Fachleute unterstützen die Integration

18. November 2021 | Ausgabe 2021/4

Das Kommunale Integrationszentrum (KI) wird 40 Jahre alt

Im Jahr 1981 entstand der Vorläufer des KI, die „Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von ausländischen Kindern und Jugendlichen“, der Einfachheit halber meist als RAA bezeichnet. inherne blickt auf Geschichte, Aufgaben und Perspektiven der Einrichtung.

Pilotkommune
Bewusst hatte die Stadt Herne 1981 den Weg eingeschlagen, als eine der acht Pilotkommunen in Nordrhein-Westfalen eine RAA einzurichten. Bis dahin war die Integration durch Bildung eher stiefmütterlich behandelt worden. Die RAA startete damals mit zwei Personen im Wanner Rathaus, eine davon war die spätere Leiterin Radojka Mühlenkamp, die bis zum Eintritt in den Ruhestand 2019 dabeiblieb. „Bis 1985 lief die Modellphase. Danach stand die Frage im Raum, wie es weitergehen soll. Zum Glück hat man sich entschieden, die Einrichtung zu verstetigen“, erklärt Claudia Heinrich, die Leiterin des KI. Zu den ersten Angeboten der RAA zählten damals Einschulungshilfen für türkische Kinder, die zuvor keinen Kindergarten besucht hatten, und Alphabetisierungskurse für türkische Mütter. „Ziel war die Verknüpfung von schulischen und außerschulischen Themen, vornehmlich im Grundschul- und Kita-Bereich“, schildert die KI-Leiterin. Dieser Ansatz hat sich inzwischen geändert. Ging es zunächst darum, die Kinder aus Familien zu erreichen, die wegen der Arbeit in die Stadt gekommen waren, erweiterte sich das Feld der Menschen, die erreicht werden sollten beispielsweise um Asylsuchende, Kriegsflüchtlinge oder Spätaussiedlerinnen und -aussiedler. „Insofern spiegeln sich auch immer gesellschaftliche Prozesse in der Entwicklung unserer Arbeit wider“, beschreibt Heinrich. „Zunächst ging es um die Kinder, aber es gab eine Entwicklung, auch die Erwachsenen zu erreichen, beispielsweise durch Elternfrühstücke und Vätergruppen“, sagt Michael Barszap vom KI.

„Zunächst ging es um die Kinder, aber es gab eine Entwicklung, auch die Erwachsenen zu erreichen, beispielsweise durch Elternfrühstücke und Vätergruppen“, sagt Michael Barszap.

Fusion im Jahr 2013
Heute umfasst das Kommunale Integrationszentrum, das in seiner aktuellen Form 2013 aus einer Fusion der RAA und des städtischen Integrationsbüros entstanden ist, 16 Kräfte. „Diese Zahl verdeutlicht, welche Bedarfe es im großen Themenfeld Integration gibt“, sagt Claudia Heinrich. In dem Team sind verschiedene Kompetenzen gebündelt. Das Spektrum reicht von Lehrkräften über Sozialpädagogen hin zu Verwaltungsexperten. Wie wichtig das dort gebündelte Fachwissen für eine Stadt wie Herne ist, zeigte sich eindrucksvoll, als in den Jahren 2015 und 2016 zahlreiche Geflüchtete zunächst in der Stadt untergebracht und versorgt, dann aber auch in die Gesellschaft zu integrieren waren. Hier war das KI eine von vielen wichtigen Institutionen der Stadtgesellschaft. Eine ähnliche Aufgabe galt es in den 1990er-Jahren im Zuge der Jugoslawien-Kriege zu stemmen. Darüber hinaus setzt sich das KI für die Verbesserung der Teilhabe von zugewanderten Menschen ein, unabhängig von Herkunft und Status. Dies können demnach Geflüchtete, Zuwanderer aus EU-Ländern oder Personen sein, die bereits seit mehreren Generationen in Deutschland leben.

Zwei Plakate aus 4o Jahren Integrationsarbeit. (Damals noch RAA!)

Aufgaben im Wandel der Zeit
„Zu den Veranstaltungen, an denen sich die RAA schon früh beteiligte, zählt die Interkulturelle Woche, die zunächst noch als ‚Woche der ausländischen Mitbürger‘ firmierte und vom Integrationsbüro und dem Integrationsrat initiiert worden waren“, sagt Michael Barszap. Der Verwaltungsfachmann war viele Jahre im Integrationsbüro tätig. Die Aufgaben für das KI sind also vielfältig und haben sich in den 40 Jahren seit Gründung der RAA gewandelt, so wie sich die Gesellschaft gewandelt hat. Die Herausforderungen werden also nicht geringer werden. Und die Stadt kann froh sein über diese wichtige Stütze der Integrationsarbeit und der Stadtgesellschaft.

Im Gespräch: Die ehemalige Leiterin des KI, Radoika Mühlenkamp, die jetzige Leiterin Claudia Heinrich mit dem zuständigen Dezernenten Andreas Merkendorf.

Text: Christoph Hüsken     Fotos: Thomas Schmidt,  Kommunales Integrationszentrum