Ein Lied für Wanne und Herne
Über 100 Personen feierten im Mondpalast einträchtig die Stadtwerdung Wanne-Eickels vor 90 Jahren - und keiner blieb fern, weil er die Veranstaltung fälschlicherweise für einen Aprilscherz hielt.
11 Uhr, Freitag Vormittag - eigentlich keine geeignete Zeit, um die Massen zu locken. Aber was will man machen, wenn man gezwungen ist, am 1. April zu feiern. Was bleibt anderes übrig, als um 11 Uhr zu feiern, wenn um 20 Uhr der Saal belegt ist, weil dort die Premiere von "Fidele Horst" über die Bühne geht. Und der "Mondpalast" muss es ja sein, denn der "Mond" ist bei Wanne-Eickel-Fans Kult. Kultstatus erhielt das Gestirn nicht schon seit 1962, als Friedel Hensch und die Cypris "Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel" sangen, sondern viel später. Ein Hoch erlebte die Begeisterung für Mond, als Christian Stratmann den Theatersaal an der Wilhelmstraße in "Mondpalast" umtaufte und dort ein überaus erfolgreiches Volkstheater etablierte.
Graf Hotte alias Horst Schröder, der ebenfalls auf den Mond setzte und vor einiger Zeit die "Mondritter" gründete, war Veranstalter dieser Geburtstagsfeier, bei der vieles im Zeichen der leuchtenden Scheibe stand, die nirgendwo so schön scheint wie am Rhein-Herne-Kanal. Da ständig vom Image Wanne-Eickels die Rede war, auch in Anspielung auf die gerade eben von Stadtmarketing Herne gestartete Imagekampagne, sagte Mondpalast-Prinzipal Stratmann, der natürlich nicht fehlen durfte: "Ich finde, dass Wanne-Eickel eine gute Marke ist - leider oft unterschätzt. Wanne-Eickel wird immer leben, immer Geburtstag feiern - und immer im Mondpalast".
Jürgen Halten, Englischdozent und Kabarettist, war eigens aus London angereist, um ironisch Rückblick zu halten. Er sprach von den leichtfertig vertanen Chancen der Städte, ihr Image zu verbessern. So hätte die Stadt Wanne-Eickel Ende der 60-er das erfolgreiche Mondprogramm der Amerikaner nutzen sollen, um gleichsam das Selbstbild wie eine Rakete hochzuschießen. Ebenso hätte die Stadt den Erfolg der Band "Herne 3" besser fördern sollen, um von der Neuen Deutschen Welle hochgetragen zu werden.
Über den Tisch gezogen? Nicht möglich!
Nachdem Wannes Bezirksbürgermeister Ulrich Koch die Geschichte Wanne-Eickels Revue passieren ließ (Am 1. April 1926 wurden die Ämter Wanne und Eickel aufgelöst und bildeten fortan die neue kreisfreie Stadt Wanne-Eickel), rechnete Eickels Bezirksbürgermeister Martin Kortmann dem Publikum vor, dass Herne eigentlich immer von Wanne-Eickelern Lokalpolitikern regiert worden sei: Manfred Urbanski, Horst Schiereck, Wolfgang Becker, ja selbst der aktuelle OB Dr. Frank Dudda seien Wanner - wenn auch letzterer noch nicht so lange. Die Gerüchte, die immer noch kursierten, entbehrten jeder Grundlage: "Das Wanne-Eickel über den Tisch gezogen worden sei, das kann nicht sein", so Kortmann.
Zu den Programmpunkten gehörte auch ein Auftritt von Graf Hotte selbst, der mit dem Herner "Sunrise Kidsclub" das gerade als Videoclip veröffentlichte Steigerlied und eines seiner Wanne-Eickel-Songs präsentierte. Frank Linder, ein weiteres Wanne-Eickeler Urgestein, deckt den Bereich der Schlagerliebhaber ab. Außerdem wurde Reinhold Frank zum "Mondritter" geschlagen, er schlüpft immer in die Maske des Mondritter-Maskottchens "Pferdinnant".
Einen, was als Trennung empfunden wird
Nach dem Motto "Wanne-Eickel und Herne rocken sich zusammen" präsentieren Graf Hotte und sein Mondritter-Kollege Jörg Menne das selbst verfasste Lied "Wanne-Eickel und Herne". "Es handelt von den Gemeinsamkeiten, der Gleichstellung der Stadtbezirke und dem Umgang miteinander", betont Graf Hotte. Ein Versuch, zu einen, was als Trennung empfunden wird. Und natürlich kommt der Mond drin vor. Eine Kostprobe:
"Gleich und gleich gesellt sich gerne
so wie der Mond und die Sterne
betrachtet aus der Ferne
stehen sie zusammen
wie Wanne-Eickel und Herne"