Arbeitsmarkt

Endlich eine Zukunftsperspektive

18. November 2016 | Gesellschaft Wirtschaft

  • Karl Weiß, Geschäftsführer des Jobcenters und Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda besuchen die Firma Meinhardt Innenausbau. Foto: © Frank Dieper, Stadt Herne

Jahrelang hat Michael Wolberg erfolglos Bewerbungen geschrieben und immer wieder als Aushilfe gearbeitet. Schließlich konnte er über ein Förderprogramm des Jobcenters eine feste Stelle bei Meinhardt bekommen, gefördert durch den Europäischen Sozialfonds Langzeitarbeitslosigkeit (ESF-LZA). Dabei bekommt der Arbeitgeber drei Jahre lang einen großen Teil der Lohnkosten erstattet. Im Gegenzug dafür lernt er den neuen Mitarbeiter an und beschäftigt ihn im vierten Jahr ohne Zuschüsse. Insgesamt 105 Plätze stehen Herner Langzeitarbeitslosen in dem Programm zur Verfügung.

Anfangs eine große Umstellung

„Am Anfang war es eine große Umstellung und mir tat schon mal das Kreuz weh. Aber ich habe mich im Betrieb sofort wohl gefühlt. Ich habe hier eine Position und eine Zukunft. Und ich kann mir mehr leisten als früher“, erzählt Michael Wolberg, der seit dem ersten Mai 2016 bei Meinhardt arbeitet. „Wenn man will, dann kann man auch etwas Neues lernen“, hat er festgestellt. „Man kann auch unterschiedlich schwierige Tätigkeiten übernehmen. Wer zum Beispiel nicht die schweren Materialien fürs Fliesenlegen schleppen kann, der macht eben Trockenbau“, ergänzt Meinhardt. Wichtig ist ihm vor allem, dass sein neuer Mitarbeiter einen Führerschein hat und auch LKW fahren kann.

Wolberg fährt nun zu Baustellen und liefert dort Material ab. Schritt für Schritt bringen ihm die Kollegen auch fachliche Arbeiten im Trockenbau bei. „Michael ist fleißig dabei, unsere Erfahrung ist sehr positiv“, stellt Meinhardt fest. Trotzdem benötigt er die Förderung vom ESF-LZA. „Wir müssen den neuen Mitarbeiter anlernen und er kann noch nicht alles machen. Die Kosten dafür muss man auffangen, sonst kann ein Betrieb das nicht leisten.“

Gelegenheit, zu lernen

„Es gibt nach wie vor große Vorurteile gegenüber Menschen, die langzeitarbeitslos sind. Sie beide sind mutig, es trotzdem zu versuchen“, lobt Dr. Dudda. Derzeit sind rund 3600 Personen in Herne seit über einem Jahr arbeitslos. Vor allem Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung finden nach einer Kündigung deutlich schwerer zurück in den Job.

Damit es doch klappt, brauchen kleine Betriebe aber bestimmte Voraussetzungen: Eine möglichst lange Förderung zum Beispiel, damit neue Mitarbeiter auch Zeit haben, etwas Neues zu lernen. „Dann haben sie auch den Kopf frei, um zu lernen und müssen nicht immer fürchten, bald auf der Straße zu stehen“, ist Meinhardts Erfahrung. Und ein persönlicher Kontakt mit dem Jobcenter ist dem Handwerks-Betrieb wichtig.

Papierkram macht kaum Arbeit

Der Papierkram ist hingegen kein Problem. Drei Minuten jeden Monat wende sie auf, jedes halbe Jahr noch einmal fünf Minuten, hat Heike Friedrich-Bütthof, die Bürokauffrau der Firma, errechnet. Und falls es doch mal komplizierter wird, hilft das Jobcenter beim Ausfüllen der Anträge. „Wir können uns nur bedanken, dass Sie jemandem eine Chance gegeben haben. Sie beide sind ein gelungenes Beispiel und wir hoffen, dass noch viele andere Ihrem Beispiel folgen“, so Karl Weiß.

Arbeitgeber, die mehr über das Förderprogramm ESF-LZA erfahren möchten, können sich unter der kostenfreien Telefonnummer 0800/4 55 55 20 melden.

Nina-Maria Haupt