Mit Doreen Mölders stellt sich die neue Chefin des Herner Archäologiemuseums vor

Elektro-Beats zwischen Uralt-Exponaten

15. Januar 2019 | Gesellschaft Kultur

"Herne eines der modernsten Ausstellungshäuser"

"Herne ist immer noch eine der modernsten Ausstellungshäuser", schmeichelte Mölders den Anwesenden. Und sie kann es einschätzen, denn beim Bau ihrer letzten Wirkungsstätte in Chemnitz war Herne "richtungsweisend". Daher kannte Mölders die Gegebenheiten in Herne auch von einigen Fach-Besuchen. Die passionierte Radfahrerin hat sogar schon einmal im Revier Urlaub gemacht. "Ich habe eine große Zuneigung zum Ruhrgebiet - weil es hier so grün ist und wegen der kulturellen Vielfalt."

Clubnächte, Kunst und Digitalisierung

Ihre Pläne für Herne sind spannend: "Ich will Clubnächte mit elektronischen Beats veranstalten", verspricht sie. Damit hat sie schon in Chemnitz Erfolg gehabt. Und Herne, das derzeit unter einem Clubmangel leidet, wartet nur auf solche ausgefallenen Angebote wie Tanzen zwischen Uralt-Exponaten. Wie und genau das Tanzbein geschwungen werden soll, ließ Mölders noch offen. "Gleichzeitig das Ungleichzeitige wagen", beschreibt sie das Projekt. Außerdem will sie "temporäre künstlerische Interventionen" organisierten. Archäologische Ausstellungsstücke sollen sozusagen mit Kunst begleitet werden. In Chemnitz gemachte Erfahrungen will sie in Herne vertiefen. Die Digitalisierung soll voran schreiten. "In zehn Jahren soll das Museum die Informationen auch ins Wohnzimmer bringen", schwelgt Mölders in Zukunftsvisionen.

  • Doreen Mölders, eingerahmt von LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger und dem Chef-Archäologen Michael Rind. ©Frank Dieper, Stadt Herne

"Agenten" mit Zugang zur Bevölkerung

Kunst und Kulturhistorisches soll in den Fokus genommen werden, immer mit der Archäologie als Kernthema. Sie nennt auch das Projekt "360 Grad": "Wir wollen jeden erreichen", so Mölders, "nicht nur Ältere, Kinder und Deutsche". Auch andere Jahrgänge und Nationalitäten sollen die Einrichtung besuchen. Deshalb sollen kurzfristig "Agenten" im Museum aktiv werden, die den Zugang zu diesen Bevölkerungsteilen haben - zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund.

Bis die neue Chefin eine eigene Ausstellung umsetzen kann, wird noch viel Zeit verstreichen. Im September soll die längst geplante Ausstellung "Pest" realisiert werden. Danach ist eine Ausstellung über "Stonehenge", die mit großem technischen Aufwand verwirklicht werden soll, im Gespräch.

Auswahl aus über 70 Bewerbungen

Für die Stelle waren über 70 Bewerbungen beim LWL in Münster eingegangen. Die finale Entscheidung für die neue Leitung traf LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger: "Für mich war es sehr wichtig, das Haus in gute Hände zu geben, schließlich war ich an der Konzeption des Museums in Herne maßgeblich beteiligt", betonte Rüschoff-Parzinger, die erste Chefin des Museums. Für die Bewerbung sei Voraussetzung gewesen, das Fachgebiet der Archäologie zu beherrschen, archäologische Themen für Besucher spannend aufbereiten und Visionen für die Zukunft zu haben.

Mölders hat in Leipzig und Freiburg Ur- und Frühgeschichte und Klassische Archäologie studiert. 2013 promovierte sie. Sie war dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und nahm an zahlreichen Grabungen im In- und Ausland teil. 2014 tauschte sie die Hochschule mit einem Museum (Chemnitz).

Horst Martens