E-Sport im Verein trainieren

1. Januar 2023 | Ausgabe 2023/1

Der DSC Wanne-Eickel leistet Pionierarbeit

Getreu dem Motto „Im Verein ist Sport am schönsten“ leistet der DSC Wanne-Eickel Pionierarbeit in Sachen E-Sport. Als erster Verein in Herne hat er die Strukturen für eine eigene E-Sport-Abteilung geschaffen. Das Konzept sieht eine Verbindung von analogen und virtuellen Aktivitäten vor. Die Initiatoren des Projektes, Mike Lautenschläger, zweiter Vorsitzender der Wanne-Eickeler Handballer, und der erste Vorsitzende Stefan Sokolowski, berichten von Chancen, die sie im E-Sport sehen.

Im sogenannten „CHATroom“ auf der Rückseite der Sporthalle Eickel in der Steinstraße findet jeden Donnerstag ab 18 Uhr das Training der E-Sportler vom DSC Wanne-Eickel statt. Der Raum ist etwas abgedunkelt, im Hintergrund läuft Musik. Der Fokus liegt auf sechs Plätzen mit Konsolen, Bildschirmen und Gaming-Stühlen. In einer Lounge-Ecke können Spiele direkt auf einem Bildschirm verfolgt werden. Es herrscht eine angenehme, kommunikative Atmosphäre. Nick und Lars spielen an diesem Abend „Rocket League“, neben „Fifa“ eines der Spiele, in denen aktuell Training stattfindet. Doch bis es soweit war, mussten die Initiatoren einige Hürden meistern.

Trainer*innen schulen
Über zwei Jahre dauerten die Planungen, bevor im Mai 2022 das Projekt „Handball meets E-Sport“ in einer Auftaktveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Räumlichkeiten mussten organisiert, Technik beschafft werden. Fördermittel dafür gab es unter anderem von der Stadt – über die Quartiersförderung. Trotzdem gingen die Initiatoren bei vielen Anschaffungen zunächst in Vorleistung. Ein nächster Schritt war die Schulung von Trainer*innen, sogenannten Multiplikator*innen. Sie sollen eine verantwortungsvolle Arbeit mit den E-Sport-Angeboten sicherstellen.

Die Verankerung des E-Sports im Verein bietet viele Vorteile, meinen StefanSokolowski und Mike Lautenschläger.

„Ohne Fitness wird man auch kein erfolgreicher E-Sportler“

Sport oder nicht?
Zur Definition von E-Sport hat Lautenschläger eine klare Meinung: „Ich sehe das ganz klar als Sport, weil er wichtige Komponenten mitbringt, die ich aus dem Handball kenne, von Emotionen über Strategien bis hin zu Mannschaftsgefühl, Konzentration und Taktik.“ Neu sei die Verankerung im Sportverein, der als Plattform die bewährten Vorteile bringe. „Und ohne Fitness wird man auch kein erfolgreicher E-Sportler“, so Lautenschläger und Sokolowski ergänzt: „Körperlicher Ausgleich ist wichtig.“ Denn große Wettkämpfe gehen oft über mehrere Tage, laufen bis zu zehn Stunden am Stück. Da sei die körperliche Beanspruchung durchaus mit dem Handball vergleichbar. Was die beiden Handballer über den wettkampforientierten Sportgedanken hinaus noch am E-Sport schätzen, ist der pädagogische Wert. „Der Umgang mit digitalen Medien lässt sich im Spiel gut üben“, so Lautenschläger. Außerdem hat der E-Sport auch eine große integrative Komponente. Denn besondere Eingangsvoraussetzungen gibt es nicht.

Gründung einer Amateurliga
Ein weiterer Bestandteil des vom Land NRW geförderten Projektes ist die Gründung einer Amateurliga. „Es ist ganz viel Pionierarbeit, in diesem Bereich erst einmal die Strukturen zu schaffen und das in den Breitensport zu überführen“, sagt Sokolowski. „Ich würde mir wünschen, wenn sich auch andere Vereine trauen“, ergänzt Lautenschläger, der als Ansprechpartner gerne zur Verfügung steht. „Es ist machbar und je mehr mitmachen, desto einfacher wird es.“ Und das Konzept zur Verbindung von Sport und E-Sport hat bereits internationales Interesse geweckt. „Es gibt ganz viele Anfragen, sogar aus Skandinavien“, so Sokolowski. Aktuell hat die E-Sports-Abteilung sechs Mitglieder. Weitere Interessierte sind natürlich willkommen. Ob Anfänger oder Profi spielt keine Rolle. Und natürlich wolle man auch explizit Spielerinnen ansprechen, nur jünger als zwölf Jahre sollten die E-Sportler nicht sein. Weitere Infos gibt es unter www.dsc-e-sport.de.

Text: Carina Loose     Fotos: Frank Dieper