Free as a bird - Warum (sexuelle) Freiheit und Selbstbestimmung nicht für alle Menschen gleich sind

Fachtagung thematisiert Freiheit und Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung

24. März 2017 | Gesellschaft

"Es geht heute um eine Zielgruppe, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht", erklärte Sabine Schirmer-Klug, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Herne, in ihren einleitenden Worten. Die Fachtagung drehte sich nämlich um Mädchen und Frauen mit Behinderung. Bürgermeisterin Andrea Oehler wies in ihrer Rede darauf hin, dass Behinderung oft auch im Kopf stattfindet und man Menschen mit Behinderung als wertvolle Bürgerinnen und Bürger betrachten muss. Nur so könne das Ziel erreicht werden, Menschen mit und ohne Behinderung einen gleichberechtigten Zugang in alle gesellschaftlichen Bereiche zu ermöglichen.

  • Sabine Schirmer-Klug, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Herne, begrüßte die Gäste. © Frank Dieper, Stadt Herne

Den ersten Fachvortrag hielt Dr. Fabian van Essen, Vertretungsprofessor Behinderung und Inklusion an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Er rückte das Thema selbstbestimmtes Leben in den Fokus und zeigte anhand eines Beispiels, wie unterschiedlich die Lebensentwürfe von Menschen mit und ohne Behinderung sein können. "Mein Wunsch wäre es, dass überlegt wird, was selbstbestimmtes Leben für uns alle bedeutet", sagte er im Gespräch mit Katja Leistenschneider.

Danach referierte die Rechtsanwältin Katja Ladenburger. Sie stellte dar, welche rechtlichen Aspekte bei einem Strafverfahren wegen sexualisierter Gewalt zu beachten sind und stellte die alte und neue Rechtslage gegenüber. "Bei Sexualstraftaten gibt es in der Regel keine oder kaum objektive Beweise", erklärte die Fachfrau.

Den letzten Vortrag hielt Ulla Riesberg von Mobile - Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V. Sie zeigte, wie sie und ihre Kolleginnen und Kollegen begleitete Elternschaft unterstützen. Dass auch Menschen mit Behinderung elterliche Fähigkeiten erlernen können und genauso wie Menschen ohne Behinderung die Bedürfnisse ihrer Kinder befriedigen können. "Mir geht es darum, dass die Eltern die Hilfe bekommen, die sie brauchen, um mit ihrem Kind zusammenleben zu können", so Riesberg. Mobile betreut 13 Familien mit insgesamt 23 Kindern, dabei ist in jeder Familie mindestens ein Elternteil mit interkultureller Beeinträchtigung.

Eine Abschlussdiskussion mit Brigitte Bartels, Fachbereichsleiterin Soziales in Herne, Bettina Szelag, Vorsitzende des Beirats für die Belange von Menschen mit Behinderung in Herne, und Rochus Wellenbrock, Geschäftsführer wewole Stiftung, rundet die Fachtagung ab.

Anja Gladisch