Stadt will Eigentümer leerstehender Immobilien anschreiben

Flüchtlinge ziehen in Siemensgebäude

31. August 2015 | Gesellschaft Wirtschaft

Platz für 95 Personen - Turnhalle Steinstraße bald wieder für Sportzwecke geöffnet

"Nach und nach werden weitere Flüchtlinge, die der Stadt Herne zugewiesen sind,  das renovierte Gebäude an der Südstraße beziehen", unterstreicht Brigitte Bartels, Leiterin des Fachbereichs Soziales. Insgesamt ist Platz für 95 Personen. Die Turnhalle an der Steinstraße wiederum wird sich am Dienstag leeren und im Laufe der Woche für ihre eigentliche Funktion geöffnet, also wieder von Schülern und Sportlern erobert werden.

Flüchtlinge sollen sich selbst beköstigen

Wohnräume, sanitäre Anlagen, Duschen, Küchenräume, Räume mit Waschmaschinen - an vieles ist gedacht. So werden die Flüchtlinge sich auch das Essen selbst zubereiten - die Räume dafür stehen parat. "Wir wollen die Eigenständigkeit fördern", betont Bartels. Dafür erhalten sie pro Person einen Satz von etwa 380 Euro. Eine Sozialarbeiterin wird mit festen Öffnungszeiten die neuen Bewohner beraten. Ein 24-Stunden-Sicherheitsdienst sorgt dafür, dass Fragen und Konflikte friedlich bereinigt werden.

  • Die zweite Fluchttreppe liegt zur Montage bereit. Neue Flüchtlingsunterkunft Südstraße, ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Weitere Wohnmodule auf dem Areal

"Noch ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht", sagte Sozialdezernent Johannes Chudziak, "die Situation hat sich sehr verschärft, deshalb stehen wir vor einer großen Herausforderung. Aber dieser Schritt bringt uns Entlastung". Optimistisch stimmt Chudziak, dass die Bevölkerung die Flüchtlinge so positiv aufnehme. Er fügte hinzu, die Stadt denke darüber nach, auf dem Gelände hinter dem Siemens-Gebäude weitere Wohncontainer oder auch Leitbau-Module zu platzieren.

Kämmerer will Eigentümer anschreiben

Auch Kämmerer Dr. Hans Werner Klee sprach von einer "immensen Herausforderung", welche die Stadtverwaltung an ihre Grenzen bringe. So belaufe sich die Aufwendung für einen Flüchtling pro Jahr 12.000 Euro. Deshalb forderte er das Land dazu auf, die Kommune von den gesamten Kosten der Flüchtlingsunterbringung zu entlasten. Zudem kündigte der Kämmerer an, demnächst Eigentümer anzuschreiben, die im Besitz von leerstehenden Immobilien seien, um die Möglichkeit zu prüfen, sie für die Unterkunft von Flüchtlingen bereit zu stellen.

Zentrale Einrichtungen sind wichtig

Die "große Bereitschaft bei vielen Vermietern", auch an Flüchtlinge zu vermieten, lobte Thomas Bruns, Chef von Gebäudemanagement Herne. "Aber wir kommen bei den Zahlen nicht umhin, auch große zentrale Einrichtungen zur Verfügung zu stellen - wie dieses Gebäude an der Südstraße, dass 100 Personen aufnehmen kann."

Vermieter des Gebäudes an der Südstraße ist Uwe Kappel, Chef der Kappel Hibernia II GmbH. Nach dem Ratsbeschluss im Mai hat er die Innenbereiche in drei Monaten in einen "Beherbergungsbetrieb" umgestaltet. Nun können die Flüchtlinge in neu wirkende Räume einziehen.