Verzehrempfehlung

Firma Silex: LANUV sammelt neue Testergebnisse

8. Juni 2020 | Gesellschaft

Grund für die aktuelle Verzehrempfehlung sind weitere Testergebnisse, die das LANUV bei einer im März durchgeführten Löwenzahn-Untersuchung gewonnen hat. Bei diesem Screening wurden PCBWerte festgestellt, die über dem Orientierungswert für den maximalen Hintergrundgehalt (OmH) liegen. Da bisher weder Land noch Bund Einordnungen zu gesundheitlichen Auswirkungen gemacht haben, wurde diese vorsorgliche Verzehrempfehlung ausgesprochen. Die Stadt Herne hat bereits damit begonnen, die Anwohnerinnen und Anwohner sowie Einrichtungen per Postwurfsendung zu informieren. Zudem ist für Fragen der Anwohner auch ein Info-Telefon unter der Rufnummer 0 23 23 / 16 30 06 geschaltet. Zusätzlich hat die Stadt Herne unter www.herne.de/pcb alle Informationen gebündelt. Folgende Blattgemüse sollten im betroffenen Bereich bis auf weiteres nicht im eigenen Garten angebaut und verzehrt werden: Grünkohl, Mangold, Spinat, Pflücksalat, Feldsalat, Rucola, Rübstiel, Staudensellerie, Kräuter, weitere Gemüse, von denen die Blätter verzehrt werden.

Die folgenden Gemüse und Früchte können weiterhin im eigenen Garten angebaut und verzehrt werden: Kopfsalat und andere kopfbildende Salate, Weiß- und Rotkohl, Blumenkohl, Rosenkohl und weitere kopfbildende Kohlsorten, Wurzel- und Knollengemüse, wie z. B. Möhren, Radieschen, Kartoffeln, Fruchtgemüse, wie z. B. Tomaten, Salatgurken, Erbsen, Bohnen, Früchte, die gut gewaschen und/ oder geschält werden können (z. B. Äpfel, Birnen, Pflaumen).

  • © Frank Dieper, Stadt Herne

Die Gemüse und Früchte sollten allerdings vor dem Verzehr in jedem Fall sehr gut gewaschen und/oder geschält werden. Bei Salat und Kohl sollten die äußeren Blätter komplett entfernt werden. Das LANUV hatte an vier Messpunkten im Umfeld des Firmengeländes das Löwenzahn-Screening durchgeführt. Bei dieser Methode wird analysiert, ob Pflanzen im Umfeld von Firmen Schadstoffe aufgenommen haben. Löwenzahn ist Namensgeber für diese Testmethode, da er besonders gut für die Untersuchung geeignet ist. Die Ergebnisse für PCB-gesamt μg/kg FM (Mikrogramm/Kilogramm Frischmasse) liegen zwischen 2,3 und 16 μg/kg FM und damit über dem OmH von 1,7 μg/kg FM. Weitere Erkenntnisse sollen nun durch eine vergleichbare Untersuchung an Grünkohlpflanzen ermöglicht werden. Aufgrund der Vegetationszeit von Grünkohl ist mit den Ergebnissen im Spätherbst oder Winter zu rechnen. Die Stadt Herne hat bei der Firma Silex schon im März präventiv darauf hingewirkt, alternative Stoffe als Vernetzer im Produktionsprozess zu verwenden. Bereits jetzt wurde der Einsatz um ein Drittel reduziert. In den kommenden sechs Wochen soll der Einsatz weiter auf die Hälfte der Ausgangsmenge vermindert werden.

Die Stadt Herne erwartet von dem Unternehmen jedoch eine noch weitere Verringerung auf zwanzig Prozent des Ausgangswertes bis zum Jahresende. Die Firma Silex produziert an der Werderstraße Silikonschläuche und Profildichtungen für den Weltmarkt. Silex ist eines von insgesamt acht Unternehmen in NRW, das einen so genannten Vernetzer bei der Herstellung von Silikonerzeugnissen einsetzt. Bei dessen Verwendung kann PCB entstehen. Die Verwendung des Vernetzers im Produktionsprozess ist ausdrücklich zulässig. Derzeit besteht die paradoxe Situation, dass die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PCB durch EU-Recht grundsätzlich verboten sind. Wenn PCB jedoch nicht zielgerichtet hergestellt werden, sondern unbeabsichtigt bei der Silikonherstellung entstehen, ist die Rechtslage sehr komplex und die Hürde für ein behördliches Eingreifen höher. Betriebe dieser Art unterliegen bislang keiner besonderen Genehmigungspflicht. Daher begrüßt die Stadt Herne ausdrücklich die aktuell in den Bundesrat eingebrachte Initiative des Landes NRW, silikonverarbeitende Betriebe in den Kreis der immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftigen Anlagen aufzunehmen. Anders als bei dem silikonprodzuierenden Unternehmen in Ennepetal sind in Herne keine PCB-Flocken in der Nachbarschaft des Betriebes aufgetreten. Nach heutigem Kenntnisstand geht nach Aussage des NRW-Umweltministeriums die größte Gefährdung von Mitarbeitenden und Anwohnerinnen und Anwohnern von den Flocken aus.