Energiewende Ruhr: Klimafreundlicher Transportverkehr wird in Herne getestet
Wie können Fahrräder und Lastenfahrräder für moderne Lieferkonzepte in Innenstädten eingesetzt werden?
Diese Frage soll ein Feldversuch beantworten, für den Herne als Praxiskommune ausgesucht worden ist. Im Oktober des vergangenen Jahres haben die Stiftung Mercator, das Wuppertal Institut und das Kulturwissenschaftliche Institut Essen dazu aufgerufen, innovative Ideen zur Energiewende im Ruhrgebiet einzureichen. Vier Vorschläge sind dabei ausgewählt worden, eine davon hat die Zeppelin Universität Friedrichshafen vorgestellt: Dabei will man genauer untersuchen, welche Beiträge zur Energiewende und zum Klimaschutz geleistet werden, wenn konventionelle Transporter auf der "letzten Meile" durch Lastenräder ersetzt werden.
Oberbürgermeister Horst Schiereck begrüßte die Wahl Hernes als Modellstadt: " Herne als Großstadt mitten im Ruhrgebiet - als so genannte „Stadt der kurzen Wege“ - bietet gute Voraussetzungen für das Projekt „Klimafreundlicher Wirtschaftsverkehr“. Im Rahmen des Projektes soll ja untersucht werden, ob die letzten Kilometer des Transports von Produkten mit einem speziellen Fahrrad bewältigt werden können. Dazu benötigt man eine entsprechende Infrastruktur und Unternehmen und Händler, die Bereitschaft signalisieren, bei einem solchen Projekt mitmachen zu wollen. Die Projektleitung ist davon überzeugt, dass Herne diese Voraussetzungen erfüllt". Diese Feststellung verband der OB mit einem Appell: " Es wäre wünschenswert, dass viele Gewerbetreibende vor Ort die gute Möglichkeit nutzen und für sich prüfen, welche Chancen ihnen die Mobilität mit dem Lastenfahrrad in ihrem Geschäftsmodell bietet". Dann wird auch die Untersuchung ein Erfolg: "Wünschenswert wäre es, wenn die Projektphase die Beteiligten davon überzeugt, dass der Einsatz der Fahrräder für sie sinnvoll ist und sie es weiterhin benutzen möchten", legt das Wuppertal Institut sein Wunschergebnis fest.
Genau dieses Ziel hatte auch Prof. Dr. Wolfgang H. Schulz von der Zeppelin Universität bei der Projektentwicklung im Visier: "Die Versuchsteilnehmer sollen hinterher nicht nur sagen, toll, wir tun etwas für das Klima, sondern sie sollen auch einen wirtschaftlichen Vorteil haben, beispielsweise durch die Zeiteinsparung bei der Parkplatzsuche. So kann über den Versuch hinaus ein nachhaltiger Umstieg auf das Transportmittel Fahrrad gelingen".
Auf die Unternehmen zugehen will der Geschäftsführer der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Dr. Joachim Grollmann. Wer jetzt schon nähere Informationen zu dem Projekt haben möchte, kann diese vom Agenda-Beauftragten der Stadt Herne, Thomas Semmelmann, bekommen - er ist unter
der Rufnummer 0 23 23 / 16 21 21 erreichbar.
Auch die Herner Stadtwerke beteiligen sich an dem Projekt, denn dort sind bereits Elektrofahrzeuge im Einsatz, so Sprecherin Angelika Kurzawa. Außerdem habe man "für unsere Kunden an einigen Stellen im Stadtgebiet bereits Möglichkeiten geschaffen, die Fahrzeuge aufzuladen". Zu guter Letzt sollen die Ergebnisse der Untersuchung auch der Planung der Verkehrsinfrastruktur zugute kommen: Stadtrat Karlheinz Friedrichs erwartet unter anderem Antworten auf die Frage "ob wir heute noch die richtigen Radwege bauen, oder ob die Fahrräder der Zukunft andere Konzepte erfordern".