Payman Al Hessen berichtet über ihre Erfahrungen als Flüchtlingskind

Eine echte Quelle

25. November 2015 | Gesellschaft

Erfolgreiche Integration

  • Payman Al Hessen berichtet über die Situation von Flüchtlingen. © Stadt Herne, Horst Martens
Payman Al Hessen (20) ist als Siebenjährige zusammen mit ihren Eltern aus Syrien geflohen. Die Familie kam auf ziemlich abenteuerliche Weise nach Herne. "Sie hat die erste Zeit quasi auf der Straße gelebt", sagt Konrektorin Ulrike Vogt, "und dann sechs Jahre lang in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Dennoch spricht sie sehr positiv von Deutschland. Für sie ist es ein tolles freiheitliches Land. Sie möchte etwas von dem zurück geben, was sie erfahren hat." Payman besuchte gar die Realschule Strünkede, wechselte später aufs Haranni-Gymnasium und studiert derzeit Jura. Außerdem hat sie zusammen mit anderen den Verein "One Vision" gegründet, der mit Spenden Flüchtlinge und Projekte unterstützen will. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Integration. Das meinte auch die Schulleitung und engagierte Payman für einen PowerPoint-Vortrag für alle Klassen von fünf bis acht. "Payman Al Hessen war schon in der Schule sehr engagiert", sagt Konrektorin Ulrike Vogt.

"Wir klären auf"

Der Anlass für Al Hessens Besuch in der Schule war die Präsenz von Flüchtlingen, die in der benachbarten Sporthalle untergebracht sind. "Die Schüler zeigten großes Interesse, viele Fragen tauchten auf, aber auch viele Vorurteile", sagt Ulrike Vogt. "Deshalb hat die Schule entschlossen: Wir klären auf." Und sie fand in Payman Al Hessen jemand, die persönlich bekannt und ein Vorbild war." Die Schule will sich auch längerfristig für Flüchtlinge einsetzen, will das ehrenamtliche Engagement stärken,  Veranstaltungen organisieren, um die Einnahmen zu spenden.

"Es war mucksmäuschenstill"

Der Vortrag in den Klassen zeigte Wirkung. "Es war mucksmäuschenstill", sagt Ulrike Vogt. Und danach sagt Dilka Ibrahim aus der 10. Klasse: "Ich bin selber aus Syrien und fand es schön, dass auch andere Schüler mitbekommen haben, was es bedeutet, dort zu leben und nach Deutschland zu fliehen." Sie selbst ist zwar hier geboren, aber ihre Verwandten "sind durch Wälder gelaufen und mit Lkw nach Deutschland gekommen". Ein besseres Bild von der Realität konnte sich Marcel Kremer machen: "Man hört so viel, aber jetzt kenne ich die Fakten", betont er. "Eine echte Quelle zu haben, die alles bezeugen kann", das hat Leon Ziemann beeindruckt. "Wenn man hört, was die Flüchtlinge mitmachen müssen, dann hat man Mitleid."

Und wie hat Payman Al Hessen den Besuch in ihrer ehemaligen Schule empfunden? "Es war ein schönes Gefühl, zurück zu kommen", sagt sie. Und ein positiver Nebeneffekt: "Dass man Vorbild für andere sein kann."

Text: Horst Martens