiedliche Bedeutungen rund um den Kernbegriff "Kumpel". Ruth-Anne Damm von Teach First Deutschland benutzt es im Sinne von "Wegbegleiter". Teach First Deutschland setzt sich für bessere Bildungschancen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Das Land zieht mit, erwartet aber von der Kommune, dass sie einen Teil der Kosten übernimmt. In Herne beteiligen sich fünf Sponsoren, die finanziell möglich machen, dass drei Fellows in unserer Stadt eingesetzt werden können. Zum dritten Mal beteiligt sich die Kommune an dieser Aktion.

  • Pressekonferenz zur Präsentation der Teach-First-Fellows: Ruth-Anne Damm (Teach First, Organisation), Frau Flis und Michaela Pfeifer (Realschule an der Burg), Nicole Nowak (Haranni-Gymnasium), Stadträtin Gudrun Thierhoff, Fellows Paula Pabel, Jana Eckei und Luisa Hemker, Peter Bornfelder "Lernen in Herne", Martin Weber-Schmitz (Lions-Hilfswerk), Michael Barszap (gfi), Dirk Plötzkie (Bildungs- und Erziehungsstiftung der Herner Sparkasse), Lothar Heistermann (Hans-Tilkowski-Schule) und Reiner Doppel (Lions Club Herne-Emschertal). © Frank Dieper, Stadt Herne
Der besondere Zugang

Stadträtin Gudrun Thierhoff, die bei der Stadtverwaltung alle Hebel in Bewegung setzte, damit das Projekt realisiert werden kann, ist hoch erfreut: "Mit dem Fellow-Prinzip haben wir unendlich gute Erfahrungen gesammelt, die auch dazu beigetragen haben, dass wir neue Sponsoren gewinnen konnten. Dass wir nun die drei Frauen haben, ist ein besonderes Geschenk." Thierhoff betonte, dass die Fellows keine Lehrer ersetzen, sondern "zusätzliche Aufgaben erfüllen": "Sie beurteilen nicht, und sie bewerten nicht und haben deshalb einen besonderen Zugang zu den Schülern." 1850 Euro brutto erhalten die "Wegbegleiter" monatlich - in ihren gelernten Berufen würden sie deutlich mehr verdienen. "Das beweist ihre ideelle Motivation", sagt Ruth-Anne Damm. "Sie unterstützen da, wo sie gebraucht werden."

Mit Leidenschaft

Die drei Fellows haben nicht als Lehrer studiert, sie wurden jedoch, wie Ruth-Anne Damm betonte, in einem intensiven Kursus auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet. Paula Pabel hat unter anderem Eurythmie  studiert und am Haranni-Gymnasium eine Willkommensklasse übernommen. Zusätzlich zum Deutschunterricht will sie Bewegungseinheiten mit Tanztheater-Elementen einführen. Modetextildesign und Medienwissenschaften hat Luisa Hemke vorzuweisen - sie ist an der Hans-Tilkowski-Schule aktiv. Einen Master in Development Studies hat Jana Eckei (Realschule an der Burg). Sie hat Entwicklungs-Zusammenarbeit "zwischen Genf und Ghana" geleistet, doch der Job "war sehr schreibtischorientiert". Sie widmet sich ebenfalls den Willkommensklassen und deren Übergang in eine Regelklasse. "Meine Arbeit ist etwas, dass ich mit Leidenschaft vertreten kann."

"Ein großer Gewinn"

Die Leiter der drei Schulen, die in den Genuss der Fellows gekommen sind, unterstrichen, wie wichtig diese Unterstützung für sie ist. Die Hans-Tilkowski-Schule ist sogar zum zweiten Mal in den Genuss des Teach-First-Programms gekommen. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir dieses Glück haben werden", betont Leiter Lothar Heistermann. "Es ist gut, dass wir jemand von draußen haben wie Luisa Hemker, der einen ganz anderen Blick auf die Schule hat." Michaela Pfeifer von der Realschule an der Burg ist überrascht, was Jana Eckei in der kurzen Zeit schon alles geleistet und welche Kreativität sie entfaltet hat. Großes Lob kam auch von Nicole Nowak vom Haranni-Gymnasium: "Paula Pabel ist ein großer Gewinn."

"Was wir in Herne erleben, ist außergewöhnlich"

Die Sponsoren sind von dem Programm ebenfalls angetan. Für die gfi, vertreten durch Michael Barszap, ist es vor allem die Integrationsarbeit, die in den Willkommensklassen geleistet wird. Martin Weber-Schmitz vom Lions-Hilfswerk betont, dass dieses Teach First Elemente des "selbstlosen Dienens" enthalte, die dem Lions-Motto "we serve" sehr nahe käme. "Wir unterstützen das Programm, weil es nachhaltig ist", betonte Reiner Doppel vom Lions Club Herne-Emschertal, während Peter Bornfelder von "Lernen in Herne" von einem guten, nachvollziehbaren und weiter zu verfolgenden Projekt" sprach. Dirk Plötzke von der Bildungs- und Erziehungsstiftung der Herner Sparkasse sprach von einer "intrinsischen Motivation, die sich ergibt, weil die Aktion sinnvoll und herausfordernd ist".

"Was wir in Herne erleben, ist außergewöhnlich", schloss Ruth-Anne Damm. "Dass drei Schulen den Zuschlag erhalten haben, liegt an der Dynamik, mit der diese Stadt unterwegs ist."

Horst Martens