Ein Weg aus der Dunkelheit

20. November 2020 | Ausgabe 2020/3

Die Selbsthilfegruppe Depression bietet Betroffenen Austausch und Verständnis

„Seit ich Teil der Gruppe bin, war ich nicht mehr in der Klinik.“ Dieser Satz stammt von Hannah J. (Name von der Redaktion geändert). Sie spricht über die Selbsthilfegruppe Depressionen, die sie seit fast 15 Jahren besucht und mittlerweile ehrenamtlich leitet.

Medikamente, Therapien, Gespräche
„Ich weiß es noch ganz genau. Ich habe Mittagessen für die Kinder gekocht und auf einmal ging gar nichts mehr“, so beschreibt Hannah J. den Beginn einer langen Krankheit. Sie war depressiv, konnte es sich aber zunächst nicht eingestehen: „Ich habe mich geschämt.“ Ihre Kinder waren noch klein und sie fand keinen Ausweg aus der Traurigkeit. „Man sieht nur noch schwarz und kann die Sonne gar nicht erkennen“, weiß die Hernerin. Es führte kein Weg an einem Klinikaufenthalt vorbei: Medikamente, Therapien, Gespräche – ihr wurde von Medizinern geholfen.

„Man sieht nur noch schwarz und kann die Sonne gar nicht erkennen.“

„Die erste Hilfe bekommt man natürlich beim Arzt. Aber die Gespräche und der gemeinsame Austausch haben mit gut getan.“

Aber ein wichtiger Baustein ihrer Genesung war die Selbsthilfegruppe. „Ich habe 2006 einen Informationsstand in der Innenstadt gesehen und bin dann direkt zur nächsten Sitzung gegangen – das hat mir gut getan.“ Sie haben darüber gesprochen, wie sie ihre Gedanken positiv gestalten kann, damit sie auch die schönen Seiten des Lebens wieder sieht. „Die erste Hilfe bekommt man natürlich beim Arzt. Aber die Gespräche und der gemeinsame Austausch haben mit gut getan“, so die 57-Jährige. Die Gruppe rund um Hannah J. trifft sich zweimal im Monat. Dabei gibt es zwei Grundregeln: Es bleibt alles im Raum, was gesagt wird – nichts dringt davon an Außenstehende. Und: Jeder kommt dran, wenn er möchte. „Wir schauen gemeinsam, welche aktuellen Probleme besprochen werden sollten“, sagt sie. Neue Gruppenmitglieder können sich erstmal in Ruhe anhören, wie ein Treffen abläuft und selbst entscheiden, ob sie sprechen möchten. Zu Beginn kann auch eine Begleitperson mitkommen.

Berührungsängste ablegen
„Es geht darum, dass wir uns in der Gruppe wohlfühlen und Berührungsängste ablegen“, sagt Hannah J. über ihre etwa neunköpfige Gruppe und ergänzt: „Unter Gleichen versteht man sich.“ Von der Wirkung der Gruppe ist sie überzeugt. Seit 1996 kämpfe sie mit Depressionen, aber seitdem sie Teil der Gruppe ist, fühle sie sich besser: „Heute geht es mir gut. Ich weiß, was mir gut tut. Ich bin viel in der Natur unterwegs und treibe Sport.“

Weitere Informationen zu dieser und anderen Selbsthilfegruppen gibt es beim Bürger-Selbsthilfe-Zentrum, unter Telefon 0 23 23 / 16 – 36 36 oder per E-Mail an: buerger-selbsthilfe-zentrum@herne.de.

Text: Anja Gladisch     Titelfoto: Frank Dieper