Medizin

Drücken, bis der Arzt kommt

24. September 2015 | Gesellschaft

In sechs Gruppen und unter fachkundiger Anleitung durch Rettungskräfte und Ärzte lernten rund 50 Männer und Frauen, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollen. Dr. Holger Wißuwa, der Leiter des Rettungsdienstes der Herner Berufsfeuerwehr, begrüßte die Teilnehmer mit den Worten: „Wir machen das Wanner Rathaus heute zum sichersten Ort in der Stadt.“ Danach ging es in sechs kleinen Gruppen zur Sache, beziehungsweise ran an den Torso der Übungspuppe.

  • In sechs kleinen Gruppen setzten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Herner Stadtverwaltung mit dem Thema Wiederbelebung im Notfall auseinander. ©Philipp Stark, Stadt Herne

Der Leiter der Gruppe, in die sich der Berichterstatter des Pressebüros „geschmuggelt“ hatte, machte von Anfang an klar, dass schnelles Handeln das Gebot der Stunde ist. „Sprechen Sie die Person an. Wenn keine Reaktion kommt, suchen Sie gar nicht erst nach dem Puls, das ist für Laien viel zu kompliziert. Überprüfen Sie sofort die Atmung, indem Sie entweder ihre Hand an den Mund oder die Nase halten. Gegebenenfalls beugen sie sich mit dem Gesicht runter und hören, ob die vor ihnen liegende Person atmet“, erklärte Thomas Reinken, Anästhesist und Oberarzt am Evangelischen Krankenhaus Herne. „Wenn Sie keine Atmung feststellen, rufen Sie sofort unter 112 den Rettungsdienst an, schildern die Lage und fangen dann umgehend mit der Herzmassage an.“

Im Takt von Helene Fischer
In praktischen Übungen musste nun jeder der Teilnehmer ran und durfte sich am Torso versuchen. „Aus Unsicherheit erwächst Angst, deshalb muss man die Unsicherheit ablegen und das geht am besten durch Üben“, erklärte der Kursleiter. Er vermittelte seiner Gruppe, dass der Ballen der Hand auf die Mitte der Brust und der Ballen der anderen Hand darüber gelegt werden soll. „Dann heißt es: Drücken bis der Arzt kommt und zwar wörtlich genommen!“  Das Brustbein sollte 100mal in der Minute sechs Zentimeter nach unten gedrückt werden, bis professionelle Hilfe vor Ort ist. Orientieren kann man sich hierbei am Takt von Musik. Gut geeignet sind etwa „Staying alive“ von den Bee Gees.  oder „Atemlos“ von Helene Fischer.

Keine Hemmungen
„Haben Sie dabei keine Angst, dem Patienten weh zu tun! Wenn Sie alles richtig machen, ist es sogar wahrscheinlich, dass sie ihm eine Rippe brechen. Letztlich ist das das kleinere Übel, wenn sie damit ein Menschenleben retten könnte. Mir persönlich wäre eine gebrochene Rippe eindeutig lieber als der Tod“, versuchte Thomas Reinken seine Zuhörer davon zu überzeugen, mit gesunder Härte zur Sache zu gehen. Nach und nach machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ans Werk, hatten schnell den richtigen Dreh raus und sind jetzt, wie ihre Kollegen in Herne, für den Fall der Fälle gerüstet. Mehr Infos zum Tag der Wiederbelebung finden sich unter ww.einlebenretten.de.