Fest verwurzelt in Herne

22. Mai 2025 | Ausgabe 2025/2

Seit mehr als 50 Jahren an der Eickeler / Holsterhauser Straße zuhause

In einer Welt, in der sich vieles ständig verändert, gibt es doch noch Orte und Menschen, die für Beständigkeit stehen. Ein solches Beispiel findet sich an der Holsterhauser Straße 329 in Herne, wo Christa und Siegfried Scholz seit Jahrzehnten zuhause sind – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Seit nunmehr 51 Jahren lebt das Ehepaar in derselben Mietwohnung. Für Siegfried Scholz ist es sogar noch mehr, er zog bereits als Zehnjähriger im Juni 1954 mit seinen Eltern von Wanne-Eickel in die Holsterhauser Straße 337. Die Straße hieß übrigens bis 1975 Eickeler Straße, wurde im Zuge der Städteehe umbenannt. Beide haben in dieser langen Zeit miterlebt, wie sich eine der wichtigsten Hauptverkehrsstraßen Hernes von einem Feldweg zu einer vierspurigen, viel befahrenen Verkehrsachse entwickelt hat. Der Bauherr Kürasch, der bis 1945 ein Baugeschäft in Schlesien geführt hatte, fing in Herne neu an. Er baute hier drei Wohnhäuser. 1955 wurde aus dem Feldweg eine richtige, gepflasterte Straße. Ein Jahr zuvor waren sich Christa und Siegfried Scholz erstmals begegnet: Weil auch die Tante und der Onkel von Christa Scholz hier eine Wohnung bezogen, kamen ihre Eltern mit der zweijährigen Christa zu Besuch und die Kinder liefen sich beim Spielen im Sandkasten über den Weg.

Siegfried und Christa Scholz mit ihrer Großnichte Josie, die schon 2014 auf dem Plakat der Cranger kirmes zu sehen war, wohnen gerne in Herne.

51 Jahre verheiratet

„Natürlich hat sich im Laufe der Jahre vieles verändert – aber wir fühlen uns hier bis heute sehr wohl“, sagt Christa Scholz, die vor ihrer Pensionierung bei der AOK gearbeitet hat. Ihr Ehemann brachte es im Laufe seiner Karriere vom Lehrling bis zum Mitinhaber eines Betonsteinwerks, das 1955 gegründet wurde und heute noch besteht. Richtig kennengelernt haben sich die beiden über die Arbeit: 1974 heiratete Siegfried Scholz die Tochter eines Arbeitskollegen – im selben Jahr zogen sie gemeinsam in ihre heutige Wohnung.

Von Schlesien nach Herne

Damals war im Erdgeschoss des Eckhauses an der einstigen Eickeler Straße, heute Westring, die Bäckerei Mansfeld ansässig, die später von der Familie Granitzka übernommen wurde. Auch diese Bäckerei ist inzwischen Geschichte – sie schloss im Jahr 2019 endgültig ihre Türen. Trotz vieler Veränderungen im Viertel sind Christa und Siegfried Scholz geblieben. Ihre Wurzeln reichen weit zurück: Die Familien der beiden kamen ursprünglich aus Schlesien nach Deutschland. Durch enge Netzwerke aus der alten Heimat fanden sie nicht nur Arbeit, sondern auch zueinander. Heute leben sie zufrieden in ihrer kleinen, gemütlichen Wohnung – ganz ohne Balkon, aber dafür mit einem tiefen Gefühl von Heimat, das sich über die Jahrzehnte gefestigt hat.

Text: Philipp Stark     Fotos: Bildarchiv, Familie Scholz