Familie steht für Jugendliche an erster Stelle

25. August 2016 | Gesellschaft

Die Forscher befragten Jugendliche zwischen zwölf und 25 Jahren - „die erste Generation, die komplett nach der Wiedervereinigung aufgewachsen ist“, so Albert. Er sieht diese jungen Leute als eine „pragmatische Generation im Aufbruch“. Sie sind realistisch, sehen ihre Zukunft aber weitgehend positiv. Auffallend dabei sei, so Albert, dass es seit Jahren eine tiefe Kluft zwischen jungen Menschen aus der Unterschicht und denen aus der Ober- und Mittelschicht gäbe.

Die Forscher hatten die Jugendlichen in gesellschaftliche Gruppen eingeteilt, anhand ihres Einkommens, ihrer Bildung und ihrer Zufriedenheit mit den Lebensbedingungen. Dabei zeigte sich, dass die Jungen und Mädchen aus wohlhabenden Schichten die Welt und ihre persönliche Zukunft optimistischer sehen, als ihre Altersgenossen der unteren Schichten.

Mehr Interesse für Politik

Als überraschendes Ergebnis präsentierte Albert, dass die Jugendlichen sich deutlich mehr für Familie und Freunde, aber auch für Politik interessieren als bei der letzten Shell-Jugendstudie. So steht Freunde treffen auf Platz eins der wichtigsten Hobbys. Weniger wichtig, aber deutlich beliebter als noch vor kurzem ist, Zeit mit der Familie zu verbringen.

Zum neuen Trend passt auch, dass 91 Prozent – also neun von zehn Jugendlichen – wichtig finden, dass neben dem Job noch genügend Zeit für die Familie bleibt. Die meisten sind trotzdem überzeugt, ihre beruflichen Wünsche umsetzen zu können. Wobei sich hier eine deutliche Kluft auftut: Weniger als die Hälfte der jungen Menschen aus der Unterschicht glaubt, sich ihren Berufswunsch erfüllen zu können.

Trotzdem die Familie so beliebt ist, wie lange nicht, wollen nur 64 Prozent der Befragten eigene Kinder haben. Die anderen wollten lieber keine oder waren noch unentschlossen. Immerhin: Ein Viertel von ihnen glaubt, auch ohne Familie glücklich zu werden.

Jugendliche sind dem Internet gegenüber kritischer

Auch im Hinblick auf die Medien erkannte Albert eine deutliche Trend-Wende: Das Fernsehen verliert seine Bedeutung, dafür legt das Internet leicht zu. Obwohl sie das Internet immer stärker nutzen, wissen junge Menschen auch um dessen problematische Seiten: „Wenige Jugendliche vertrauen Internet-Angeboten. Sie wissen, dass sie nicht unabhängige Nutzer sind, sondern Teil des Geschäftsmodells. Der Facebook-Trend ist gebrochen“, erklärte der Bielefelder Forscher. Ohnehin würden die Jugendlichen im Internet vorwiegend Kontakt zu ihren engen Freunden pflegen, die sie auch regelmäßig treffen.

Weniger Vertrauen haben Jugendliche auch in Politiker, obwohl ihr Interesse an der Politik steigt. Statt in Parteien einzutreten, unterschreiben sie lieber Online-Petitionen oder verzichten auf Produkte, deren Herstellung sie kritisieren. Es ist eben eine pragmatische Generation.