Familienkiosk in Baukau geplant
Nicht alle Familien sind in der Lage, notwendige Versorgungsangebote für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen. Termine zu vereinbaren, zusätzliche Wege einplanen oder ähnliche Situationen stellen große Herausforderungen für manche Familien dar. Damit Kinder gesund und chancengerecht in Herne aufwachsen können, plant die Stadt Herne die Errichtung eines sogenannten Familienkiosks im Kaiserquartier in Baukau-Ost. Das Konzept wurde am Dienstag, 19. Dezember 2023, bei einer Pressekonferenz im Herner Rathaus vorgestellt. Der Familienkiosk soll eine zentrale Anlaufstelle für gesundheitliche und soziale Belange für Familien werden.
Dr. Angelika Burrichter erläutert beim Pressegespräch die Notwendigkeit des Konzeptes. Foto: Frank Dieper, Stadt Herne.
Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda macht deutlich, dass es sich bei dem Familienkiosk um ein Gemeinschaftsprojekt vieler Akteure handelt: „Wir arbeiten jetzt alle gemeinsam.“ Dr. Angelika Burrichter, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, erläutert die Notwendigkeit des Konzeptes: „Wir sehen eine deutliche Zunahme von Verhaltens- und Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen.“ Wichtig sei es, rechtzeitig zu intervenieren und passgenaue Hilfsangebote zu machen. Viele Familien seien allerdings nicht in der Lage, proaktiv Hilfe in Anspruch zu nehmen. Umso relevanter sei es, dass der Familienkiosk Hilfs- und Versorgungskonzepte zusammenbringe und ein Ort des „offenen Ohres“ für die Familien vor Ort werde. Herzstück sollen sogenannte Familienlotsen sein, die Familien betreuen und Unterstützungsmöglichkeiten organisieren. „Wir wollen die Familien stärken und unseren Beitrag dazu leisten, chancengerechtes Aufwachsen zu ermöglichen“, so Dr. Burrichter weiter.
In dem Kiosk soll es dann ohne Anmeldung und mit konkreten Ansprechpersonen ganz unbürokratische Hilfe geben, wie Dezernentin Stephanie Jordan berichtet. Der Kiosk soll Brücken schlagen zu unterschiedlichen Angeboten. Das könne die Jugendhilfe sein, therapeutische Angebote oder auch die Schuldnerberatung – eine große Vielfalt an Hilfen ist möglich.
Wichtige Kooperationspartner sind neben dem Fachbereich Kinder-Jugend-Familie auch die Herner Kinderarztpraxen. Dr. Lars Vogler von Paedicum Ruhrkidz weiß: „Wir sehen viele Familien, von denen wir wissen, dass jemand sie an die Hand nehmen müsste, damit sie Hilfe bekommen.“ Der Familienkiosk könne in Baukau so eine Hilfe sein. Das Paedicum Ruhrkidz zieht mit der Praxis, die aktuell an der Bahnhofstraße ansässig ist, voraussichtlich im Herbst 2024 in die Räumlichkeiten im dann fertiggestellten Kaiserquartier. Um Familien möglichst niedrigschwellig zu begleiten, hat die Stadt Herne für den Familienkiosk die unmittelbare Nähe zur neu entstehenden Praxis gewählt. „Der Kiosk ist ein sehr präventiver Ansatz, der hoffentlich dazu führt, dass wir weniger psychiatrische Krankheiten im Jugendalter sehen“, so Dr. Vogler, der den Standort von Paedicum Ruhrkidz in Wanne und Herten beibehält.
Auch Dr. Özlem Aksünger von den Kinderärzten an der Kreuzkirche in Herne-Mitte kennt die Hilfebedarfe von Familien: „Ich wünsche mir, dass Kindern geholfen wird, sodass sie sich ihre Chancen nicht erkämpfen müssen.“ Sie kenne die Schwierigkeiten von Kindern mit Migrationsgeschichte, da sie selbst eine habe, wie sie berichtet.
Wann genau der Familienkiosk entstehen kann, stehe noch nicht fest. Die zentrale Anlaufstelle für gesundheitliche und soziale Belange von Familien soll auf etwa 150 Quadratmetern entstehen.
Anja Gladisch