Journalistenzentrum

Fotos aus dem Ahrtal

7. Dezember 2021 | Gesellschaft
Momentaufnahme aus dem Ahrtal. ©Carmen Molitor, JZH

Die 20 Bilder der „Leerstellen“-Ausstellung sind bei Molitors regelmäßigen Fahrten in die Katastrophenregion in den ersten drei Monaten nach der Flut entstanden. Sie wurden von Molitor, die im Kreis Ahrweiler aufgewachsen ist und heute in Köln lebt, mit dem Smartphone gemacht. Sie wollte damit die großen Verluste und die ganz besondere Stimmung dokumentieren, die das Tal in dieser Zeit prägten.

Die Besuche waren noch mehr für sie: Molitor ist im Kreis Ahrweiler aufgewachsen und hat dort zu Beginn ihres Berufslebens bei der „Rhein-Zeitung“ ein Tageszeitungsvolontariat gemacht. Nach einem Einsatz in der Entwicklungszusammenarbeit in Ostjerusalem kehrte sie Ende 2020 nach Deutschland zurück und erlebte ein paar Monate später die Folgen der Katastrophe in ihrer Heimat hautnah mit.

Ihr Vorteil: Molitor weiß, was in dieser Region Gemeinschaft und Nachbarschaft ausmachen. Davon erzählen die Bilder, die sie mit professionellem journalistischem Blick und dem journalistischen Universalwerkzeug Smartphone gemacht hat. Im Journalistenzentrum Herne im Shamrockpark hängen nun Molitors Bilder, die oft menschenleer sind, die gerade durch ihre Bezogenheit allein auf Dinge zeigen, wo die Menschen fehlen. Oder was den Menschen fehlt. Bilder, die Lücken deutlich machen und erahnen lassen, was Gemeinschaft dafür notwendig ist und wie es aussieht, wenn all das plötzlich fehlt.

Carmen Molitors journalistischer Blick hat neben dem Leid und der Not auch die Wunden gesehen, die die Flut nicht nur bei den Menschen, sondern in der Infrastruktur geschlagen hat. Molitor hat dort Fotos gemacht, wo die Fotografinnen und Fotografen der großen Agenturen nicht waren. Ihre Fotos sind dabei keine Schnappschüsse, vielmehr Momentaufnahmen einer Krisensituation.

Kursteilnehmer der journalistischen Aus- und Weiterbildung im Journalistenzentrum Herne werden sich intensiv mit der Flut-Katastrophe und der journalistischen Rezeption auseinandersetzen. Zugleich soll mit Bürgern und Nachbarschaftsgruppen aus Herne diskutiert werden, was Gemeinschaft und was Nachbarschaft ausmacht.

Die Ausstellung „Leerstellen” wird über die Stadt Herne gefördert. Sie wird im Journalistenzentrum Herne am Dienstag, 14. Dezember um 18 Uhr eröffnet. Dazu wird auch Carmen Molitor nach Herne kommen. Angesichts der Corona-Lage müssen interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Nachbarschaftsgruppen sich für Führungen und Gesprächsabende vorher anmelden, unter Tel. 0 23 23 / 22 75 30 oder per E-Mail info@journalistenzentrum-herne.de. Es gelten die 2Gplus-Regeln.

Wer eine nachbarschaftliche Hilfsaktion im Ahrtal unterstützen möchte, dem legt Carmen Molitor eine private Versorgungsstation am Schwimmbad in Ahrweiler ans Herz. Die Station entstand ausschließlich durch privates Engagement. Hier werden seit einigen Monaten Nachbarn aus dem Viertel, vor allem ältere Menschen, die von der Flut betroffen sind, von lokalen Ehrenamtlichen mit warmen Mahlzeiten aus gespendeten Lebensmitteln versorgt. Spendenkonto: HangAHR21, Mats Wirfs. IBAN: DE15 3705 0299 0073 61.