Radtrends 2019

Elektrik im Rahmen und Dynamik im Markt

7. Mai 2019 | Freizeit

Elektrotrend hält an
Einen klaren Trend macht Frank Korte aus, der Inhaber eines Fahrradgeschäfts an der Herner Bahnhofstraße ist: „Es geht immer stärker in Richtung E-Bike“, weiß er aus eigener Erfahrung zu berichten. „Von den Kunden fragen bestimmt 80 Prozent danach.“ Immer mehr Kunden setzen dabei nach seiner Beobachtung auf wertige Räder und sind daher bereit auch etwas mehr zu bezahlen. „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Preis bei den Rädern nach Verwendung steigt.“ Das bedeutet, dass ein Rad, das für gelegentliche Ausflüge am Wochenende angeschafft wird, günstiger zu haben ist als ein Velo, mit dem Tag für Tag auch längere Strecken zurückgelegt werden. Gerade in diesem Segment verzeichnet Korte auch einen höheren Absatz an geleasten Rädern. Viele Arbeitgeber ermöglichen ihren Mitarbeitenden inzwischen, auf diesem Weg an ein E-Bike zu kommen. Praktisch wöchentlich kommt in Kortes Geschäft ein solcher Vertrag zu Stande.

  • Frank Korte erklärt die aktuellen Kundennachfragen. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Breite für die Sicherheit
Inzwischen sind die E-Bikes mehr als ein Rad, an das eine elektrische Unterstützung montiert wurde. Ihr Erscheinungsbild ist mittlerweile wuchtiger als das von klassischen Trekkingrädern. „Inzwischen gibt es Hersteller, die den Akku im Rahmen verbergen, dadurch ist dieser natürlich ausgeprägter“, nennt Korte ein Beispiel. Auch fallen Räder auf, die auf breiten Reifen unterwegs sind. „Das dient nicht der Optik, sondern der Sicherheit“, sagt der Experte. „Die E-Bikes sind schwerer. Wenn man mit breiten Reifen auf unbefestigten Feld- oder Wirtschaftswegen unterwegs ist, hat man mit ihnen mehr Kontrolle als auf den schmalen Pneus.“ Durch die elektrische Unterstützung falle der höhere Rollwiderstand, den die breiten Mäntel aufweisen, beim Fahren nicht ins Gewicht. Auch obenrum setzt die Kundschaft inzwischen verstärkt auf Sicherheit. Mit steigendem Absatz von E-Bikes geht auch ein Verkaufsplus bei den Fahrradhelmen einher.

Riemen statt Kette
Seit Dekaden diente die Fahrradkette der Kraftübertragung vom Kettenblatt auf das Hinterrad. Sicherlich wird sie auch künftig an den Zweirädern zu sehen sein. Doch konkurrenzlos ist das Metallteil aus zahlreichen Gliedern, die gereinigt und geschmiert werden wollen, nicht. Inzwischen hat sich der Riemenantrieb zu einer echten Alternative entwickelt. Ein Antriebsriemen, vergleichbar dem Keilriemen am Auto, dient nun der Kraftübertragung. „Ein Antriebsriemen ist praktisch wartungsfrei“, beschreibt Frank Korte einen Vorteil dieser Technik. Ein Unterschied zur klassischen Kettentechnik ist dabei die Gangschaltung – bei Riemenantrieben funktionieren nur Nabenschaltungen.

Digitalisierung am Lenker
Dominiert am Rad noch in vielen Teilen die Mechanik, so ist auch die Digitalisierung ein Trend, der sich beobachten lässt. Ein Beispiel ist ein Rad, bei dem sich viele Funktionen per App vom Smartphone aus steuern lassen. Das Gerät selbst findet während der Fahrt Platz in einer Halterung am Lenker und verwandelt sich zu einem Multifunktionsbildschirm wie in einem Auto. Telefonanrufe annehmen, den Fahrmodus des E-Bikes einstellen, Geschwindigkeit und Ladestand des Akkus im Blick behalten oder eine Alarmanlage für das Rad aktivieren – alles dies lässt sich über das Smartphone regeln.

E-Scooter
Den nächsten Trend hat Korte bereits ausgemacht und blickt daher gespannt auf den 17. Mai, wenn es im Bundesrat um die Zulassung von E-Scootern gehen wird. Vorsorglich hat er in seinem Geschäft bereits ein paar Testmodelle der elektrisch angetriebenen Roller für kürzere Strecken in der Stadt stehen. „Da kommt der nächste Boom auf uns zu“, meint der Fachmann, der darauf vorbereitet sein will.

Text: Christoph Hüsken | Fotos: Thomas Schmidt