Eine Gerberei für alle Felle

27. Juli 2020 | Ausgabe 2021/3

Familie Lahnstein produziert an der Pöppinghauser Straße

„Um aus einem Schaffell das weiche, saubere Produkt herzustellen, das alle aus den Geschäften kennen, werden 80 bis 90 Arbeitsschritte benötigt.“ Marc Lahnstein, Betriebsleiter der Gerberei Rembert, die direkt am Rhein-Herne-Kanal liegt, macht seinen Job mit Leib und Seele.

Ledertechnik studiert

Die Familie Lahnstein ist seit über 80 Jahren im Geschäft. Vater Dieter arbeitet mit seiner Frau Christine mit. „Insgesamt sind wir sechs Mitarbeiter hier in der Gerberei“, sagt Marc Lahnstein, der nach seiner Gerberlehre zusätzlich Ledertechnik studiert hat. „Wir haben die Gerberei 1994 vom Vorbesitzer Alfred Rembert übernommen und uns entschlossen, den bekannten Namen beizubehalten“, erzählt Christine Lahnstein. Neben dem Betrieb in Herne hat die Familie Lahnstein noch einen weiteren im Westerwald. „Dort sind eine Annahme- und Ausgabestelle sowie eine Näherei“, ergänzt sie.

„Zum überwiegenden Teil verarbeiten wir Schaf- und Lammfelle.“

Lederschürzen aus eigener Produktion, die auch im Nassbereich der Gerberei genutzt werden.

Aufträge von Förstern, Jägern und Großwildjägern sind seltener, kommen aber auch vor.

Der grimmige Fuchs war ein Geschenk eines Präparators.

Tiger und Schafe

„Zum überwiegenden Teil verarbeiten wir Schaf- und Lammfelle. Es kommt aber immer wieder vor, dass auch Jäger zu uns kommen und uns Felle zur Bearbeitung bringen.“ Auch Zoos zählen zu den Kunden. „So haben wir auch schon Tigerfelle gegerbt. Die kommen dann in die Ausstellungen der Zoos, sodass die Besucherinnen und Besucher erfahren können, wie sich ein Tiger anfühlt“, sagt Marc Lahnstein.

Schürzen, Schuhe und Bezüge

An der Pöppinghauser Straße betreibt die Familie auch einen Shop, hier gibt es zahlreiche Produkte aus Lammfell. „Wir haben Lammfelle für Babys, Hausschuhe und Lenkradbezüge aus Schaffell, um nur einiges zu nennen.“ Alle Produkte werden im Haus designt. Besonders stolz ist Marc Lahnstein auf die Idee für eine Grillschürze. „Die ist aus Kuhleder. Das ist besonders resistent gegen Funken, die beim Grillen entstehen. Ein Schaffell ist dafür nicht zu gebrauchen“, so der Firmenchef. Die Felle werden mit Baumrinde gegerbt. „Sie ist ein Nebenprodukt der Holzindustrie. Sie wird aufgefangen, zerkleinert und an die Gerbereien geliefert. Da die Felle aus der Fleischindustrie kommen, sind wir ein großer Recycler, der Nebenprodukte unterschiedlicher Industrien zusammenführt und daraus etwas Neues schafft“, so Marc Lahnstein.

Betriebsleiter Marc Lahnstein.

Dieter Lahnstein befeuchtet die Lammfelle nach einem der verschiedenen Trocknungsprozesse.

Christine Lahnstein nimmt die Aufträge entgegen und koordiniert die Buchführung der beiden Betriebe in Herne und im Westerwald.

Text: Patrick Mammen    Fotos: Thomas Schmidt