Emscher-Umbau

Emschergenossenschaft schmeißt den Riesen-Bohrer für den nächsten Tunnel an

3. Juli 2014 | Gesellschaft Wirtschaft

Die Emschergenossenschaft hat am Mittwoch auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage Herne einen weiteren Vortriebsabschnitt für den Abwasserkanal Emscher (AKE) gestartet. In mehreren Metern Tiefe entsteht unter der Region ein Abwassersammler, der die Emscher in einigen Jahren als Schmutzwasserkanal ablösen soll. Aufgrund seiner parallelen Lage zur Autobahn A42 wird der AKE auch als „Emscherschnellweg unter Tage“ bezeichnet. In einer konstanten Tiefe von 22 bis 23 Metern entsteht der aktuelle Tunnelstrang auf einer Länge von 957 Metern in Richtung Westen.

  • Vortriebsmaschine vor dem Einsatz. © Christian Matzko, Stadt Herne

"Die Stadt Herne wird - wie die meisten Städte entlang dieses mittlerweile Kultflusses, der viele Jahre nur die „Köttelbecke“ war - in großem Maße durch den Umbau profitieren. Die Kraftanstrengung dieses Umbaus lohnt sich, welche Schritte dazu auch weiterhin notwendig sein werden", resümierte Oberbürgermeister Horst Schiereck aus dem bisherigen Bauverlauf.

„Im Rahmen unseres 4,5 Milliarden Euro schweren Infrastrukturprojektes „Emscher-Umbau“ wird der größte Abwasserkanal nicht nur dieser Region, sondern wohl auch Deutschlands und Europas geschaffen. Er holt das Abwasser aus der Emscher raus und verbannt es unter die Erde“, sagte Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Im Januar 2012 hat die Emschergenossenschaft den Auftrag für den Bauabschnitt 30 des Abwasserkanals Emscher (35 Kilometer von Dortmund bis Bottrop) an die Firma Wayss & Freytag vergeben. Der erste Spatenstich erfolgte im September 2012 in Dortmund-Mengede. Mittlerweile schreitet der unterirdische Vortrieb des Abwasserkanals Emscher auch unter Herner Stadtgebiet voran. Aktuell hat die Emschergenossenschaft hier bereits 3876 von 8000 Meter des Emscherschnellwegs unter Tage verlegt. Dabei wurden bislang exakt 1000 Kanalrohr-Elemente mit einem Gesamtgewicht von 17.209 Tonnen durch die Erde geschoben.

In guter Tradition soll nun auch der neue Herner Tunnelabschnitt zukünftig den Namen einer Patin tragen und somit eine „Schutzpatronin“ aus Herne bekommen. Tunnelpatin ist Hiltrud Buddemeier-Ennenbach, Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Herne sowie Vorsitzende des Landschaftsbeirates der Stadt Herne. "Ich freue mich über diese Ehre, zumal ich gar kein gebürtiger `Ruhri` bin", bekannte die Patin. "Aber ich lebe jetzt schon lange hier und fühle mich sehr wohl in der Emscherregion", so Buddemeier-Ennenbach.

Der nun in Herne gestartete Teil des Abwasserkanals Emscher gehört zu dem Bauabschnitt, der 35 Kilometer weit von Dortmund bis Bottrop reicht. Es ist nicht nur flächenmäßig das längste Kanalbauprojekt im Rahmen des Emscher-Umbaus, sondern auch das Projekt mit dem höchsten Investitionsvolumen in der Geschichte der Emschergenossenschaft: 423 Millionen Euro investiert die Emschergenossenschaft in diesen Abschnitt der „Abwasser-Autobahn der Zukunft“.

Insgesamt ist der Abwasserkanal Emscher, der über Bottrop hinaus bis zum Klärwerk Emschermündung in Dinslaken reicht, sogar 51 Kilometer lang und wird mit seiner Inbetriebnahme nach 2017 als künftige abwassertechnische Hauptschlagader des Reviers dienen.

Der Emscher-Umbau hat 1992 begonnen. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 4,5 Milliarden Euro. Bislang wurden rund drei Milliarden Euro investiert. Von den 400 Kilometern an neuen unterirdischen Kanälen wurden bereits mehr als 250 fertig gestellt und in Betrieb genommen, mehr als 110 Kilometer an Flusslandschaften wurden bis heute naturnah umgestaltet.

Der Oberlauf der Emscher von der Quelle in Holzwickede bis zur Kläranlage Dortmund-Deusen ist bereits seit Anfang 2010 auf einer Länge von mehr als 20 Kilometern abwasserfrei und weitestgehend auch schon renaturiert.